Kapitel 22 - Katerstimmung

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Katerstimmung

Mühevoll dämmerte ich an die Oberfläche. In meinem Kopf hallte ganz leise eine fremde Melodie nach, die mich zugleich ängstigte und beruhigte, gleichzeitig schienen meine Gedanken losgelöst von allem zu sein. Der wabernde Strudel hielt allerdings nicht vor und je mehr ich mich daran klammerte, mich einfach weiter treibenlassen wollte, desto mehr entglitt es mir und ich schlitterte aus dem Schlaf ins Erwachen.

Nur unwillig gab ich nach und als ich die Augen aufschlug, blickte ich geradewegs auf hellblaue Stoffbahnen, die sich direkt vor meinem Gesicht bewegten. Ich verstand nicht warum, wusste nicht wo ich war oder was passiert war, doch als ich mich bewegte, drückte ein anderes Gewicht den Untergrund in meinem Rücken hinunter, sodass ich unwillkürlich hinsah.

Suga.

Verwirrt sah ich mich um und landete am Ende wieder bei ihm.

„Was... ist passiert?"

Suga fixierte mich ernst, dann sah er kurz weg und nahm meine Hand. Er hielt sie in seiner und nahm sie hoch. „Du... hast dich verletzt."

Tatsächlich. Benommen betrachtete ich den weißen Verband, der meine rechte Hand einhüllte und bewegte die Finger ein wenig. Es schmerzte nicht. Verwirrt schüttelte ich dann den Kopf, ich konnte mich nicht erinnern. Erst als ich mich nun aufsetzen wollte, begriff ich, dass ich auf einem Bett lag, in einem Schlafzimmer oder Gästezimmer wohl, die hellblauen Stoffbahnen, die mein Blickfeld gestreift hatten, bewegten sich links von mir, vor einer offenen Balkontür. Es war hell, die Luft, die durch die offene Tür drang, frisch und kalt.

„Ich kann mich nicht erinnern", murmelte ich wahrheitsgemäß und sah wieder stirnrunzelnd zur Tür. Es war Tag? Warum war es Tag?

Neben mir seufzte Suga gut hörbar. „Es war unglücklich, der Wein, die Aufregung, jedenfalls ist das Glas zerbrochen, du hast dir die Hand aufgeschnitten und bist umgekippt, hast dir den Kopf angeschlagen. Soll ich weitermachen?"

Wow, ich war tatsächlich ohnmächtig geworden? Und wer zur Hölle hatte mich dann in dieses Zimmer geschleppt, er etwa? Wieder schüttelte ich verwirrt den Kopf. Warum konnte ich mich an nichts davon erinnern? Ich betastete behutsam die Beule an meinem Hinterkopf und ließ die Hand kraftlos wieder sinken. Als ich zu Suga hinsah, reichte er mir ein Glas Orangensaft.

„Trink das."

Ich griff mir das Glas, trank gierig und setzte es bei der Hälfte ab um wenigstens einmal Luft zu holen, bevor ich auch den Rest hinunterstürzte. Suga runzelte die Stirn, als ich ihm das leere Glas zurückgab. Meine Hand zitterte leicht. Ich fühlte mich irgendwie schwach und kraftlos, aber ich hatte keine Ahnung woher das rührte.

Er stellte es bedächtig auf dem kleinen Tischchen neben dem Bett ab und wandte sich dann wieder zu mir um.

„Wie fühlst du dich?", fragte er flüsternd, griff dabei nach meiner bandagierten Hand und hielt sie sanft fest. „Ist dir übel, hast du Kopfschmerzen?"

„Kopfschmerzen", bestätigte ich und nickte leicht, verzog aber gleich das Gesicht. „Warum kann ich mich nicht erinnern und warum ist es hell?"

„Weil es bereits Vormittag ist?" Suga sah mich an, aber er lächelte nicht und das machte mich stutzig. Was war nur los hier?

„Du warst ganz benommen", flüsterte Suga, „und gar nicht richtig da. Ich dachte du fällst mir gleich wieder um. Als du eingeschlafen bist, habe ich dich schlafen lassen. Sei nicht böse." Jetzt strichen seine Finger zum ersten Mal von dem Verband auf meine nackte Haut und diese Berührung schoss wie ein Stromschlag durch meine Hand, meinen Arm, durch meinen ganzen Körper.

Blood, sweat and tears [Taegi]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt