TW: Romanticization of alcohol
18 months earlier
"That's the problem with drinking, I thought, as I poured myself a drink. If something bad happens you drink in an attempt to forget; if something good happens you drink in order to celebrate; and if nothing happens you drink to make something happen."
- Charles BukowskiJulian mochte keinen Alkohol. Er war Sportler. Trinken passte nicht dazu. Seine Schulfreunde hatte er damals verlassen, bevor sie alt genug dazu gewesen waren, ihre ersten Erfahrungen mit Alkohol zusammen zu machen.
Julian gab es nicht gerne zu, aber er hatte sich in dieser Hinsicht immer etwas unreif gefühlt. Während alle anderen in seinem Alter und Bekannte aus der Schule, an den Wochenenden Dinge erlebt hatten, von denen sie später ihren Kindern erzählen würden, hatte Julian immer trainieren müssen.
Das war das Opfer, das er gebracht hatte, für den Sport, den er liebte. Der das wichtigste in seinem Leben war. Es hatte ihm nichts ausgemacht, oder zumindest hatte er sich dies stets eingeredet. In Wahrheit war er immer traurig gewesen, keine normale Kindheit und Jugend gehabt zu haben.
Immer, bis zu dem Moment, in dem er Kai kennengelernt hatte. Mit Kai hatte er das erste Mal in seinem Leben gelernt, wie es sich anfühlte ein Kind sein zu dürfen. Weil Kai genauso war wie er. Weil auch Kai alles für ihren Sport geopfert hatte. Weil Kai wusste wie sich Julian fühlte.
Und weil es ihnen an den gleichen Erfahrungen fehlte, hatten sie beschlossen, sie gemeinsam zu machen. In diesem Jahr an Halloween, wollten sie all das nachholen, was sie in ihrer Jugend versäumt hatten. Zusammen."Du siehst gut aus". Kai musste daraufhin lächeln. "Was denn, kein 'du auch'"?, fragte Julian nach einer Weile beleidigt. "Nee, jetzt nicht mehr" antwortete Kai spöttisch. "Und ich dachte Draco wäre der Böse" murmelte Julian mit Anspielung auf ihre Kostüme.
Sie sahen beide gleich aus. Einzig die Farben der Schuluniformen unterschieden sich. Kai als Harry Potter trug rot. Julian als Draco Malfoy grün. Aus irgendeinem Grund mochte Julian es nicht, dass sie beide unterschiedliche Farben trugen. Er war es gewohnt, dass sie die gleichen Farben trugen, Weil sie sonst zusammen spielten. Immer. Kai in einer anderen Farbe zu sehen, verunsicherte ihn unterbewusst.Sie fuhren gemeinsam zu dem Club. Es war bereits spät und es waren so viele Menschen um sie herum, dass Julian begann sich unwohl zu fühlen. Er mochte es nicht beobachtet zu werden. Kai wusste das. Lächelnd beugte er sich etwas herunter und flüsterte in Julians Ohr "übrigens siehst du natürlich auch gut aus". Das machte es besser. Julian verdrehte die Augen, musste aber trotzdem lächeln. Mit Kai neben ihm, verloren die ganzen Menschen um sie herum irgendwie an Bedeutung.
Im Inneren des Clubs war es noch voller. Hätten sie sich nicht gegenseitig das Versprechen gegeben, all das Versäumte der letzten Jahre nachzuholen, wären sie vermutlich gegangen. Sie beide fühlten sich unwohl. Julian konnte das in Kais Blick sehen. Aber sie blieben. Versprechen, die sie sich gegenseitig gaben hielten sie. Immer.
Julian versuchte sich auf seine Umgebung einzulassen. Es fiel ihm schwer Fußball einmal zu vergessen, aber mit jedem Getränk, dass Kai von der Bar mitbrachte, war es einfacher.Julian hatte immer Angst vor jeglicher Art von Drogen gehabt. Er hatte immer Angst gehabt die Kontrolle über seinen Körper zu verlieren. Weil dieser für ihn das wichtigste war. Um die besten Leistungen zu erzielen war eine hundertprozentige Körperkontrolle nicht nur wichtig, sondern auch eine Voraussetzung. Wer diese nicht besaß, hatte bereits verloren.
Doch an diesem Abend mit Kai in dem Club, merkte Julian das erste Mal wie schön es sein konnte, sämtliche Kontrolle einmal abzugeben. Sich leicht zu fühlen. Über nichts nachdenken zu müssen. An diesem Abend verliebte sich Julian in dieses berauschende Gefühl, das später sein Verhängnis werden sollte.
Er fühlte sich so sorglos, wie noch nie in seinem Leben. Die Lichter um ihn herum waren bunt. Blau. Grün. Ein Meer aus Farben. Die Musik dröhnte in seinen Ohren und ließ all seine Gedanken verstummen. Er war in diesem Moment taub für alles andere. Die Menschen um ihn herum erschienen ihm so verschwommen und unbedeutend, dass er nicht mehr nachvollziehen konnte, warum er anfangs so nervös gewesen war. Und obwohl alle um ihn herum verblassten, war er trotzdem nicht alleine. Weil Kai da war. Kai war noch immer direkt neben ihm und er war der einzige, der nicht verblasste. Er wirkte wirklicher als je zuvor.
Und Julian fühlte sich leicht. Losgelöst von seinem Körper. Alles war so einfach. Und er fragte sich, warum er das alles nicht schon viel früher gemacht hatte. Mit Kai. Weil es Kai genauso gut ging wie ihm. Und sie tranken. Immer mehr. Kai schien immer näher zu kommen. Er schien ebenfalls nicht mehr nachzudenken. Er wirkte...frei. Immer häufiger spürte Julian Kais Hand an seiner Taille. In seinen Haaren. Er mochte das. Er mochte es, wenn Kai die Kontrolle übernahm. Und er mochte es Kai so glücklich und unbeschwert zu sehen. Das machte ihn selbst glücklich.
DU LIEST GERADE
I just wanna feel again ~ Bravertz
Fanficfüh·len /fǘhlen/ schwaches Verb mit dem Tastsinn, den Nerven wahrnehmen; körperlich spüren "einen Schmerz, die Wärme der Sonne fühlen" Tastend prüfen, feststellen "[jemandem] den Puls fühlen" seelisch empfinden "etwas instinktiv fühlen" Tastend nac...