Kapitel 39 - Wahrheiten

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Ich widme dieses Kapitel der lieben  Wacrie ihrer besonderen Vorliebe für diverse Türen wegen ;) ~


Wahrheiten

Später am Tag klopfte es erneut an meiner Tür und obwohl ich mich bisher in meinem Gefängnis ganz sicher gefühlt hatte, fuhr ich jetzt ruckartig zusammen und wandte mich panisch um. Ich sah wie sich erneut der Knauf bewegte und schlich mit angehaltenem Atem näher.

Er würde nicht reinkommen, er würde die Tür nicht aufbrechen, er-

„Tae?", drang durch das Holz, „mach bitte auf."

Fast hätte ich gelacht. Für wie naiv hielt er mich? Schweigend wartete ich ab, da klopfte es wieder leise.

„Taehyung ich weiß, dass du da drin bist, stehst du hinter der Tür?" Etwas schabte über das Holz und ein Schauer lief meinen Rücken hinab, trotzdem blieb ich bei meinem verbissenen Schweigen. Auf der anderen Seite der Barriere konnte ich Suga leise seufzen hören.

„Bitte sprich mit mir", murmelte er. „Tae? Bitte mach die Tür auf und sprich mit mir."

Nein, ganz sicher nicht. Nochmal fiel ich darauf sicher nicht herein. Ich wollte mich gerade abwenden, da hörte ich ihn weiterflüstern.

„Bitte. Taehyung... Ich weiß, was ich dir angetan habe und es tut mir so unendlich leid. Bitte lass es mich wenigstens erklären."

Als ob es dafür eine Erklärung bräuchte! Er hatte nicht bekommen, was er wollte und es sich stattdessen mit Gewalt genommen. Er war ein Tier, das hatte er mir immer wieder gesagt, jetzt hatte ich es am eigenen Leib erfahren. Schweigend wartete ich, aber jetzt war es wieder still vor meiner Tür und nach einer ganzen Weile wagte ich es wieder, normal zu atmen. Meine Anspannung ließ etwas nach, ich ging zur Tür und überprüfte noch einmal, ob ich die Verriegelung wirklich zweimal umgedrehte hatte. Doch kaum berührte ich den Metallknauf, hörte ich erneut sein Flüstern.

„Tae? Ich weiß, dass du da bist, ich kann dich wahrnehmen."

Verdammt.

Etwas strich über das Holz, vielleicht seine Hand und ich stellte mir vor, wie er auf der anderen Seite stand, die Hand auf dem Holz liegend, womöglich die Stirn an die Tür gelehnt. Meine bebende Hand legte sich ebenfalls auf das Holz, als könnte ich damit eine Verbindung schaffen, die sicher war.

Ich wusste doch ganz genau, was er getan hatte und trotzdem fiel es mir so unglaublich schwer, ihn von mir zu stoßen oder aus meinem Kopf zu bekommen.

„Ich wollte dir nicht wehtun, Tae. Aber ich habe es getan und ich kann es nicht ungeschehen machen. Es tut mir leid. Bitte sprich mit mir, lass mich-"

„Du brauchst nichts erklären", raunte ich dumpf und lehnte mich wieder gegen die Wand.

Auf der anderen Seite war erneut ein Seufzen zu hören und wieder strich etwas über das Holz. Ich betrachtete die Tür.

„Bitte mach auf", raunte er. „Lass uns reden, lass mich dir erklären, was-"

„Ich will es nicht hören", unterbrach ich ihn dumpf. Das war die schlichte Wahrheit. Ich wusste, dass er auf mich einreden würde, dass er mir mit tausend schönen Worten würde erklären wollen, was passiert war, aber ich wollte es nicht hören. Ich wollte nicht noch mehr darüber erfahren, wie es war, ein Wesen wir er zu sein. Unsterblich, unersättlich, unfähig sich zu kontrollieren, zu lieben, oder was auch immer.

„Du hast bekommen, was du wolltest, du hast es dir genommen", sagte ich resigniert. „Du wirst es immer wieder tun. Du... hast mich die ganze Zeit belogen. So viele Lügen... ich weiß überhaupt nicht, was wahr ist, ob überhaupt irgendwas an dir wahr oder echt ist. Ich wünschte... ich hätte dich nie getroffen, oder... du hättest mich einfach umgebracht. Damals im Club, hm? Da wolltest du es. Da war ich nur Mittel zum Zweck. Vielleicht wäre es besser gewesen."

Blood, sweat and tears [Taegi]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt