Alleingelassen
Nachdem Suga also weg war und auch nichts von sich hören ließ, versuchte ich mich mit Arbeit abzulenken. Es brachte ja auch nichts, ständig über alle Möglichkeiten nachzugrübeln und so verordnete ich mir eine emotionale Pause, bis er wieder zurück war. Ich war gewillt, für den Moment die Dinge positiv zu betrachten. Wir würden reden, wenn er zurück war, wir würden das klären. Mit dieser Entscheidung fühlte ich mich etwas besser und überlegte, ob ich nicht gleich zu meiner ersten Fototour aufbrechen sollte. Ich hatte einige Anfragen vorliegen, unter anderem von Erin, einem befreundeten Fotografen, und das würde mich genug auf Trab halten, um nicht ständig über Suga, Krankenhäuser oder sexy Langfinger nachzudenken. Es würde mir auch ein bisschen Stabilität bringen, was meine Psyche betraf, da war ich mir sicher, denn ich liebte meine Arbeit, konnte mich darin verlieren und das erdete mich meistens von ganz allein.
Allerdings, auch das wurde mir recht schnell klar, brauchte ich für diese Touren ein Auto. Da ich selbst keins besaß, war mein nächster Schritt erneut ein bettelnder Anruf bei Hoseok. Ich bat ihn, mir sein Auto leihen zu könne, weil ich für meinen nächsten Auftrag ein paar hübsche Kirchen und Friedhöfe in der näheren und weiteren Umgebung abklappern wollte und wir verabredeten uns zur Übergabe in unserem Stammcafé.
Als ich durch die Tür kam winkte mir Hoseok breit grinsend zu, ich eilte an seinen Tisch und ließ mich schnaufend auf den Platz gegenüber fallen.
„Was ist denn mit dir passiert?", fragte ich und rümpfte die Nase, während er schmatzend seinen Erdbeermilchshake schlürfte. „Bist du heute nostalgisch?"
„Unterzuckert. Lass mich." Er streckte mir die Zunge raus und schlürfte noch mehr von dem süßen Zeug, leckte Sahne von seinem Löffel und wirkte durch und durch zufrieden. Ich beließ es dabei, orderte meine übliche Bestellung und bis sie gebracht wurde erklärte ich Hoseok kurz ein paar Einzelheiten, meines neuen Projekts und wozu die Tour zu den Kirchen gedacht war.
„Friedhöfe? Brr..", machte er und schüttelte sich leicht. „Ist das nicht gruselig?"
„Ich laufe ja nicht nachts dort rum. Alte Friedhöfe sind wunderschön. Warst du schon mal in Erie? Du könntest mich begleiten..."
„Sorry, ausgebucht", er zog die Nase kraus und löffelte noch mehr Sahne. „Aber du kannst den Wagen haben, ich werde ihn das Wochenende vermutlich ohnehin nicht brauchen."
Diese Aussage kommentierte ich schmunzelnd und mit einem Augenrollen. „Wie zweideutig."
„Nein", widersprach Hoseok grinsend. „Das war ziemlich eindeutig, im Gegensatz zu diversen Nachrichten von dir... Was treibst du denn die ganze Zeit, hm?"
„Nichts illegales", antwortete ich ebenso knapp, lachte und trank von meinem Kaffee. Das war wohl Hoseoks Signal, denn er schob sein Glas weg und verschränkte die Arme auf dem Tisch.
„Ah, der mysteriöse Suga ist wieder im Rennen. Na gut, erzähl, ich will alle schmutzigen Details."
Gegen meinen Willen musste ich grinsen und schlug nach ihm. „Hör auf ihn immer so zu nennen. Er ist nicht mysteriös, nur..."
„Ach nicht?"
Okay, eigentlich war er das schon, aber ich blieb trotzig und ging nicht darauf ein. „Nur... anders", schloss ich vage.
„Anders, mhm", machte Hoseok und ich sah wie seine Augenbrauen zuckten. Ich wusste was das bedeutete. Er war immer noch nicht überzeugt, dass er der Richtige für mich war, aber mir zuliebe war er gewillt, sein abschließendes Urteil noch zu verschieben, wofür ich im Moment wirklich dankbar war. Ich war verunsichert genug, ich brauchte keinen Freund, der das noch verstärkte. Ich brauchte jemanden, der meine Hand nahm und mir sagte, dass schon alles gut werden würde.
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Blood, sweat and tears [Taegi]
Fanfiction[BTS-AU] Schon als Kind waren Taehyung Dinge aufgefallen, für die niemand eine Erklärung hatte. Damit begann eine jahrelange Odyssee, die ihn selbst als jungen Erwachsenen noch brandmarkte, weil es keinen Menschen gab, der ihm glaubte. Und auch wenn...