Verdammt, was war das? Ein Kuss?!
Ich schlug ruckartig mit meiner flachen Hand gegen die Shampooflasche. Sie riss in der Dusche alles mit sich. Mit schrumpeligen Fingern hob ich sie auf. Wie lange stehe ich schon unter der Dusche?
Schon seit der Pause war ich so durcheinander und hatte beim Training die dümmsten Fehler gemacht. Ich war sogar über die Tribünestufen gestolpert und fühlte mich wie ein Volldepp, weil es für alle anderen so wirkte, als hätte ich das Laufen verlernt.
Verärgert über mein Verhalten, drehte ich das Wasser ab und stieg aus der Dusche. Ich wickelte mir ein Handtuch um die Hüfte und stellte mich vor den beschlagenen Spiegel am Waschbecken. Mit meiner Hand rieb ich einen runden Bereich frei. Meine Haut schien förmlich auf dem kühlen Gegenstand zu glühen. Selbst das eiskalte Wasser hatte mir nicht geholfen. Mein Gesicht war immer noch komplett rot.
Wieso verhalte ich mich in letzter Zeit so bescheuert?
Kopfschüttelnd trat ich aus dem Badezimmer und konnte mir die herausgelegte Kleidung anziehen, bevor die Tür aufsprang und Blaze herein kam. Er hatte seine Tasche über seine Schulter gehängt und eine Medaille um den Hals. Anscheinend hatte er gewonnen. Nichts Neues.
Er wirkte nicht gerade zufrieden, und als er die Schachteln bemerkte, die Clara in seiner Abwesenheit vor die Tür gelegt hatte, wirkte er blass im Gesicht.
Brummend warf er seine Tasche auf den Boden und trat gegen die Kartons, sodass sie umfielen. Das ging schon eine Weile so, aber Blaze sprach nicht darüber. Es schien ihm unangenehm.
Etwas zufriedener, da er die Pappe halbwegs kaputt gemacht hatte, drehte sich mein bester Freund zu mir um.
»Alter, warum bist du so rot im Gesicht? Hast du zu heiß geduscht und dich verbrannt?«, schreckte Blaze auf, als er mich erblickte. Ich presste meine Lippen zusammen und hob mein Handtuch vom Boden. Kommentarlos ging ich ins Badezimmer und räumte meine Sachen weg.
Blaze schob sich an mir vorbei zur Dusche und überprüfte die Wassertemperatur am Hahn.
»Bist du ein Schneemann, dass du dich mit eisigem Wasser wäschst?«, bemerkte er und folgte mir aus dem Bad heraus. Gegen den Türrahmen gelehnt, taxierte er mich, als ich mich mit einem Buch in der Hand auf einen Sitzsack schmiss. Irgendwie musste ich mich beschäftigen, mich ablenken, damit ich nicht durchdrehte.
»Hast du etwa an etwas Schweinisches gedacht, dass du wie eine Tomate aussiehst? Oder hast du dir die Hörner mit deiner Hand abgestoßen?«, lachte er auf, »...nicht mal dann wäre das möglich.« Mein Durcheinander amüsierte Blaze ausgesprochen.
Ich ließ mich von ihm nicht beirren und starrte auf mein Buch. Langsam versuchte ich, die einzelnen Buchstaben zu lesen, aber mein Kopf konnte sie nicht verarbeiten. Super! Jetzt bin ich auch noch ein Analphabet. Tomate und Analphabet.
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More Than You - Cardell Academy I (German)
Roman pour Adolescents»Ja, eine Bitch bin ich... irgendwie. Damit kann ich leben«, zupfte ich an meinem schwarzen Schulblazer und fuhr fort, »dafür habe ich mich offensichtlich bekannt gemacht... aber was bedeutet es schon, wenn ich das über mir selbst sage.« -•-•-•-•-•...