Young And Beautiful - Lana Del Rey
,,Falls du irgendwas brauchst - ich bin im Wohnzimmer!", sagte ich zu Nuria. Es war fast halb zwei. Jared hatte sich vor einer Stunde verabschiedet und Nuria hatte sich in meinem Schlafzimmer einquartiert.
,,Danke!", sagte sie und lächelte. Ich wollte gerade die Tür hinter mir schließen, da fragte sie: ,,Laurel?" Ich hielt inne und wandte mich nochmal zu ihr um. ,,Du hast nichts mehr von ihm gehört, oder?" Ich schluckte.
,,Nein, leider nicht!" Sie nickte und murmelte: ,,Hätte ja sein können." Es brach mir das Herz. Ich wünschte, dass er einfach hier auftauchen würde.
,,Gute Nacht!", sagte ich und schloss die Tür hinter mir. Im Wohnzimmer legte ich mich auf mein Sofa, was ich bereits hergerichtet hatte. Ich zog die Decke über mich und schaltete das Licht aus. Dann starrte ich an die Decke.
Mein Sofa fühlte sich an, wie das Bett in dem Trailer, in dem ich für eine Weile mit Ivo gewohnt hatte. Und in diesem Moment wurde mir mal wieder schmerzlich bewusst, wie sehr er mir fehlte. Ich vermisste es, obwohl es jetzt schon über einen Monat her war, immer noch mit ihm zusammen einzuschlafen. Seinen Atem zu hören, der immer ruhiger wird bis er eingeschlafen war.
Seine Wärme zu spüren. Morgens in sein Gesicht zu schauen - jedenfalls die seltenen Male in denen wir gleichzeitig aufgewacht waren. Ich vermisste es mit ihm zu essen. Ihn zu berühren, auch wenn es nur flüchtige Berührungen waren. Ich vermisste alles an ihm. Und ich schwor mir, wenn ich ihn je wiedersehen würde, dann würde ich ihm das sagen. Egal, was es für Konsequenzen haben würde. Egal, dass es keinen Sinn hatte, weil wir in verschiedenen Ländern lebten.
Ein klitzekleiner Teil in mir hatte mittlerweile die Hoffnung geschöpft, dass er ja vielleicht hierher ziehen würde, wenn er aus der Sache wieder rauskam. Er könnte deutsch lernen und hier studieren. Wir hatten an der Uni doch ein super Erasmus Programm. Darüber hatte ich mir damals auch den Traum des Auslandssemesters ermöglicht.
Doch ich hatte keine Ahnung, ob er das wollte. Vielleicht wollte er weder herziehen, noch das mit uns versuchen. Wir hatten es immer vermieden darüber zu sprechen. Und jetzt bereute ich es.
Ich wusste nicht, wann ich eingeschlafen war, doch als ich am nächsten Morgen von meinem Wecker aus dem Tiefschlaf gerissen wurde, wusste ich, dass ich geschlafen haben musste. Schnell schaltete ich ihn aus und lauschte, doch aus dem Schlafzimmer kam kein Ton.
Leise stand ich auf. Ich würde heute Nachmittag arbeiten müssen und hatte noch keine Ahnung, was ich mit Nuria machen sollte. Konnte ich sie allein hier lassen? Sollte sie mitkommen und einfach im Café sitzen bis meine Schicht zu Ende war?
Ich warf einen Blick auf mein Instagram. Ich hatte acht neue Nachrichten von Jared, der mir gestern Nacht noch irgendwelche Videos geschickt hatte. Ich schaute mir eins nach dem anderen an und likte sie, ehe ich zwei Scheiben Toast in den Toaster steckte und die Kaffeemaschine anstellte. Dann ging ich auf WhatsApp.
Jons Chat war hochgerutscht, doch die Nachricht die er mir geschickt hatte, war gelöscht worden. Ich seufzte und beschloss nicht darauf zu reagieren. Stattdessen öffnete ich Jareds Chat und fragte, ob er gut nach Hause gekommen sei.
Er antwortete fast sofort und fragte wie es bei mir lief. Ob alles gut zwischen Nuria und mir liefe und ob sie schon wach war.
Ich schrieb zurück, dass wir klarkamen, sie aber noch schlief.
Nach kurzem Zögern setzte ich zu einer neuen Nachricht an.
Ich: Sei nächstes Mal, wenn du siehst nicht so unsensibel.
Jared: Wann war ich bitteschön unsensibel?
Ich: Du hast sie ein Kind genannt.
Jared: Ist sie doch auch.
Ich: Sie wird sechzehn und du, mein Lieber, bist selbst erst achtzehn!
Jared: Ich werde neunzehn.
Ich: Du hast es gehasst, wenn wir dich früher mit deinem Alter aufgezogen haben.
Jared: Das war etwas anderes!
Ich: Aha, aber sicher
Ich verließ den Chat, denn Nuria kam in die Küche. ,,Guten Morgen. Möchtest du Kaffee?", fragte ich. Sie schüttelte den Kopf. ,,Nein, danke. Ich trinke keinen Kaffee. Es sei denn du hast Vanille Sirup, Karamell Soße und Milch da!" ,,Äh, nein. Sorry. Ich trinke ihn immer schwarz", entschuldigte ich mich.
Sie zuckte mit den Schultern. ,,Kein Problem, hier gibt's bestimmt irgendwo einen Starbucks. Und vielleicht irgendeinen Laden, wo ich eine neue Sim-Karte holen kann?", fragte sie, während sie sich zu mir an den Tisch setzte.
,,Ja, wir können nach dem Frühstück hingehen, wenn du magst. Heute Nachmittag muss ich arbeiten", sagte ich. Sie nickte. ,,Ich frühstücke nicht", teilte sie mir dann mit. ,,Nie?" Sie schüttelte den Kopf.
,,Ich finde es irgendwie eklig", erklärte sie mir. Ich musste lachen, weil sie angewidert das Gesicht verzog, als ich meine Toastscheiben auf meinen Teller legte und bestrich.
,,Okay, ist notiert." ,,Wo arbeitest du?", fragte sie dann neugierig. ,,In einem Café hier ganz in der Nähe!" ,,Cool. Soll ich - naja, ist es okay, wenn ich hier allein bleibe oder soll ich mitkommen? Ich könnte es verstehen - muss sicher auch für dich komisch sein, jemanden fremdes hier zu haben."
,,Wenn du möchtest, kannst du hier bleiben, aber natürlich kannst du mich auch begleiten. Ich weiß nicht, ob du einen Laptop oder sowas dabei hast und ob du überhaupt Serien schaust, aber sonst könntest du im Café meinen Laptop-", setzte ich an, doch sie schüttelte den Kopf.
,,Ich bin nicht so die Serienguckerin, ehrlich gesagt. Ich lese gerne, also falls du ein paar englische oder spanische Bücher hast oder eine gute Buchhandlung kennst, wäre das super."
,,Ich lese ehrlich gesagt nicht, deswegen kann ich dir nichts anbieten. Welches Genre liest du denn? Eine Freundin von mir hat eine riesige Krimisammlung, da sind bestimmt auch ein paar englische dabei", sagte ich, während ich einen Schluck trank.
Zerknirscht sah Nuria mich an. ,,Ich lese eher so New oder Young Adult!" Ich hatte keine Ahnung, was das war, nickte aber einfach mal. ,,Wenn wir dir eine Sim Karte holen, dann können wir in einer Buchhandlung vorbei schauen!" ,,Cool, danke", sagte sie. ,,Dann mache ich mich schonmal fertig." Ich nickte und Nuria verschwand aus der Küche. Wenig später hörte ich, dass die Dusche angestellt wurde.
Ich beeilte mich mit dem Aufessen, obwohl es dafür keinen Grund gab, denn wie sich herausstellte, brauchte Nuria noch eine ganze Weile. Als sie rauskam staunte ich nicht schlecht. Sie trug einen engen, schwarzen Rock und eine durchsichtige Strumpfhose. Dazu hatte sie ein weißes Croptop kombiniert und eine Jacke, die eine ähnliche Lackfarbe wie ihre pinken Boots hatte. Das Outfit war sehr ausgefallen, aber irgendwie auch echt cool. Im Gesicht trug sie nun Make-Up, was sie wesentlich älter wirken ließ - besonders der dunkle Lidschatten trug dazu bei.
,,Wow, da scheint jemand wirklich ein Händchen für Klamotten zu haben", sagte ich beeindruckt. ,,Danke - ich hab mich schon immer für Mode interessiert!", meinte sie und schien sich wirklich über mein Kompliment zu freuen.
Ich erinnerte mich daran, dass Ivo mir gesagt hatte, dass seine Schwester es nicht einfach in der Schule hatte und oft gehänselt wurde. Ich fragte mich, ob die anderen ein Problem damit hatten, dass sie sich ein wenig auffälliger anzog als der Durchschnitt. Ich war froh, dass sie sich dadurch offenbar nicht hatte einschüchtern lassen.
,,Ich mach mich auch kurz fertig und dann können wir los", sagte ich und sie nickte. ,,Ich warte im Wohnzimmer."
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Lo Que Necesitas - Was du wirklich brauchst
Romance[Teil 2] VORSICHT: SPOILER ZU TEIL 1 Als Laurel dem Fremden die Tür öffnete, hätte sie nie damit gerechnet, dass er sie betäuben und entführen würde. Wieso auch? Sie hatte keine Feinde. Und doch war es passiert und sie fand sich in Spanien wieder. M...