Am nächsten Tag wurde mir klar, mit wem ich sprechen musste. Treyton wusste unter uns vieles, da er wie ein Vater oder Onkel über die Gruppe wachte. Ich musste ihn aufsuchen. Nur er konnte mir sagen, warum Blaze mir seine ätzende Freundin verschwieg.
Ich saß mit Brea und Hayden draußen auf der Wiese, abgeschottet von anderen Schülern. Den ganzen Morgen hatte ich versucht, Treyton zu erreichen, doch es kam keine Antwort zurück.
Seit gestern konnte ich die gewonnene Information nicht verarbeiten. Ich hatte mich zurückgehalten, Treyton nicht am gestrigen Abend damit zu überfallen, also wartete ich bis zum nächsten Morgen. Doch jetzt hockte ich hier und tappte im Dunkeln. Ich hasste es.
»Hey, warum schreibt Treyton mir nicht zurück?«, fragte ich ungeduldig und fuchtelte an meinem Handy herum. Immer wieder schaute ich auf meinen Bildschirm, aber keine Nachricht blinkte auf.
Brea schmiegte sich an meinen Arm. »Das ist einfach, er hat sein Handy fallen gelassen. Es ist in Reparatur«, murmelte Brea in meinen Ellbogen. Ich spürte die Wärme ihres Atems an meiner Armbeuge. »Was? Ich muss dringend mit ihm reden. Wo ist er?«, stieß ich beinahe verzweifelt aus.
Brea erkundete meinen angespannten Gesichtsausdruck. Sie musterte mich mit schmalen Augen, sodass man sie kaum noch richtig erkennen konnte.
»Er hat gerade Unterricht. Wie dringend ist es denn?«, wollte sie wissen und kniete sich hin. Hayden saß uns gegenüber und hörte aufmerksam zu, während er so tat, als würde er sein Buch lesen. Mir brauchte er nichts vormachen.
Brea seufzte zunächst und lachte danach wie verrückt. Ich wirkte wahrscheinlich so ungeduldig und grenzenlos verzweifelt, dass mein Anblick sie amüsierte.
»Bitte, Brea, sag mir, was ich tun soll« Sie stand auf und ich sprang ebenfalls auf. Hayden blickte nur neugierig zwischen uns hin und her. Dann begleitete er uns schweigend, während wir Treytons Klassenraumfenster von draußen suchten.
Minuten später standen wir vor einem Fenster des ersten Stockwerks, dass über uns ragte. Es war zu hoch, als dass ich alleine dort anklopfen konnte.
»Wenn du auf meine Schultern kletterst oder ich auf deine Schultern, könnten wir groß genug sein, um Treyton eine Nachricht zu übermitteln. Er sitzt direkt am Fenster«, meinte Brea, als wäre es ein Kinderspiel. Ich bemerkte, wie Hayden sein Grinsen unterdrückte. Ich lächelte ihn mit einem Steck-dein-Grinsen-sonst-wo-hin-Lachen an.
Ich musste dringend mit Treyton sprechen und wollte keine weitere Sekunde verschwenden. Also versuchten wir es, aber es stellte sich schnell heraus, dass Brea einfach zu klein war.
»Hey, das klappt nicht. Ich brauche eine Leiter oder etwas Ähnliches«, keuchte ich, als ich meine Hände auf meine Knie presste. »Okay, ich schau mich mal um. Du kannst solange hier mit der Giraffe warten«, deutete Brea an und verschwand.
Ich konnte aber nicht länger warten. Nervös tippte ich mit meinem Finger gegen meinen Ellbogen und schielte zu Hayden hinüber.
Dieser verdammte Riese. Amüsiert es ihn, dass ich hilflos bin? Blöder... Riese... Moment. Riese!
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More Than You - Cardell Academy I (German)
Teen Fiction»Ja, eine Bitch bin ich... irgendwie. Damit kann ich leben«, zupfte ich an meinem schwarzen Schulblazer und fuhr fort, »dafür habe ich mich offensichtlich bekannt gemacht... aber was bedeutet es schon, wenn ich das über mir selbst sage.« -•-•-•-•-•...