Once

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Die nächsten zwei Tage verliefen recht unspektakulär. Señor Lopez ließ sich glücklicherweise nicht mehr blicken, während Ivo unterwegs war und ich las ein wenig im Buch oder wusch unser Geschirr ab oder kochte etwas. Ich versuchte mich irgendwie beschäftigt zu halten.

Am vierten Tag im Trailerpark wachte ich morgens jedoch auf und spürte augenblicklich, das etwas nicht in Ordnung mit mir war. Ich zitterte und mir tat alles weh. Ein sicheres Zeichen, dass ich Fieber bekam.

Ivo schlief noch. Ich kroch so leise wie möglich aus dem Bett und mir wurde kurz schwindelig, als ich stand. Nachdem ich mich gefangen hatte, ging ich zu der Tasche und öffnete sie. Ich suchte nach einem Pullover, den ich überziehen konnte.

Dann kroch ich zurück ins Bett und zog die Decke bis zu meinem Kinn hoch. Mein pochender Kopf lag schwer auf dem Kissen und meine Augen fielen wie von selbst wieder zu.

Irgendwann spürte ich eine Hand auf meinem Arm. Schlagartig riss ich die Augen auf. Ivo hatte mich geweckt. Er sah noch verschlafen aus. Seine Haare waren zerzaust und er hatte einen Kissenabdruck auf seiner Wange. Doch seine Augen waren aufmerksam auf mich gerichtet.

,,Laurel? Geht es dir nicht gut?"

,,Ich glaub ich bekomme Fieber", sagte ich bibbernd. Wahrscheinlich hatte ihn mein Zittern geweckt.

,,Darf ich?", fragte er und hielt seine Hand über meine Stirn.

Ich nickte und dann berührte er mein Gesicht. Wieder nickte er. ,,Du glühst. Scheiße!"

Sein Blick tastete mein Gesicht ab und hielt an meinem Ausschnitt inne.

,,Was zur Hölle - kannst du den Ausschnitt ein bisschen weiter runter ziehen?" Sein Blick machte mir Angst.

,,Wieso? Was ist da?", fragte ich und hörte selber die Panik in meiner Stimme, doch ich zog den Pullover ein wenig nach unten. Er beugte sich über mich und eine seiner Haarspitzen kitzelte mich an der Nase. Wieder fiel mir auf, wie lang seine Wimpern waren.

,,Da ist ein Ausschlag. Hast du den sonst noch irgendwo an deinem Körper?"

Ich schlug die Decke zurück und schon den Pullover bis knapp unter meine Brust nach oben. Ivos Blick glitt über meinen Bauch, genau wie mein eigener. Über meine Haut hatten sich rote Pünktchen verteilt. ,,Was zur Hölle ist das?", fragte ich und meine Stimme klang viel zu schrill.

Mein Körper spannte sich instinktiv an und ich spürte, wie die Angst in mir aufstieg. Ich war in einem fremden Land ohne mich ausweisen zu können, wurde von der Mafia gesucht und hatte jetzt auch noch irgendeinen seltsamen Ausschlag und Fieber. Das war kein gutes Zeichen. Überhaupt kein gutes!

Ohne meine Haut zu streifen, zog Ivo meinen Pullover wieder runter und legte die Decke über mich.

,,Ich weiß es nicht", murmelte er und ich sah, dass er verunsichert war. Und ich wusste, warum.

,,Ich habe keine Versichertenkarte", stellte ich fest und er nickte. ,,Und die können wir ohne Ausweis auch nicht beantragen."

Die Angst schnürte mir die Kehle zu. ,,Was machen wir denn jetzt?", fragte ich, auch wenn ich wusste, dass er auch keine Ahnung hatte.

Er rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht und stieg dann über mich hinweg aus dem Bett.

,,Ich mach dir erstmal einen Tee und dann lass ich mir was einfallen. Ich versprech's!", sagte er, während er den Wasserkocher unter den Wasserhahn hielt.

,,Was wenn, was auch immer das ist, ansteckend ist?"

,,Dann ist es jetzt eh zu spät", stellte er fest ohne sich zu mir umzudrehen.

Ich schwieg einen Moment. ,,Es tut mir so verdammt leid", sagte ich schließlich leise und fühlte mich einfach nur elendig. Nicht nur, weil mir alles wehtat, sondern weil ich Ivo, der mit dem Ganzen eigentlich gar nichts zu tun hatte, da mit reingezogen hatte und jetzt eventuell auch noch mit irgendeiner Krankheit angesteckt hatte.

Überrascht drehte er sich um.

,,Was zur Hölle tut dir leid? Dir brauch nichts leid zu tun. Du hast dir nicht ausgesucht krank zu werden", sagte er und begann dann an dem kleinen Radio rumzudrehen, während das Wasser zu kochen begann.

,,Wenn du gehen wollen würdest, könnte ich das verstehen", sagte ich, denn ich hatte das Gefühl, dass er dachte, er hätte keine Wahl. Doch die hatte er.

Er seufzte und ließ das Radio in Ruhe. Er drehte sich abermals um und setzte sich auf die Bettkante neben mich. Dann griff er nach meiner Hand und sah mir in die Augen.

Und da war es wieder. Dieses nervöse Kribbeln. Trotz allem.

,,Ich werde dich nicht im Stich lassen, Laurel! Egal, was ist. Ich hab dich daraus geholt und ich werde dafür sorgen, dass du wieder zurück nach Hause kommst. Und dafür erwarte ich keine Gegenleistung von dir, also hör auf dich zu entschuldigen oder zu bedanken. Wir stehen das zusammen durch, okay? Also hör auf dir über mich den Kopf zu zerbrechen und versuch dich auszuruhen. Ich finde einen Weg, wie wir dich zu einem Arzt schaffen. Mit oder ohne Krankenversicherung!"

Sein Blick war so eindringlich, dass ich ihm glaubte. Ich wollte ihm glauben.

Vorsichtig erwiderte ich den Händedruck und nickte dann.

,,Okay", sagte ich mit kratziger Stimme.

Dann klickte der Wasserkocher und Ivo ließ meine Hand los.

Gegen Nachmittag hörte ich endlich auf zu zittern. Mein Körper glühte jedoch weiterhin und ich begann alle unnötigen Kleidungsstücke auszuziehen. Ivo hatte mich vor einer Weile verlassen, um wieder zu dem Münztelefon zu fahren. Er hatte wieder eine Idee gehabt und ich betete, dass sie dieses Mal umsetzbar sein würde.

Es war schon dunkel draußen, als er wieder kam.

,,Gute Nachrichten. Ich konnte einen meiner Kommilitonen erreichen. Seine Eltern sind beide Ärzte und seine Mutter hat eingewilligt dich zu behandeln. Dafür müssen wir allerding nach Madrid!", sagte er noch ehe die Tür hinter ihm zu war. Seine Haare waren durch den Wind ganz zerzaust.

,,Wie weit ist das?", fragte ich. ,,Ich schätze, wenn wir jetzt fahren, dann brauchen wir vielleicht so zwischen fünf und sechs Stunden. Ich war in einer Apotheke und habe fiebersenkende Medikamente mitgebracht. Glaubst du, du schaffst das?"

Ich hatte keine Ahnung, ob ich das schaffen würde. Allein der Gedanken daran, mich zu bewegen und sechs Stunden sitzen zu müssen, ließ alles in mir verkrampfen. Allerdings hatte ich mehrere Wochen in der absoluten Hölle durchgestanden, da sollte ich das auch schaffen. Ich nickte.

Ivo ging sofort zur Anmeldung und kehrte wenig später zurück. Er hatte den Eigentümer noch erwischt, bevor er Feierabend hatte und konnte zahlen und den Schlüssel zurückgeben.

Jetzt packte er unsere Sachen zusammen. Nachdem er alles ins Auto geladen hatte, setzte ich mich im Bett hin.

,,Spann deine Waden an, damit dein Kreislauf in Gang kommt!", sagte er und wartete geduldig bis ich mich in Bewegung setzen konnte.

Er hatte mir bereits den Sitz zurück gestellt und gab mir nun eine Wolldecke. ,,Wo ist die her?", fragte ich überrascht. ,,Habe ich vorhin im Supermarkt gekauft", antwortete er, während er das Auto umrundete und auf der Fahrerseite einstieg.

,,Du musst mir auf jeden Fall deine Kontonummer geben, wenn ich wieder zu Hause bin. Ich überweis dir das Geld, was du für mich ausgegeben hast, natürlich zurück!"

Er winkte ab. ,,Darüber mach dir jetzt mal keine Gedanken!"

Mir fehlte die Kraft, um das Thema zu vertiefen also zog ich die Decke über meine Brust und schloss die Augen, während er den Motor startete.

A.N.:
Hey ihr Lieben,
Ich hoffe, dass euch das Kapitel gefallen hat :) Ich wollte euch nur schnell informieren, dass ich nicht versprechen kann, dass die Updates die nächste Woche regelmäßig kommen, weil ich im Urlaub bin. Ich hab zwar ein wenig vorgeschrieben, aber seid nicht böse, wenn es ein wenig dauert :)
Ich hoffe ihr habt einen schönen Tag,

Eure Catching011Alice

Lo Que Necesitas - Was du wirklich brauchstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt