20. Ein Sleepover?

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❞𝐉𝐔𝐍𝐄

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❞𝐉𝐔𝐍𝐄

Da Maeve mich noch nicht bemerkt hat, plaudert sie munter weiter, während sie das Apartment betritt. »Ich habe dir vorhin geschrieben, aber du hast nicht geantwortet und da dachte ich, ich komme einfach mal vorbei. Ich brauche nämlich wirklich dringend etwas Nachhilfe von einer Expertin in puncto Rockmusik. Heute Abend ist doch das Date mit Kade und er steht sowas von auf Rock.«

Maeve macht nur eine ganz, ganz kurze Pause, um Luft zu holen, bevor sie anfügt: »Also, hilfst du mir?» Riley lacht laut auf und erfüllt den Raum dadurch mit einer gewissen Unbeschwertheit.

Von ihrer Aufgelöstheit gerade eben ist auf einmal nichts mehr übrig. Stattdessen ist sie wieder die coole, souveräne Riley Miller, wie sie seit Jahren vor abertausenden Fremden und nun auch wieder vor ihren Freunden performt.

Mir wird klar, dass sie sehr gut darin sein muss, in Sekundenschnelle eine makellose Fassade hoch zu ziehen. Wenn ich genauer darüber nachdenke, finde ich das sogar ein wenig erschreckend.

»Na ja, das ist jetzt etwas spontan, denn eigentlich bin ich gerade beschäftig, Maeve«, gesteht sie mit zuckersüßer Stimme, um unsere Freundin schonend darauf vorzubereiten, dass sie mich gleich im Wohnzimmer vorfinden wird.

Wenn Maeve mal einen Moment nachgedacht hätte, wäre sie vielleicht von selbst darauf gekommen, dass Riley keine Zeit für sie hat, da sie nicht per Telefon erreicht werden konnte.

»Ach so?«, erwidert Maeve etwas perplex und tritt einen Schritt zur Seite, von wo aus sie mich dann auch sehen kann.

»Oh, heyyy«, grüßt sie mich laut, als sie mich auf der Couch sitzen sieht. »Na das ist ja«, beginnt sie, bricht aber mitten im Satz ab und schaut ziemlich irritiert zwischen Riley und mir hin und her.

Mein Herz beginnt zu rasen. Das ist also der Moment, vor dem ich mich die letzten Wochen so sehr gefürchtet habe. Der Moment, in dem irgendjemand bemerkt, dass etwas zwischen Riley anders ist.

Angespannt halte ich die Luft an. Vermutlich sehe ich gerade aus wie ein Reh im Scheinwerferlicht als Autos, kurz bevor es überfahren wird. Unschön.

»Habt ihr etwa ...«, setzt Maeve erneut an, findet aber wieder nicht die richtigen Worte. Meine Anwesenheit verwirrt sie sichtlich.

Noch immer in Schockstarre harre ich regungslos in meiner Position und blicke hilfesuchend zu Riley, die mein stummes Flehen registriert.

»Das sieht jetzt bestimmt komisch für dich aus, dass June hier ist», meint sie und legt Maeve wie zur Beruhigung die Hand von hinten auf die Schulter. Doch unsere Freundin verfällt unerwartet in einen heiteren Jubel. Riley und ich tauschen verdatterte Blicke aus.

»Ich weiß genau, was hier abgeht«, behauptet Maeve triumphierend und zeigt abwechselnd auf uns.

»Ähm?«, macht Riley etwas unsicher und zuckt mit den Schultern.

»Ihr hattet ein Sleepover, stimmt's?«

»Ohje, ein hoch auf die Naivität, die uns hier gerade den Arsch rettet«, denke ich stumm.

Wenn die Steine, die uns in diesem Moment vom Herzen fallen, Geräusche erzeugen könnten, wäre es wohl gerade enorm laut hier im Raum.

Wieder findet Riley sehr schnell zu ihrer gelassenen Einstellung zurück und fragt gespielt erwachsen: »Ja, richtig. Total albern oder? Ein Sleepover, darf man das in unserem Alter überhaupt noch so nennen?« Maeve beginnt zu lachen und scheint gar nicht mehr aufhören zu wollen.

»Ihr müsst mir gegenüber kein schlechtes Gewissen haben, Mädels«, erklärt sie uns, nachdem sie endlich zu lachen aufgehört hat. »Nein, ehrlich. Ich freue mich doch, wenn ihr wieder miteinander klarkommt. Das nächste Mal ladet ihr dann aber auch Sienna und mich mit ein, nicht wahr?«

»Aber selbstverständlich, Liebes«, beteuert Riley und tätschelt ihr liebevoll die Schulter.

Ich kann nicht glauben, dass wir hier gerade mit einem blauen Auge davonkommen. Wenn Maeve die Wahrheit wüsste, würde sie uns vermutlich beiden eine schmieren. Soll sie also bitte lieber von einem Sleepover ausgehen, auch wenn wir keine zwölf und aus diesem Alter längst raus sind.

⋯―⋯

❝𝐑𝐈𝐋𝐄𝐘

»Oh Mann, Riley, du hast ja keine Ahnung, wie toll es ist, dass June wieder normal mit deiner Anwesenheit umgehen kann. Habt ihr euch die ganze Nacht ausgesprochen, ja?«, will Maeve mit großen Augen neugierig wissen, nachdem June gegangen ist.

»Von normal sind June und ich noch meilenweit entfernt«, denke ich etwas ernüchtert bei mir selbst. Ich glaube, von diesem Schock am Morgen müssen wir uns beide erst einmal ordentlich erholen.

Mein Herz hat mehr als nur einen Takt ausgesetzt, als ich dachte, dass Brady vor meiner Tür stehen würde und vielleicht nach June sucht, weil diese über Nacht nicht nach Hause gekommen ist. Allerdings ist es auch etwas merkwürdig, dass er es nicht getan hat, oder?

Die Haut meiner Oberschenkel, auf denen June vorhin gelegen hat, kribbelt immer noch ein bisschen und lässt sie mich schmerzlich vermissen. Es war ein wunderschönes Gefühl, ihr so nahe zu sein. Natürlich habe ich mich dabei auch ein wenig schlecht gefühlt, da es Brady gegenüber nach wie vor nicht fair ist, doch die Glücksgefühle haben deutlich überwogen und das Negative übertüncht.

»Erde an Riley?«, ruft Maeve etwas lauter, da sie mich anscheinend etwas gefragt hat und ich keine Antwort gebe.

»Verzeihung. Was sagtest du?« Ärgerlich zieht sie einen Schmollmund und verschränkt die Arme vor der Brust. Sie sitzt in einem der Sessel an der gegenüberliegenden Wand zur Couch und hat die Füße auf dem Hocker vor sich abgelegt, als wäre sie eine alte Frau, die kaum noch laufen kann und eine Pause braucht.

»Ich habe gefragt, ob ihr wieder cool miteinander seid«, wiederholt sie jedes Wort ganz langsam, als wäre ich begriffsstutzig.

»Achso. Ja«, gebe ich schnell zurück, damit Maeve endlich Ruhe gibt. Manchmal kann sie eine kleine Nervensäge sein.

Ich weiß, dass Maeves Annahme sich nun über unseren Freundeskreis verbreiten wird, wie ein Lauffeuer, und bald jeder von ihnen davon ausgeht, dass alles wieder in Ordnung ist. Es tut mir wirklich leid für June, dass sie mich dadurch wohl nicht mehr länger ignorieren können wird, wenn wir mit unserer Gruppe unterwegs sind.

»So, Süße«, sage ich zu meiner Freundin, setze mich ihr gegenüber auf den zweiten Sessel und lege die Hände auf ihre Knie. Es wird Zeit, dass ich die Kleine von diesem Thema abbringe.

»Und jetzt erzählst du mir mal ein bisschen mehr über diesen Kade und was für Platten er so besitzt. Ich bin mir sicher, dass ich dein Musikwissen in einem kleinen Crashkurs bis heute Abend gehörig verbessern kann.«

Date me again, please | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt