Scheißtag
Den Großteil des Tages hatte ich zusammen mit meiner Familie im Krankenhaus ausgeharrt, hatte Kaffee aus Pappbechern getrunken und ein verpacktes Sandwich aus der Cafeteria hinuntergewürgt. Und jetzt, fast zwölf Stunden später, saß ich immer noch, nun allerdings auf dem Polizeirevier, wo ich fassungslos auf das glänzende Namensschild auf dem Schreibtisch meines Gegenübers starrte. Detective Inspector Warren E. Johnson, stand da. Der Mann mir gegenüber war ein Schwarzer mittleren Alters, groß und seinem Gesichtsausdruck zu urteilen nicht überzeugt von meiner Zeugenaussage, die er bereits - ich weiß nicht wie oft - gelesen hatte. Ich rieb über meine Fingerkuppen und kratze an meinen Nägeln, die Farbe hatte sich darunter festgesetzt. Sie hatten meine Fingerabdrücke genommen! Ich konnte es immer noch nicht glauben. Auf die Frage, ob ich zum Kreis der Verdächtigen gehörte, hatte man mir geantwortet, dies sei alles nur Routine.
Nach Routine sah das aber schon lange nicht mehr aus. Sie hatten jedes Detail in meiner Aussage zerpflückt, überprüft und - wie man so schön sagte - gegen mich verwendet. Und während ich zu meinem fragwürdigen Auftritt im Supermarkt befragt wurde, von dem es zum Glück keine Überwachungsvideos gab, aber zumindest eine wenig schmeichelhafte Aussage der jungen Kassiererin, wurde mir bewusst, dass seine zermürbende Taktik allmählich griff. Warum sind Sie hinausgerannt? Wen haben Sie gesehen? Wer war dort draußen? Mit wem haben Sie gesprochen? Immer und immer wieder kauten wir die gesamte Situation durch, die mich auf die Straße gejagt hatte und obwohl ich immer dieselben Antworten gab, hörte es nicht auf. Irgendwann war ich an dem Punkt, wo ich am liebsten mit dem Kopf auf die Tischplatte geknallt wäre. Dachten sie wirklich, ich würde meinem Bruder so etwas antun? Mit einem Seufzen fiel ich zurück in den Stuhl, ließ den Kopf in den Nacken fallen und da sah ich ihn. Abrupt richtete ich mich auf und drehte mich halb herum.
Suga lehnte an der gegenüberliegenden Wand des Großraumbüros, direkt neben dem Kaffeeautomaten und hielt einen Becher in der Hand, aus dem er gelegentlich nippte. Was um alles in der Welt machte er hier?! Wie von selbst glitt meine Hand in meine Hosentasche, meine Finger schlossen sich um das Armkettchen, das ich gefunden hatte und ein Schauer jagte meinen Rücken hinab. Ich kniff die Augen zu, öffnete sie wieder und plötzlich schienen alle Geräusche gedämpft, das Klackern der Tastaturen, das Summen der Computer, all die Stimmen die durcheinanderredeten, nichts davon drang noch wirklich zu mir durch. Ich fühlte mich wie in Watte gepackt. Suga lächelte schwach und ich konnte mich einfach nicht von seinen Augen losreißen. Wenn er auch hier war, das... war doch kein Zufall, oder? Ich öffnete den Mund, wollte etwas sagen, doch auf der anderen Seite des Büros schüttelte Suga kaum merklich den Kopf und ich runzelte die Stirn. Was sollte das? Dann kamen die Wände näher, der ganze Raum verzerrte sich inklusive Einrichtung und aller Menschen darin zu einem grotesken Wirrwarr und plötzlich war Suga so nah, dass ich nur die Hand hätte ausstrecken müssen. Das tat ich, meine Finger zitterten und sanken wieder hinab, als Suga erneut den Kopf schüttelte. Er legte einen Finger an die Lippen.
Shh.
Verwirrt kniff ich ein weiteres Mal die Augen fest zu, schüttelte den Kopf und als ich die Augen wieder öffnete, ploppte der Raum in seine ursprüngliche Form zurück, alle Geräusche waren wieder da und irgendwie jetzt auch unerträglich laut. Ich sah zu dem Polizeibeamten hin, der irgendwelche Notizen auf seinen Block kritzelte und dabei vor sich hin murmelte, überlegte, ob ich vielleicht fragen sollte, ob ich mir einen Kaffee holen konnte und als ich mich erneut umdrehte, war Suga verschwunden. Mit einem Ruck saß ich aufrecht, drehte mich von rechts nach links, mein Blick irrte durch den gesamten Raum, aber er war weg. Was zum Teufel...? Unruhig schob ich die Kettenglieder des Armbands durch meine Finger.
Der Beamte hob den Kopf und betrachtete mich stirnrunzelnd. „Alles in Ordnung?"
Erschrocken fuhr ich zusammen und kauerte mich wieder auf den Stuhl. „Ja...", raunte ich. „Sicher."
DU LIEST GERADE
Blood, sweat and tears [Taegi]
Fanfiction[BTS-AU] Schon als Kind waren Taehyung Dinge aufgefallen, für die niemand eine Erklärung hatte. Damit begann eine jahrelange Odyssee, die ihn selbst als jungen Erwachsenen noch brandmarkte, weil es keinen Menschen gab, der ihm glaubte. Und auch wenn...