Unchained Melody - Righteous Brothers
Ich kam nicht mal dazu den Artikel zu lesen, denn noch im selben Moment klingelte mein Handy. Es war Nuria. Doch mein Handy war nicht das einzige, was klingelte. Jemand hatte an der Tür geschellt.
Mein Handy rutschte mir aus meinen Fingern, da ich zu zittern begonnen hatte. Der Teppich machte das Klingeln meines Smartphones dumpfer, während ich zur Haustür ging und den Hörer meiner Gegensprechanlage abhob.
,,Ja?", fragte ich und war so sehr damit beschäftigt, den Hörer nicht fallen zu lassen, dass ich nicht wusste, ob ich mir das ,,Laurel?" von der anderen Seite der Leitung eingebildet hatte. Ich musste es mir eingebildet haben. Wahrscheinlich wegen der Nachrichten aus Madrid.
,,Ivo?", fragte ich trotzdem. Meine Stimme war plötzlich ganz kratzig. ,,Ja! Deine Eltern haben mir deine Adr-." Ich hörte nicht mehr, was er sagte, da ich mir nun nicht länger die Mühe machte, den Hörer zu halten. Ich ließ ihn einfach fallen - glücklicherweise dachte ich noch daran meinen Schlüssel abzuziehen und in meine Hosentasche zu stecken, ehe ich den Türöffner drückte und meine Tür aufriss.
Nachdem mein Herz vor Schreck für einige Sekunden aufgehört hatte zu schlagen, galoppierte es nun in meiner Brust und ich war nicht fähig einen weiteren klaren Gedanken zu fassen. Ich stolperte die Treppe runter, als wäre der Teufel persönlich hinter mir her und sah ihn schon vom Rand der letzten Treppe. Ein Schluchzen entfuhr mir und fast wäre ich auf der vorletzten Stufe ausgerutscht, doch ich fing mich wieder.
Mit einem weiteren Satz war ich bei ihm und sprang ihm in die Arme. Er fing mich auf. Und plötzlich war auf einen Schlag alles wieder gut. Mein Herz fühlte sich wieder ganz an. Einfach so.
,,Du bist wirklich hier", schluchzte ich in seine Halsbeuge. Er hielt mich fest umklammerte und ich spürte seinen Herzschlag genauso schnell wie meinen eigenen an meiner Brust. Ich atmete tief ein - sog seine Anwesenheit in mich auf. Ich musste mit allen Sinnen realisieren, dass ich mir das nicht einbildete. Dass ich wirklich in seinen Armen lag.
Ich hatte ihn so sehr vermisst, dass es wehtat - und die volle Tragweite seiner Abwesenheit wurde mir erst jetzt, wo der permanente Schmerz in meiner Brust von mir abfiel, richtig bewusst.
,,Es tut mir so leid, dass ich dir nichts sagen konnte", murmelte er und atmete hörbar ein - sein Gesicht in meine Haare gedrückt, seine Arme schlangen sich noch fester um mich. Seine Stimme klang zittrig und es erleichterte mich, dass ihn das hier genauso zu berühren schien, wie mich. Vorsichtig setzte er mich schließlich vor sich ab. Ich nahm sein Gesicht in beide Hände und konnte ihn für einige Sekunden einfach nur anstarren. Er sah unverletzt aus. Seine Haare hatte er ein wenig schneiden lassen, aber sonst sah er aus, wie ich ihn in Erinnerung hatte.
Seine dunklen Augen fingen schließlich meinen Blick auf und mit einem Daumen wischte er eine verbliebene Träne, die nicht von seinem Shirt aufgesogen worden war, weg. ,,Ist Nuria hier?", fragte er und ich sah die Sorge in seinem Blick. ,,Sie ist vorübergehend bei Jared." Meine Stimme war immer noch ganz heiser.
Eine Millionen Wörter kreisten durch meinen Kopf. Ich hatte so viele Fragen - wo er gewesen war, an wen er die Informationen weitergegeben hatte, wieso er hier war, ob er wieder gehen würde - und ich wollte ihm so viel sagen - dass ich ihn vermisst hatte, mehr als er sich vorstellen konnte - dass ich ihn nicht wieder gehen lassen wollte und konnte - dass ich ihn brauchte, mehr als alles andere in meinem Leben. Doch ich brachte kein Wort über meine Lippen.
Stattdessen übernahm mein Instinkt. Ich zog sein Gesicht näher zu mir heran. Sein Blick senkte sich auf meinen Mund - eine Millisekunde bevor sich unsere Lippen berührten. In meiner Brust explodierte etwas. Er schlang seine Arme wieder um mich und zog mich näher an sich. Jeder Millimeter unserer Körper berührte sich. Ich legte die Arme um seinen Hals und hatte das Gefühl, dass es genauso sein sollte und schon hätte sein sollen, als wir im Januar hier gelandet waren.

DU LIEST GERADE
Lo Que Necesitas - Was du wirklich brauchst
Romance[Teil 2] VORSICHT: SPOILER ZU TEIL 1 Als Laurel dem Fremden die Tür öffnete, hätte sie nie damit gerechnet, dass er sie betäuben und entführen würde. Wieso auch? Sie hatte keine Feinde. Und doch war es passiert und sie fand sich in Spanien wieder. M...