Billigung
Ich blieb fünf Tage. Zwei davon verbrachte ich in ganz persönlichem Katzenjammer, wo ich mir die Welt in den schlimmsten Farben ausmalte, mein Selbstmitleid hochhielt und quasi wortwörtlich meine Wunden leckte. Die restliche Zeit versuchte ich möglichst unsichtbar zu sein, um Hoseok und Jungkook nicht zu stören, was natürlich nicht umsetzbar war. Ich war nun Mal ein Eindringling in ihrer Welt, ich gehörte nicht dazu und allein meine Anwesenheit reichte, um ihren Tagesablauf völlig durcheinanderzubringen. Hinzu kam, dass sie in meiner Gegenwart übertrieben verhalten agierten, das merkte man an der Art, wie sie miteinander sprachen, aber auch an jeder Geste, oder Berührung. Das alles war mir bewusst und es war mir unangenehm, dass ich Hoseok in eine solche Situation gebracht hatte, nur hinaus aus den sicheren vier Wänden wagte ich mich auch noch nicht.
Erschwert wurde das alles durch den Umstand, dass ich ja nur mit dem, was ich am Leib getragen hatte regelrecht geflohen war und das wiederum hieß, dass alles, meine Brieftasche, meine Schlüssel, mein Handy, bei Suga zurückgeblieben war. Ich wusste nicht, wie ich an meine Sachen kommen sollte, wollte auf keinen Fall dahin zurück und als Hoseok mir anbot, dass er hinfahren würde um sie zu holen, fuhr ich ihn panisch an, das unter gar keinen Umständen zu tun. Es musste einen anderen Weg geben, er fiel mir nur noch nicht ein. Was Hoseok sich dazu denken mochte, wollte ich mir gar nicht vorstellen, aber er war höflich genug, nicht nachzufragen.
Nach drei Tage stellte ich erstaunt fest, dass die Bissmarken auf meinem Körper außergewöhnlich schnell heilten. Die meisten der oberflächlicheren Wunden waren kaum mehr zu erkennen, nur wenn man wusste, dass es sie gegeben hatte, konnte man die Schatten noch sehen. Die drei tieferen Bisse waren ebenfalls schon fast abgeheilt, der Schorf abgefallen, wenn auch die einzelnen Zahnabdrücke durchaus noch als solche zu erkennen waren. Ich achtete darauf, meine Arme immer bedeckt zu halten, um keine unangenehmen Fragen beantworten zu müssen. Es reichte auch so, dass ich anhand der verstohlenen Blicke die mir Hoseok und auch Jungkook gelegentlich zuwarfen, dem Getuschel, das zwischen ihnen stattfand und so leise war, dass ich die Worte nicht verstehen konnte, ahnen konnte, dass sie immer noch darüber diskutierten, was mir wohl widerfahren war. Wir sprachen nicht mehr darüber, weil ich mich strikt weigerte, überhaupt über diese Nacht zu reden und die beiden akzeptierten das wohl oder übel.
Die letzten zwei Tage bei Hoseok verbrachte ich - so seltsam das auch klingen mag - mit Recherche. Ich wusste nicht, nach was ich suchen sollte, aber ich saß an Hoseoks Laptop und tippte jegliche Schlagworte die mir in den Sinn kamen, in die Suchmaschine ein. Alle bis auf eines.
Ich suchte nach Tierangriffen, nach rituellen Morden, Vandalismus auf Friedhöfen, okkulten Aktivitäten, Satanisten sogar nach Krankheitsbildern, die in das Schema passten und fand so viel bizarres Zeug, dass mir bereits nach kurzer Zeit der Kopf schwirrte und natürlich stolperte ich immer wieder über denselben Begriff: Vampirismus.
Zuerst ignorierte ich das konsequent, weil ich die Möglichkeit noch nicht mal in Gedanken zulassen wollte, irgendwann akzeptierte ich zumindest die Tatsache, dass es Menschen gab, die eine krankhafte Neigung hatten, welche diesem Verhaltensmuster entsprach. Ich las mit Schaudern über ganze Cliquen, die sich zusammenschlossen, auf Friedhöfen herumgammelten, in Särgen schliefen und natürlich Blut tranken - alles in dem festen Glauben, dass sie eigentlich unsterbliche Wesen waren. Menschen, die sich absichtlich ihre Zähne spitz zuschleifen ließen, ihre Augen tätowierten und zudem gerne in fragwürdigen Talkshows auftraten, um sich zu präsentieren. Keiner von ihnen hatte auch nur im Geringsten etwas gemein mit Suga.
Nach den kuriosen Artikeln widmete ich mich den Legenden und bemühte mich, Überlieferungen, alte Notizen und Auszüge aus uralten Tagebüchern möglichst unvoreingenommen und kritisch zu hinterfragen. Das war nicht so einfach, zumal sich alles in mir sträubte, diesen Geschichten auch nur einen Funken Wahrheit zuzugestehen. Aber Voodoo, Hexenkult und lichtscheue Menschen mit scheinbar außergewöhnlichen Fähigkeiten waren deutlich greifbarer als jeder moderne Freak, der im Fernsehen zu sehen war. Womöglich auch gerade deswegen, weil sie bei weitem ehrlicher und aufrichtiger klangen, als alles, was ich davor gelesen hatte, vertiefte ich mich weiter in diese Materie. Ich las von Knoblauch, Kreuzen, Silberdolchen und Holzpflöcken und selbstverständlich auch von dem alles vernichtenden Sonnenlicht, das diese Wesen in Asche verwandeln sollte. Aber zumindest letzteres konnte ich mit einem bitteren Lächeln abhaken. Ich hatte Suga so oft bei Tag getroffen, dass ich mit Gewissheit sagen konnte, dass Sonnenlicht nicht seinen plötzlichen Tod herbeiführte.
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Blood, sweat and tears [Taegi]
Fanfiction[BTS-AU] Schon als Kind waren Taehyung Dinge aufgefallen, für die niemand eine Erklärung hatte. Damit begann eine jahrelange Odyssee, die ihn selbst als jungen Erwachsenen noch brandmarkte, weil es keinen Menschen gab, der ihm glaubte. Und auch wenn...