Dieciocho

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Ich setzte mich schweigend neben Ivo. Die anderen waren gerade in ein Gespräch über irgendeine Stadt verwickelt, in der es wohl die schönsten Restaurants überhaupt gab. Ich spürte seinen Blick von der Seite auf mir und sah zu ihm auf.

Mein Blick glitt jedoch direkt an ihm vorbei, weil Carlos zurückkam. Er fing meinen Blick auf und ich schaute schnell wieder ins Feuer. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie Ivo Carlos musterte, ehe er mich leicht anstupste.

Ich sah ihn wieder an. Sein Blick scannte mein Gesicht, ich spürte ihn über meine Lippen streifen und wusste, dass er es wusste. Überraschung spiegelte sich in seinen Augen.

,,Alles okay?", flüsterte er, sodass es keiner der anderen mitbekam. Und diese Worte allein, brachten beinahe alle Dämme zum Reißen. Ich biss mir von innen auf die Wange, versuchte zu lächeln, versuchte nicht daran zu denken, wie lächerlich ich mich verhalten hatte und nickte.

Ich sah wieder ins Feuer und spürte, dass nicht nur Ivos Blick auf mir lag. ,,Und erinnert ihr euch noch, dass wir mit denen dann Wahrheit oder Pflicht gespielt haben? Ich glaube ich war noch nie so betrunken", sprudelte es gerade lachend aus Leti hervor. Die anderen fielen mit ein. ,,Boah, apropos - hättet ihr Lust auf ne Runde?", fragte Isabel und sah dabei Ivo an. Scheinbar war er mit ,ihr' gemeint.

Plötzlich keimte in mir das Verlangen auf, einfach seine Hand zu nehmen. Ich hatte keine Ahnung, woher dieser plötzliche Eifersuchtsausbruch kam, es war ja nicht so, dass sie ihn mir wegnehmen konnte - wir waren schließlich nicht mal wirklich Freunde. Eigentlich eher Fremde, die gezwungen waren ihre Zeit miteinander zu verbringen. Da gabs also gar nichts zum Wegnehmen.

,,Ich glaub, ich wäre raus", meinte er. ,,Und du, Laurel?", fragte Carlos neben mir. Er hatte, seit er zum Feuer zurückgekommen war, nicht viel gesagt. Auch jetzt schien seine Stimme seltsam belegt. Ich traute mich nicht ihn anzuschauen.

,,Ich glaub, ich bin auch raus. Ich denke ich gehe gleich zum Zelt, ehrlich gesagt bin ich ganz schön müde", meinte ich lahm. Ich war mir ziemlich sicher, dass sich meine Stimmung heute Abend nicht mehr bessern würde und ich wollte keine Gefahr laufen, vor den anderen doch noch in Tränen auszubrechen.

,,Ach, schade, vielleicht können wir das die Tage ja nochmal wiederholen", schaltete Julia sich ein. ,,Das wäre echt cool", bestätigte Isabel eifrig. Aus irgendeinem Grund konnte ich sie nicht sonderlich gut leiden.

,,Ja, wir können ja mal schauen. Ich denke ich würde dann auch zum Zelt gehen!", kam es von Ivo. ,,Gib mir mal dein Handy, dann speichere ich dir meine Nummer ein, damit du schreiben kannst, falls ihr Zeit und Lust habt, was zu machen", forderte Isabel ihn auf. Ging's nicht noch offensichtlicher?

,,Ich hab mein Handy nicht hier", wich Ivo aus. ,,Okay, warte kurz", meinte sie, stand auf und verschwand im Wohnwagen. Ich nahm wahr, wie Leti und Filia verschwörerische Blicke austauschten.

Kurze Zeit später kam Isabel wieder aus dem Wohnwagen und drückte Ivo einen Zettel in die Hand. ,,Nice, danke!", sagte er und lächelte sie an. ,,Gern", erwiderte sie und zwinkerte ihm zu. Sie ging ja mal wirklich ran - halleluja.

Schließlich erhoben wir uns, verabschiedeten uns von den anderen, wobei ich es weiterhin vermied in Carlos Richtung zu schauen und dann gingen wir in Richtung unseres Zeltes.

Wir schwiegen und ich atmete tief die kühle Nachtluft ein. Wenig später lagen wir nebeneinander auf der Luftmatratze. Ich starrte an die Zeltdecke, die vom Mond, der heute hell vom fast wolkenlosen Himmel schien, erleuchtet wurde.

,,Isabel scheint etwas für dich übrig zu haben", sagte ich in die Dunkelheit und biss mir, kaum hatten die Worte meinen Mund verlassen, auf die Zunge. Warum hatte ich das gesagt?

Lo Que Necesitas - Was du wirklich brauchstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt