5. Gruppenaktivität

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❝𝐑𝐈𝐋𝐄𝐘

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❝𝐑𝐈𝐋𝐄𝐘

»Und, was möchtest du heute unternehmen?«, fragt Corey. Breit grinsend gießt er mir rabenschwarzen Kaffee ein und sieht mich erwartungsvoll an. Ratlos zucke ich mit den Schultern. Eigentlich würde ich am liebsten zu June fahren und noch einmal mit ihr sprechen.

Das Gegenüber zuzugeben bin ich allerdings nicht bereit. Außerdem wohnt June vermutlich längst nicht mehr in ihrer alten Wohnung, sondern bei diesem Brady, oder zumindest irgendwo mit ihm zusammen. Und natürlich weiß ich nicht, wo das ist.

»Keine Ahnung«, erwidere ich also bloß und trinke den eigentlich noch viel zu heißen Kaffee, nur um nichts weiter sagen zu müssen.

»Vermutlich müssen wir uns eine Unternehmung einfallen lassen, bei der du nicht von deinen Fans erkannt wirst, oder?«, will Sienna von mir wissen, die sich nebenbei einen Apfel ins Müsli schneidet. Ich nicke, dankbar darüber, dass sie das Thema in eine andere Richtung lenkt.

»Mist, daran habe ich gar nicht gedacht«, gesteht Corey ein wenig verärgert und schlägt sich gegen die Stirn. »Es ist immer noch ziemlich surreal, dass du jetzt einfach hier bist. Das muss ich erst einmal verarbeiten.«

Missmutig verziehe ich das Gesicht, dann erwidere ich: »Ja, daran muss ich mich auch erst einmal gewöhnen.« Bestimmt schiebe ich das in mir aufkommende Gefühl, dass das hier alles ein Fehler sein könnte, ganz weit nach hinten.

Weil Coreys Freundin es nicht auf die Reihe bekommen hat, June über meine Vorbeikommen in Kenntnis zu setzen, weiß diese leider auch nicht, dass ich eine Weile bleibe.

›Wenn die Clique sich so regelmäßig trifft, wie Corey es mir immer berichtet, wird das wirklich eine unangenehme Zeit werden‹, denke ich stumm und blicke auf den weißen Boden meiner mittlerweilen leeren Kaffeetasse.

»Woran denkst du gerade?«, reißt mein Kumpel mich aus den Gedanken. Besorgt blickt er mich über den Tisch hinweg an. Was hatte ich denn gerade für einen schrägen Gesichstausdruck, dass er so auf mich reagiert?

»Ach, nicht so wichtig«, lüge ich und zwinge mich zu einem strahlenden Lächeln. Zum Glück ist Corey einer dieser Kerle, der zwar das Herz am rechten Fleck, aber manchmal eine mangelnde Beobachtungsgabe hat, sodass er mir die gute Laune ohne Zweifel abkauft.

»Wir könnten wandern gehen. Ich kenne da eine Tour, auf der immer sehr wenig los ist. Das wäre doch perfekt, oder?«, schlägt Sienna vor. Sie wirkt sichtlich erfreut über ihren Einfall. Entzückt lacht Corey laut auf und drückt ihr einen geräuschvollen Kuss auf den Mund.

»Du bist einfach die Beste«, lobt er sie. Dann springt er vom Stuhl auf und verkündet enthusiastisch: »Ich geh schon mal die Rucksäcke und Wanderschuhe bereitstellen.«

»Manchmal ist er unmöglich«, stöhne ich genervt, als Corey den Raum verlassen hat und ernte dafür ein ehrliches Lachen von Sienna.

»Ach komm, du musst zugeben, wir haben dir gefehlt.« Natürlich haben sie das. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr sie mir gefehlt haben.

Ich liebe meine Band und das Leben, das ich dank dieser führe. Es war immer mein Traum, auf der Bühne zu stehen, durchs Land zu touren, wilde Partys zu feiern und ständig woanders zu sein. Die stillen Moment, in denen ich mich an die tolle Zeit mit meinen Freunden erinnere, und die Sehnsucht nach einem etwas ruhigeren Leben, haben mich trotzdem immer wieder übermannt.

Zu Beginn meiner Karriere war ich so im Sog des Erfolges und neuer Eindrücke, dass es mir leichter fiel, permanent weit weg von zu Hause. Doch jetzt, mit neunundzwanzig, scheine ich irgendwie sentimentaler zu werden.

Die Vibration meines iPhones lässt mich zusammenzucken. Als ich das Gerät aus der Hosentasche ziehe, blicke ich auf eine Benachrichtigung einer WhatsApp Gruppe, von der ich gar nicht wusste, dass ich darin Mitglied bin. Corey der Depp hat kurzerhand entschieden, dass es eine hervorragende Idee sei, auch die anderen zu unserer spontanen Wanderung einzuladen.

»Darf ich ihn umbringen?«, frage ich wütend und deute auf das beleuchtete Smartphone Display.

⋯―⋯

❞𝐉𝐔𝐍𝐄

»Hast du schon gelesen, was Corey in die Gruppe geschrieben hat?«, fragt Brady über die Schulter hinweg in meine Richtung.

»Nein, wieso?«, erkundige ich mich bei ihm, gerade im Begriff die Küche zu betreten.

Nur in Boxershorts und eine schwarze Küchenschürze gekleidet, steht er am Herd und bereitet uns Omlette zu. Sein iPhone liegt neben der leeren Eierpackung auf der hellgrauen Granit-Arbeitsplatte, das Display noch entsperrt. Nichtsahnend geselle ich mich zu ihm und werfe einen Blick auf die aktuellste Nachricht in unserer WhatsApp Gruppe.

Corey Anderson hat Riley Miller zur Gruppe hinzugefügt.

Gerade so schaffe ich es, nicht zischend Luft einzuziehen oder ein anderes Geräusch von mir zu geben, das meinem Schock Ausdruck verleihen könnte. Ich räuspere mich und lese laut vor:

Wir haben uns spontan für eine kleine Wanderung entschieden - Sienna, Riley und ich. Wer Lust hat, kann uns gern begleiten. Wir treffen uns 13 Uhr bei uns auf dem Parkplatz und fahren von dort aus los. Bis dann, Buddies.

»Gehen wir mit?« Völlig überrumpelt stehe ich da und bekomme erst gar nicht mit, dass Brady mich etwas gefragt hat. Erst, als er sein hübsches Gesicht zwischen sein iPhone und mich schiebt, schaffe ich es, mich von dem Text auf dem Display zu lösen.

»W-w-was?«, stammle ich hilflos.

»Na ob wir mitgehen, Junchen«, wiederholt Brady mit hochgezogener Braue. Ihm ist anzusehen, dass er richtig Lust auf diesen Wandertrip hat.

»Ach komm schon, Babe. Wir haben ewig nichts mehr in der Art unternommen. Die letzten Treffen fanden immer nur Indoor statt. So eine Gruppenaktivität an der frischen Luft ist doch perfekt«, jammert er wie ein Kleinkind, was total unnötig ist, da ich auch so gewusst hätte, dass er Feuer und Flamme für eine sportliche Aktivität wie diese ist.

Machtlos füge ich mich meinem Schicksal und stimme mit einem wenig begeisterten »Na gut, wir können ja mitgehen« zu. Mit einem zufriedenen Lachen, und komplett überschwänglich, schließt Brady mich daraufhin in die Arme und hebt mich einen halben Meter über den Boden in die Luft.

»Ist ja gut, du verrückter Sportfreak. Lass mich runter!«, lache ich und stupse ihm mit dem Zeigefinger gegen die Nase.

Ich werde mich einfach an ihn halten und ausschließlich mit den anderen sprechen. Es wird schon nicht so schwer werden, Riley diesen einen Tag zu ignorieren. Wenn das Wochenende vorbei ist, sitzt sie im Flieger zurück nach keine Ahnung wohin und verschwindet wieder aus meinem Leben. Genau so wird es sein, denn so ist sie nun mal und ich bin froh darüber, sie danach nicht wiedersehen zu müssen.

Date me again, please | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt