June Wilsons Leben steht auf soliden Säulen. Sie hat einen tollen Job, einen wunderbaren Freundeskreis und einen liebevollen Freund, mit dem sie ihre Zukunft plant.
Riley Miller hat den großen Durchbruch im Musik Business geschafft und führt seither...
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❝𝐑𝐈𝐋𝐄𝐘
June ist mir verdammt wichtig. Ich weiß, dass ihr Leben seit meiner Rückkehr nicht mehr ganz so für sie läuft, wie sie es geplant hat. Deshalb verzichte ich darauf, ihr bei jedem Aufeinandertreffen so eine Darstellung zu bieten, wie im City Plaza. Die letzten fünf Wochen habe ich mich super brav verhalten, wenn unsere Clique zusammengekommen ist.
Es ist ja nicht so, dass ich mein Vorgehen minutiös geplant hätte. Tatsächlich weiß ich nicht einmal mit hundertprozentiger Sicherheit, ob June sich jemals für mich entscheiden wird. Wenn nicht, könnte ich es sogar fast verstehen. Während der letzten Zeit mit den anderen habe ich logischerweise auch Brady etwas besser kennen gelernt und muss ehrlich zugeben, dass er ein sehr korrekter Typ ist.
Er ist wirklich erfolgreich, vertritt nur saubere Mandanten, kümmert sich ganz hinreißend um June, kommt bestens mit all unseren Freunden aus, macht optisch definitiv sehr viel her und hat exakt den gleichen Filmgeschmack, wie ich. Dass er leider auch den gleichen Frauengeschmack hat, muss ich ja wohl nicht betonen.
»Ich will dir ja nicht zu nahe treten«, holt Siennas zartes Stimmchen mich in die Gegenwart zurück. Nachdem sie mich zum Interior Shopping begleitet und tatkräftig unterstützt hat, sitzen wir nun zusammen beim Mittagessen.
Die Ausbeute des Vormittags liegt in einem halben Dutzend riesiger Papiertüten im Flur meines Apartments, während wir im Schneidersitz auf der nagelneuen, dunkelgrünen Samtcouch im Wohnzimmer sitzen und chinesische Nudeln aus viereckigen Pappkartons in unsere Münder schaufeln. Ich liebe den Geruch von China-Nudeln.
»Aber?«, hake ich nach, wobei ich ungeniert kaue. Sienna beeilt sich ebenfalls, zu kauen, um wieder sprechen zu können und fährt schließlich fort: »Aber ich habe nicht den Eindruck, als wäre die Sache zwischen June und dir auch nur ansatzweise geklärt.«
Gespielt gelassen versenke ich meine Essstäbchen in dem Nudelkarton und schaue zu ihr auf. »Wie kommst du darauf?«, erkundige ich mich mit fester Stimme und hebe nachdenklich eine Braue. Sienna ist toll, aber sie kann mich längst nicht so gut durchschauen wie June.
»Ich weiß nicht«, überlegt sie. Ihre Tonlage beweist, dass ich mit meiner Vermutung richtig liege. »Ich habe euch die letzten Male ein bisschen beobachtet und festgestellt, dass ihr kaum ein Wort miteinander sprecht.« Wahnsinn, dass hätte eigentlich jedem auffallen müssen.
Ich zucke mit den Schultern und lenke Sienna behutsam auf eine falsche Fährte: »Du weißt doch, dass ich gleich nach dem Wochenende von Coreys Geburtstagsparty zu ihrer Arbeit gefahren bin und mit ihr gesprochen habe?«
Sie nickt, antwortet aber nichts, deshalb rede ich direkt weiter: »Es lief nicht schlecht, aber ich kann auch nicht behaupten, dass es sonderlich gut lief. Am Ende haben wir uns dazu entschieden, die Zeit entscheiden zu lassen, ob wir wieder Freunde werden können oder nicht.«
»Freunde?«, wiederholt Sienna hoffnungsvoll. Ihre Augen beginnen glücklich zu funkeln. Puh, da habe ich wohl die richtigen Worte gewählt.
»Ja, Freunde«, bestätige ich, ohne mit der Wimper zu zucken. Doch das Wort hinterlässt einen faden Beigeschmack in meinem Mund.
