42. Gespräch unter besten Freunden

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❝𝐑𝐈𝐋𝐄𝐘

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❝𝐑𝐈𝐋𝐄𝐘

»Hey! Sorry, dass ich dich so von der Seite anspreche, aber bist du nicht die Sängerin von Contour Diversion?«, dringt eine engelsgleiche Stimme zu mir durch. Vor der Kneipe, die ich betreten möchte, steht eine ziemlich attraktive Rothaarige.

Ich hatte gehofft, den restlichen Abend ohne James verbringen zu können, doch die Neuigkeiten, dass ich wieder in der Stadt lebe, scheinen sich bereits bei meinen Fans herumgesprochen zu haben.

»Das ist wohl so«, antworte ich knapp und schaue zu der Fremden rüber. Meine Hand ruht bereits am Griff der Eingangstür des Lokals.

»Willst du eine Kippe?«, fragt mich die Fremde. Augenblicklich hält sie mir eine aufgeklappte Zigarettenschachtel entgegen, doch ich schüttle mit einem »Nein, danke« ablehnend den Kopf. Ihrem authentischen Lächeln tut das keinen Abbruch.

»Ist sowieso eine schlechte Angewohnheit«, witzelt sie, während sie die Packung wieder in der Seitentasche ihres Cardigans verschwinden lässt. »Wahnsinn, du siehst in echt noch viel besser aus als im Fernsehen. Ich bin übrigens Sadie« Enthusiastisch streckt sie mir die Hand entgegen, die ich ergreife und höflich schüttle.

»Ähm ... cool«, erwidere ich matt. Ihre Selbstsicherheit, mir nichts dir nichts mit mir zu flirten, verwundert mich. Die meisten sind eher schüchtern, wenn sie auf mich treffen. Sadie gehört nur offensichtlich zu dieser Sorte Fan.

Tatsächlich ist sie eine ziemliche Hausnummer. Die hübschen Sommersprossen auf ihrem Gesicht überzeugen mich, dass die schimmernden roten Haare keineswegs gefärbt sind. Sadies Augen leuchten wie purer Bernstein. Vor ein paar Monaten hätte ich definitiv nicht nein zu einer Frau wie ihr gesagt. Doch mittlerweile hat sich das Blatt gewendet.

»Hör mal, ich bin privat hier. Wenn du magst, gebe ich dir ein Autogramm, aber dann muss ich wirklich rein zu meinem Kumpel«, erkläre ich ernst mit einem Tonfall, der ihr hoffentlich begreiflich macht, dass ich gerade keinen Bedarf an einem Groupie habe.

Fast atme ich vor Erleichterung laut aus, als sie mit den Worten »Ach, nichts für ungut. Freut mich, dich kennengelernt zu haben. Hab einen tollen Abend mit deinem Freund« abwinkt und mir verständnisvoll zum Abschied zwinkert.

⋯―⋯

»Ich glaube nicht, dass ich in deiner Haut stecken wollen würde«, meint Corey, als ich endlich bei ihm eintreffe und wir uns gegenseitig in die Arme fallen. Gespielt genervt rolle ich mit den Augen.

»Ja, manchmal würde ich das auch gern ändern«, lache ich halbherzig. Träge lasse ich mich auf dem Barhocker neben ihm nieder und hebe die Hand, um dem Barkeeper zu signalisieren, dass ich auch gern ein Bier hätte.

»Ist es dir schwergefallen, sie abzuweisen?«, will mein bester Kumpel wissen. Ich runzle die Stirn und schaue ihn an.

»Bist du verrückt? Solange es June gibt, werde ich jede Frau mit Leichtigkeit abweisen können.« Corey lacht zufrieden und schlägt mir die Hand auf die Schulter, dann meint er: »Das wollte ich hören. Gutes Mädchen!«

Ehrlich gesagt bin ich froh, dass mein bester Freund spontan Zeit für mich hat. Nach dem heutigen Tag mit June bin ich tatsächlich etwas aufgewühlt. Auch wenn der Kinobesuch wirklich toll war, hat es mich ein wenig überfordert, dass sie mich vorher abgewiesen hat.

»Lief es nicht gut?«, reißt mich Corey aus meinen Gedanken. Neugierig blickt er mich über den Rand seines Bierglases hinweg an, die Stirn leicht gerunzelt. Versonnen schüttle ich den Kopf, doch ihm kann ich nichts vormachen.

»Du weißt schon, dass du mit mir über alles reden kannst, nicht wahr, Riles?« Ich muss schmunzeln, denn Corey ist der Einzige, der diesen Spitznamen für mich verwenden darf, ohne gerügt zu werden.

»Es war echt ein toller Tag«, versichere ich ihm. Aber auch das genügt nicht, um den großen Footballspieler mit dem Herz aus Gold zufrieden zu stimmen. Unter dem fragenden Heben einer Augenbraue gibt er ein nachdenkliches »So schaust du aber nicht gerade drein« von sich.

Unter seinem abwartenden Blick hadere ich eine Weile mit mir selbst, ob und wie viel ich ihm erzählen soll. Eigentlich ist das eine Sache zwischen June und mir. Allerdings kennt Corey sie genau so lang und eigentlich sogar besser, weil er viel mehr Zeit mit ihr verbracht hat, als ich. Ein Gespräch unter besten Freunden erscheint mir daher als hilfreich. Mit einem lauten Seufzer gebe ich schließlich nach.

»Das muss unbedingt unter uns bleiben. Ich möchte nicht, dass June in Verlegenheit kommt«, erkläre ich flehend und fixiere Corey ernst. Sein stummes Nicken reicht mir allerdings nicht, weshalb ich »Sienna muss es auch nicht wissen« hinterhergebe.

Ich weiß nur zu gut, wie stark die Beziehung zwischen meinem Kumpel und seiner Freundin ist. Was der eine erfährt, weiß kurz darauf auch der andere von ihnen. Und in diesem Fall, muss ich dem einen Riegel vorschieben.

»So wahr ich Corey Anderson heiße, schwöre ich auf das Grab meiner viel zu früh verstorbenen Mutter, die ich von ganzem Herzen liebe, dass niemand etwas aus diesem Gespräch erfährt.« In einer feierlichen Pose strafft Corey den Rücken und legt sich die rechte Hand aufs Herz. Ich kann nicht anders, als bei seiner kleinen Vorführung mit den Augen zu rollen.

»Also gut, die muskelbepackter Spinner!«, gebe ich endlich nach, »Ich war einfach ein wenig überrascht, dass sie mich abgewiesen hat, als wir uns nähergekommen sind.« Coreys Augen weiten sich und der Mund klappt ihm leicht auf.

»Und mit näherkommen meinst du?«, hakt er skeptisch nach. Bei der Erinnerung daran, dass June sich verhielt, als würde meine Hand die Haut ihres Bauchs verbrennen, verziehe ich das Gesicht. Als Corey sich räuspert, werde ich allerdings schnell wieder in die Gegenwart geholt.

»Keine Ahnung, ich dachte, es wäre okay für sie. Wir haben uns geküsst und es war nicht so, als wäre June dem abgeneigt. Wir sind auf ihrem Bett gelandet, aber dort ist sie glaube ich in Panik verfallen«, rekonstruiere ich die Geschehnisse für Corey, der mir aufmerksam zuhört, das Kinn auf den Handflächen abgesützt.

»Du wolltest mit ihr schlafen?«, rutscht es ihm laut heraus, sodass er sich gleich darauf erschrocken umsieht, ob es jemand anderes gehört hat. Glücklicherweise ist die Lautstärke in der Kneipe so hoch, dass niemand von seinem Ausbruch Notiz genommen hat.

»Klar, schrei noch lauter herum!«, mahne ich ihn mit säuerlichem Ton und gönne mir erst mal einen großen Schluck Bier, bevor ich weiterspreche. »Ich liebe sie, natürlich würde ich gern mit ihr schlafen. Aber offensichtlich ist das ... keine Ahnung ... schwierig für June?« Unweigerlich klingt das Ende meines Satzes nach einer Frage. Als Corey plötzlich in ein herzliches Lachen verfällt, kann ich ihn nur völlig verdutzt anstarren.

Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis er sich wieder so weit gefangen hat, dass er sprechen kann. »Ihr seid echt der Hit, ihr zwei! Also, mal Hand aufs Herz. June war immer nur mit Männern zusammen, solange ich sie kenne. Ich wusste ja nicht einmal, dass sie sich früher für dich interessiert hat. Ich glaube, sie hat einfach nur Muffensausen bekommen, als es zwischen euch heiß herging.«

Er bedenkt mich mit einem immer noch äußerst amüsierten Blick, dann fügt er hinzu: »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie dich aus anderen Gründen zurückgewiesen hat. Vielleicht braucht sie einfach noch ein bisschen Zeit, um sich dieser neuen Erfahrung zu öffnen.«

Date me again, please | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt