Nach den Herbstferien und der endlich einkehrenden Ruhe wollte ich mich mit einer Angelegenheit beschäftigen, die schon lange geplant war. Haydens Geburtstagsgeschenk.
Da es sein letztes wurde, wollte ich Gas geben. Wir hatten alle gemeinsam vereinbart, uns alle nur bis zum 18. Geburtstag zu beschenken. Treyton hatte von mir personalisiertes Autozubehör erhalten und Brea ein besonders skandalöses Tagebuch aus dem 18. Jahrhundert. Ich hatte es unendlich lange gesucht und auf einer Auktion ersteigert. Sie hat deswegen Rotz und Tränen vergossen und es eingerahmt. Dazu hatte sie eine Lesekopie erstellt, um das Original nicht zu beschädigen. Sie nahm ihr merkwürdiges Hobby also sehr ernst.
Für Hayden hatte ich etwas anderes im Sinn. Ich wollte seine Leidenschaft für das Fechten mit der Begeisterung für die Sterne verbinden. Ich hatte einiges über Rapiere gesammelt, aber die Sterne waren mir immer noch fremd. Also ging ich nach dem Unterricht dorthin, wo man außerhalb des Internets nach Informationen suchte. Die Bibliothek.
Das Erste, was ich machte, war einen Computer aufzusuchen, um im Bücherkatalog Literatur über Sterne zu finden. Das System spuckte schnell einige heraus. Natürlich waren sie in der Physikabteilung. Wo auch sonst. In dem Fach, in dem ich eine Niete war und Hayden seine Glanzleistungen erbrachte.
Ich filterte die Suche nach neueren Werken. Zum Glück stieß ich auf ein Buch namens ›Astronomie für Dummies‹. Ich war nicht dumm, aber Physik war mein schwächstes Fach, daher suchte ich nach leicht verständlichen Erklärungen. Dennoch fühlte es sich beleidigend für mich an, meine Niederlange so anzunehmen.
Ich schnappte mir einen Zettel und notierte die Daten zu dem Buch. Dann löschte ich den Suchverlauf und begab mich auf die Suche.
Der Beschilderung folgend, blieb ich beim Kürzel ›PHY‹ stehen. Es gab mehrere Bücher und Regale mit diesem Zeichen. Mich interessierte jedoch nur das Werk mit der Nummer 164. Also musste ich die Rückseite des ersten Regals nehmen.
Ich fand es schnell, weil die Bücherei logisch sortiert war.
Das Buch, das ich in der Hand hielt, war nicht schwer. Es war giftgelb und nicht gerade ästhetisch ansprechend. Schnell blätternd bemerkte ich viele Bilder. Super, das macht es um einiges leichter.
Zufrieden drückte ich das Einzelband an mich und wollte verschwinden, doch gerade als ich mich umdrehen wollte, hielt mich eine vertraute Stimme auf.
»Du hättest mich auch einfach fragen können.« Verdammt. Warum ist er überall?
Ich biss mir wie ertappt auf die Unterlippe und schaute mich um, konnte jedoch niemanden entdecken. Dann blinzelte ich schmaläugig durch die Regale und erkannte Haydens blonde Haare. Er schob einige Bücher zur Seite und grinste mich süffisant an. Am liebsten hätte ich ihm die Grimasse aus dem Gesicht gezogen.
»Bist du ein Stalker?«, prustete ich und trat näher an das Regal, hinter dem er sich versteckte. Hayden schob weitere Bücher weg, damit wir uns deutlicher sehen konnten. »Ich bin kein ›Stalker‹. Du bist in mein Territorium eingedrungen, Aella. Hast du vergessen, in welcher Abteilung du bist?« Verdammt, er hat recht. Blöde Physik.
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More Than You - Cardell Academy I (German)
Teen Fiction»Ja, eine Bitch bin ich... irgendwie. Damit kann ich leben«, zupfte ich an meinem schwarzen Schulblazer und fuhr fort, »dafür habe ich mich offensichtlich bekannt gemacht... aber was bedeutet es schon, wenn ich das über mir selbst sage.« -•-•-•-•-•...