30. Wilde Rosen

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❞𝐉𝐔𝐍𝐄

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❞𝐉𝐔𝐍𝐄

Warum musste ich auch so dumm sein und versuchen, Riley zu küssen? Was habe ich mir nur dabei gedacht? Nur gut, dass sie mich davon abgehalten hat. Wieder mal ist sie die Vernünftigere von uns beiden gewesen, obwohl das in jeder anderen Angelegenheit zweifelsohne mein Part ist.

In meinem Kopf herrscht das reinste Chaos, in meinem Bauch fliegen Schmetterlinge in einem Tornado aus Übelkeit und der Heimweg zu Brady fühlt sich an, wie ein Walk of Shame. Ich hoffe so sehr, dass er noch nicht wieder zurück ist, von dem Treffen mit dem neuen Mandanten. Ich brauche definitiv ein paar Minuten Ruhe, um mich zu sortieren.

Die vergangenen Stunden mit Riley waren so schön und so traurig zugleich. Mein Herz ist ein Stück weit gebrochen, als ich erfahren habe, dass ihr Dad gestorben ist und sie das Ganze mit sich allein ausgemacht hat, weit weg und ohne ihre Freunde. Ich wäre so gern an ihrer Seite gewesen, um ihr in dieser schweren Zeit den Rücken zu stärken. Wenn wir damals zusammen gekommen wären, wie ich es mir gewünscht hätte, wäre ich Riley ohne nachzudenken gefolgt und hätte hier alles stehen und liegen lassen. Doch stattdessen haben sich unsere Wege und Leben getrennt. Stattdessen lebe ich ein Leben mit einem Mann, den ich zwar liebe, aber vielleicht nicht genug, um ihn zu heiraten, was in absehbarer Zukunft geschehen wird, wenn ich nichts unternehme.

Mit einem schrillen Pling reißt der Ton des Fahrstuhls mich aus meinen Gedanken, als ich auf der Etage meines Penthouse ankomme. Wobei es vielmehr Bradys Penthouse ist, in das ich nach dem ersten halben Jahr unserer Beziehung mit eingezogen bin.

Ich kann mich gar nicht daran erinnern, wie ich nach Hause gekommen bin. Seit ich Rileys Apartment verlassen habe, arbeiten mein Kopf und mein Körper nicht gerade sonderlich gut zusammen. Noch immer total neben der Spur, krame ich den Wohnungsschlüssel aus meiner Tasche, als ich von drinnen leise Musik wahrnehme.

So viel zum Thema, ein paar Minuten Ruhe zu haben, denke ich wehleidig. Brady ist also bereits zurück. Ich schlucke schwer, denn das bedeutet, dass ich gleich etwas Unschönes tun muss, sobald ich durch den Türrahmen in unser Zuhause trete. Keine Ahnung, wie ich das hinbekommen soll.

Langsam zähle ich von zehn rückwärts und schließe bei eins die Tür auf. Innerlich wappne ich mich schon mal, Brady gleich das zu erzählen, was ihn sehr sicher ziemlich erschüttern wird. Das wird definitiv kein Spaß. Ich hatte nie vor, ihm das Herz zu brechen.

⋯―⋯

Das Erste, was mir direkt ins Auge fällt, ist der wunderschöne, kleine Blumenstrauß, der auf dem bereits gedeckten Tisch steht. Es sind wilde Rosen, meine Lieblingsblumen, in einem losen Arrangement und ich liebe den Anblick. Neben den Rosen steht eine kleine Apfeltarte auf dem gedeckten Esstisch, während dampfender Kaffee in zwei Tassen die Luft mit einem verführerischen Duft schwängert.

Unter anderen Umständen wäre ich von diesem Empfang hin und weg gewesen. Doch in diesem Moment fühlt es sich eher so an, als würde man Hochprozentigen in eine fiese offene Wunde schütten. Es brennt furchtbar, in meinem Herz und meinem Gewissen.

»Hey, Babe«, säuselt Brady mit einem so strahlenden Lächeln, dass es mich beinahe blendet.

»Ich bin heute echt spät zurück, das tut mir so leid. Sieh mal, ich habe dir eine kleine Aufmerksamkeit vorbereitet«, purzeln die Worte in einem schnellen Redeschwall aus seinem Mund und er deutet auf den Tisch. Dass ich selbst gerade erst nach Hause gekommen bin, und wo ich überhaupt war, scheint ihn gar nicht groß zu interessieren.

Überfordert blicke ich zwischen ihm und dem Gebinde hin und her und antworte offensichtlich nicht schnell genug, denn er fragt auch gleich: «Gefällt es dir?« Vorsichtig nicke ich und schaffe es endlich ein gemurmeltes »Die Rosen sind wunderschön« hervorzubringen, woraufhin mein Verlobter sichtlich zufriedener scheint, obwohl ich nicht mal etwas über das Gebäck und den Kaffee äußere.

»Komm erst mal her, wir haben uns ja noch gar nicht richtig begrüßt«, mahnt er mich gespielt streng und zieht mich bereits eine Sekunde später in seine starken Arme. Das Aftershave, was ich ihm letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt habe, dringt in meine Nase. Ich mag den Geruch, aber die Erinnerung an unser vermutlich letztes gemeinsames Weihnachten schnürt mir jetzt die Kehle zu.

Meine Augen beginnen gefährlich zu brennen. Habe ich mich die ganze Zeit über selbst belogen? Waren meine Gefühle für Brady echt oder wollte ich einfach nur, dass mein Leben auch ohne Riley weitergeht? Ich bin total verwirrt und stelle innerlich gerade alles infrage.

»Brady ich«, setze ich an, doch weiter komme ich nicht, da liegen seine Lippen bereits fordernd auf meinen. Es ist ein ausgehungerter Kuss, als wären wir nicht nur eine Nacht, sondern viele Wochen voneinander getrennt gewesen.

»Ach, lass uns später reden«, raunt er mit von Verlangen belegter Stimme gegen meine Lippen.

Fordernd drängt Brady mich rückwärts zu einem nahestehenden Highboard, umfasst meine Hüften und hebt mich hoch. Als eine seiner warmen Hände sich den Weg unter mein Oberteil bahnt, schnappe ich zischend nach Luft. Immer weiter schlängeln sich seine Finger hinauf, bis Bradys linke Hand sich um meine Brust schließt und sie sanft knetet. Jede einzelne seiner Berührungen ist so vertraut, dass ich mich ihm wie ferngesteuert hingebe.

Wild verstreut um uns herum landet unsere Kleidung auf dem Boden, erst meine, dann seine. Es kann ihm gar nicht schnell genug gehen, bis wir den lästigen Stoff endlich losgeworden sind, währenddessen ich das ganze wie in Trance geschehen lasse.

»Du bist so wunderschön«, flüstert mir seine tiefe Stimme ins Ohr, während er in mich eindringt und uns mit zielstrebigen Stößen sehr schnell einem gemeinsamen Höhepunkt entgegentreibt, ohne lange zu fackeln.

Als wir wenig später schwer atmend die Köpfe aneinanderlehnen, holt mich sein abgehackt ausgesprochenes »Ich liebe dich so unfassbar sehr, June« auf den eiskalten Boden der Tatsachen zurück. Was zur Hölle habe ich getan? Wir hatten gerade einen verdammten Quickie! So sollte es nicht laufen, wenn man vorhat eine Beziehung zu beenden, rüge ich mich stumm.

Ohne Brady zu antworten, rutsche ich von dem Highboard, sammle meine Kleidung auf und steuere das Badezimmer an. Nur mit Mühe und Not schaffe ich es, mich noch so lange zusammen zu reißen, bis ich die Badtür hinter mir geschlossen habe. Wütend starre ich mein gerötetes Gesicht im Spiegel an, über das nun unablässig Tränen fließen. Was stimmt nicht mit mir?

Date me again, please | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt