Ich öffnete die Augen. Trotz der geschlossenen Vorhänge war es relativ hell im Wohnwagen, da sie nicht besonders dicht waren. Ich lauschte Ivos Atem und drehte ihm den Kopf zu. Er lag auf der Seite und hatte mir den Rücken zugewandt.
Sein Rücken hob und senkte sich mit jedem Atemzug. Ich sah wieder an die Decke. Da ich nicht mehr schlafen konnte, stand ich irgendwann auf. Leise natürlich, da ich Ivo nicht wecken wollte.
Ich schnappte mir die Jeans, die ich im Bad zum Trocknen aufgehängt hatte. Sie war noch immer ein wenig klamm, aber ich schlüpfte dennoch hinein. Dann tauschte ich mein Schlafshirt gegen den Pullover. Ich kämmte mir die Haare und holte die Zahnbürste aus der Tasche, die wir mit all unseren Sachen im Auto deponiert hatten. Schließlich nahm ich mir den Schlüssel vom Haken und schloss, nachdem ich den Wohnwagen verlassen hatte, die Tür von außen wieder ab.
Ich hatte keine Ahnung, wie spät es war. Es nieselte. Ich sah mich um und setzte mich dann in Bewegung. Es war noch kaum jemand auf den Beinen. Ich begegnete einer Frau, die mit einer Tasche, aus der die Ecke eines Handtuchs heraushing, das Waschhaus ansteuerte. Sie nickte mir zu und ich nickte zurück.
Ich entdeckte die Anmeldung oder besser gesagt die Hütte, die durch ein ziemlich abgewetztes Schild als Anmeldung gekennzeichnet war. Es schien nicht so, als wäre jemand dort. Ich ging näher heran und entdeckte ein weiteres Schild auf dem ,,Zur Zeit nicht besetzt" stand.
Ich lief weiter über den Platz bis ich irgendwann wieder bei unserem Trailer angekommen war. Die Tür stand offen.
,,Hey", sagte ich ehe ich eintrat.
,,Wo warst du?", fragte Ivo, klang aber nicht vorwurfsvoll dabei.
,,Ich habe mich ein wenig umgesehen."
,,Und - irgendwas interessantes entdeckt?" Ich schüttelte den Kopf.
,,Wir sollten gleich einen Laden suchen und ein paar Lebensmittel kaufen", schlug Ivo vor und ich nickte.
Also machten wir uns wenig später mit dem Auto auf die Suche nach einem Laden und wurden bald fündig. Neben Lebensmitteln nahmen wir noch Farbe für meine Haare mit. Das helle Blond war ein ziemlich einfaches Erkennungsmerkmal, weshalb ich mich für braun entschieden hatte.
Gegen halb zwölf waren wir wieder am Trailer und frühstückten ein wenig. ,,Was war das gestern Abend? Woher kanntest du das?", fragte ich, während ich einen Schluck meines Wassers nahm.
,,Das war eine Übung, um Panikattacken zu bewältigen. Eigentlich macht man das glaub ich auch mit Sinnen wie riechen und fühlen und so, aber ich hab mal gehört, dass jemand, der gerade mitten in einer Panikattacke steckt, eher weniger angenehmen Dinge fühlt - deshalb hab ich es weggelassen."
Ich beobachtete ihn, wie er einen Schluck von seinem Kaffee nahm. Er hatte ein graues Langarmshirt an unter dem sich leichte Muskeln abzeichneten. Es schien als wäre er öfter mal im Fitness Studio gewesen, bevor er zu dieser waghalsigen Rettungsmission aufgebrochen war.
,,Und woher kanntest du die Übung?"
Er sah mich an und ich wusste nicht, wo ich hinsehen sollte. Ich fragte mich, wie er das machte. So intensiv hatte mich noch nie jemand angesehen - seine Blicke gingen mir durch und durch.
,,Als ich rausgefunden habe, wo genau du warst, hatte ich eine ungefähre Ahnung, was sie mit dir machen. Und da Jessica erzählt hat, dass du damals Panikattacken hattest, habe ich mich vorbereitet."
Ich wollte wegsehen, doch ich konnte den Blick nicht senken.
,,Deswegen wusstest du auch, wie man mit einem Entzug umgeht?"
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Lo Que Necesitas - Was du wirklich brauchst
Romance[Teil 2] VORSICHT: SPOILER ZU TEIL 1 Als Laurel dem Fremden die Tür öffnete, hätte sie nie damit gerechnet, dass er sie betäuben und entführen würde. Wieso auch? Sie hatte keine Feinde. Und doch war es passiert und sie fand sich in Spanien wieder. M...