Mir lag Haydens Geschenk immer noch im Nacken und langsam spürte ich deshalb den Druck. Ich war unzufrieden mit meinen bisherigen Skizzen. Immer wieder musste ich an einen Gegenstand aus seinem Zimmer denken. Ich wollte es nur zu gern nochmal betrachten. Die Form hatte meine Aufmerksamkeit erregt. Das Problem war nur, dass ich nicht zurück auf das Johnson Anwesen konnte. Also musste ich schnellstmöglich eine Lösung finden.
Ich stupste Hayden während des Mittagessens an. Er sah auf und ließ seine Gabel sinken. »Gib mir Henrys Nummer«, befahl ich fast schon. Verdutzt starrte er mich an. »Wofür willst du seine Nummer?« Um mit ihm zu flirten...was wohl, du Depp.
Ich faltete meine Hände vor meinem Teller zusammen. Ich hatte noch Reste vom Gemüseauflauf.
»Das geht dich nichts an.«
Mit schiefen, schmalen Augen durchbohrte er mich. »Das geht mich sehr wohl etwas an, er ist mein kleiner Bruder.« Ich stieß ihn mit dem Ellenbogen an. »Ich frage ihn nicht nach einen Date. Stell dich nicht so an. Er mag mich. Wenn dir das nicht passt, gib mir die von Kate«, meinte ich lässig und schwang meine Hand hin und her.
»Er ist nur ein Kind. Es ist nicht so, als würde ich die Nummer von Jakes neuem heißen Freund an Aella weiterleiten. Warte, das hört sich nach einer guten Idee an. Hey Aella, willst du...«, kommentierte Brea schnell. »Hört auf mit dem Schwachsinn«, brummte Hayden und nahm einen Mundvoll seines Fisches. Blaze nickte ihm zustimmend zu.
»Also Ale hat Alyssias Nummer und sie stehen in engem Kontakt. Sie lästern mit Sicherheit über mich«, meinte er locker und knabberte an etwas, das wie Blumenkohl aussah. Er wirkte nicht gerade begeistert. Also tunkte er es heimlich in Tomatenketchup, während er sich auf paranoide Weise umsah.
Aufgrund der Anweisung seiner Eltern, da Alyssia gepetzt hatte, wurde seine Ernährung überwacht. Blaze nahm das wörtlich. Er dachte, dass jeder Mitarbeiter des Internats ihn beobachtete.
»Bekomme ich die Nummer oder nicht?«, wiederholte ich diesmal als Frage. Hayden kaute an der Innenseite seiner Wange, zückte aber dann endlich sein Handy heraus. Zwei Kontakte wurden mir im Privatchat zugesendet. Endlich.
Mit meiner flachen Hand schlug ich auf den Tisch und sprang dann sofort auf und nahm mein Tablett mit Essen. Bevor ich ging, sagte ich, dass ich etwas zu erledigen hätte und haute schon ab. Dann beeilte ich mich zur Geschirrabgabe und verließ den Speisesaal. Auf dem Weg speicherte ich die Nummern in mein Handy ein. Anschließend wählte ich Henrys Nummer.
Ausgehend davon, dass die Schule seiner Klassenstufe erst nächste Woche begann, mussten Kate und er zu Hause sein. Bevor jemand ranging, huschte ich in eine Seitengasse und drückte auf den Videoanrufknopf.
Es dauerte eine Minute, bis jemand ranging. Dann erschien das Gesicht des mir bekannten kleinen Jungen. Mit großen, überraschten Augen starrte er mich an.
»Aella«, kam es ihm kaum hörbar über den kleinen Mund. Henry wirkte verstreut. Neben ihm erschien ein weiterer Kopf. Kate.
»Hallo«, begrüßte sie mich total begeistert. Henry machte Platz und jetzt waren beide auf dem Bildschirm zu sehen. Kurz danach verzog sie missmutig den Mund. »Warum hast du mich nicht angerufen?« Sie schmollte und ich musste berührt schmunzeln. »Ich mag euch beide gerne, also denk nicht, dass ich einen von euch bevorzuge. Ist jemand bei euch?«, fragte ich und wollte sicherstellen, dass ihre Mutter nichts mitbekam.
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More Than You - Cardell Academy I (German)
Teen Fiction»Ja, eine Bitch bin ich... irgendwie. Damit kann ich leben«, zupfte ich an meinem schwarzen Schulblazer und fuhr fort, »dafür habe ich mich offensichtlich bekannt gemacht... aber was bedeutet es schon, wenn ich das über mir selbst sage.« -•-•-•-•-•...