4. Ein schlechter Start

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❞𝐉𝐔𝐍𝐄

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❞𝐉𝐔𝐍𝐄

Völlig aufgelöst stürme ich in die Küche, bleibe aber noch einmal kurz stehen, um mir wenigstens die Tränen aus den Augen zu wischen. In diesem Moment bin ich heilfroh darüber, wasserfeste Mascara und kein weiteres Make-up aufgetragen zu haben. Zumindest sehe ich dadurch, trotz meines nervigen Gefühlsausbruchs, jetzt nicht aus wie ein trauriger Panda, denke ich zerknirscht und atme tief durch.

Zielstrebig laufe ich durch den Wohnbereich auf Brady zu und hake mich bei ihm unter. »Babe, irgendwie brummt mir ganz schön der Schädel«, lüge ich wie gedruckt und drücke seinen Bizeps. Verwundert blickt mein Verlobter auf mich hinab und zieht eine Braue nach oben.

»Aber so viel hast du doch gar nicht getrunken, Junchen«, erwidert er abwägend und deutet auf das verwaiste Sektglas auf dem Couchtisch, das ich mir zu Beginn des Abends genommen und nicht einmal bis zur Hälfte ausgetrunken habe. Innerlich rolle ich mit den Augen, setze aber nur ein gequältes Lächeln auf, um möglichst leidend auszusehen und Bradys Mitleid zu erwecken.

»Keine Ahnung, vielleicht liegt es nicht am Alkohol. Du weißt doch, dass es diese Woche sehr stressig im Büro gewesen ist«, sauge ich mir wenigstens eine halbwegs plausible Erklärung aus den Fingern. Zum Glück nickt Brady daraufhin zustimmend.

Er drückt mir einen zärtlichen Kuss auf die Stirn, dann gibt er zu: »Das ist wahr. Tylor hat dir echt viele Akten aufgebrummt. Mann, so ein Penner.« Seine Worte ringen mir ein belustigtes Lachen ab, weil es wirklich unfassbar selten vorkommt, dass Brady flucht.

»Na komm, Süße. Dann fahren wir nach Hause. Corey hat seine Geschenke ja nun alle erhalten und kommt den restlichen Abend sicherlich auch ohne uns aus.« Dankbar schmiege ich mich an Brady und drücke seine Hand.

Zum Glück weiß ich genau, welche Knöpfe ich bei ihm drücken muss, damit er mir jeden meiner Wünsche erfüllt. Nicht, dass ich das üblicherweise ausnutzen würde, doch heute ist definitiv ein Notfall. Rileys Anwesenheit zwingt mich förmlich dazu, zu so einem Mittel zu greifen.

Mit so viel Fassung wie möglich, verabschiede ich mich von unseren Freunden. Riley steht mit vor der Brust verschränkten Armen im Küchendurchbruch, den Kopf leicht schief. Wachsam beobachtet sie jede meiner Bewegungen, wie ich peripher wahrnehme. Ich versuche, sie so gut wie möglich auszublenden, doch als Brady ihr ein freundliches »Mach's gut« zuruft, fühle ich mich gezwungen wenigstens auch ein »Tschüß« zu nuscheln.

⋯―⋯

Im Penthouse angekommen, nutze ich meine vorgetäuschte Unpässlichkeit, um mir ein wenig Zeit in der Badewanne zu ergaunern.

»Wenn etwas ist, brauchst du nur nach mir rufen«, versichert mir Brady mit fürsorglichem Unterton, kurz bevor ich die Badtür hinter mir schließe. Mein schlechtes Gewissen schreit mich regelrecht an, dass ich eine verdammte Heuchlerin bin, doch ich ignoriere diesen Fakt so gut ich kann.

Es ist ja wohl nicht meine Schuld, dass Riley plötzlich auftaucht und unseren Freundeskreis infiltriert. Überhaupt ist gar nichts meine Schuld. Wenn schon, dann muss die Schuldzusprechung auf Sienna fallen, die ja angeblich vergessen hat, mich mit der Information auszustatten, dass Riley zu Coreys Geburtstag kommen wird.

Wütend presse ich die Lippen aufeinander und steige in das heiße Wasser, welches meine Haut für einen Moment mit einem prickelnden Schmerz überflutet. Doch dieser Schmerz ist eigentlich gar nicht so verkehrt, weil er mich zumindest für kurze Dauer von meinen Gedanken ablenkt. Sobald sich mein Körper jedoch an die Wassertemperatur gewöhnt hat, beschäftigt sich mein Hirn wieder mit Riley und präsentiert mir ein buntes Bouquet an Erinnerungen.

⋯―⋯

❝𝐑𝐈𝐋𝐄𝐘

»Lief nicht so gut, oder?«, gibt Sienna matt von sich, als ich mich niedergeschlagen neben ihr auf der Ledercouch niederlasse und einen Seufzer von mir gebe. Resigniert schüttle ich den Kopf und rolle mit den Augen.

Die anderen haben sich für eine Runde Poker an den großen Tisch in Coreys Arbeitszimmer zurückgezogen, sodass ich mit Sienna alleine im Wohnzimmer bin und meine lässige Fassade zumindest ein wenig bröckeln lassen kann.

»Warum hast du es June nicht gesagt?«, frage ich mit ernster Stimme, richte meinen Blick auf sie und sehe in ziemlich traurige blau-graue Augen. Jetzt ist sie es, die seufzt.

»Corey erzählte es mir, als ich tierisch im Stress war. Und dann war auch June die ganze Woche über so beschäftigt, und hatte den Schreibtisch voller Arbeit, dass wir uns nur einmal zwischendurch gesprochen haben. Es ist mir einfach durch die Lappen gegangen.«

Verärgert lege ich die Stirn in Falten. »Aber dann hattest du doch zumindest einmal die Möglichkeit, es zu erwähnen, Sienna«, sage ich anschuldigend und schüttle ungläubig den Kopf. Ich hatte mich wirklich darauf verlassen, dass ich zumindest bei June vorangekündigt werden würde.

»Bitte sieh mich nicht so an, Riley«, fleht Sienna schuldbewusst und vergräbt das Gesicht in den Händen. »Ich habe es June wirklich nicht absichtlich verschwiegen«, bringt sie mit gedämpfter Stimme zwischen ihren Fingern hervor.

»Mh«, murre ich und trinke den letzten großen Schluck meines Biers. Jetzt ist es eh zu spät. Es ist genau so beschissen gelaufen, wie ich es nicht haben wollte.

»Vermutlich wäre June dann gar nicht hergekommen heute Abend. Hättest du das gewollt, Riley?«, meint Sienna nachdenklich. Entgeistert starre ich sie an. Sie hat endlich wieder die Hände vom Gesicht genommen und funkelt mich nun herausfordernd an. »Hättest du wirklich gewollt, dass June Coreys Geburtstagsparty verpasst?«

Um einen kurzen Moment über meine nächsten Worte nachdenken zu können, stelle ich die leere Bierflasche vor mir auf dem Couchtisch ab. Mein Blick trifft auf das halbvolle Sektglas, an dem ein leichter Abdruck dunkelroten Lippenstifts zu sehen ist, der definitiv von June stammt. Ich schmunzle, darüber, dass sie noch immer den gleichen Farbton wie früher trägt.

»Nein, natürlich hätte ich das nicht gewollt«, beantworte ich schließlich ruhige Siennas Frage und lehne mich nach hinten. »Es wäre besser gewesen, wenn ich nicht hergekommen wäre.« Mitfühlend legt Sienna ihre Hand auf mein Knie und drückt es leicht.

»Ach, Riley. Das ist doch Unsinn. Corey wäre wirklich traurig gewesen, wenn du seine Einladung ausgeschlagen hättest. Das kannst du mir glauben.« Ich zucke niedergeschlagen mit den Schultern und suche erneut ihren Blick.

Sienna ist wirklich eine der fürsorglichsten Frauen, die ich kenne. Sie ist permanent darum bemüht, dass jeder glücklich und zufrieden ist. Von allen war sie diejenige, die am längsten daran geglaubt hat, dass June mir irgendwann verzeihen wird. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass sie selbst jetzt noch daran glaubt, dass es irgendwann wahr wird. Und dass, obwohl sie vorhin live dabei gewesen ist, als June bei meinem Anblick regelrecht alle Gesichtszüge entglitten sind.

»Jetzt haben wir einen glücklichen Corey, weil ich zu seiner Geburtstagsparty erschienen bin und eine wütende June, die vermutlich mit einem miesen Gefühl im Bett liegt und mich verflucht«, spekuliere ich und kicke die Bierflasche auf dem Tisch mit dem Fuß um.

»Ich bin mir sicher, dass Brady sich gut um sie kümmert«, versucht Sienna mich aufzuheitern, merkt dann aber selbst, was das für eine dumme Idee war. Ich kann regelrecht hören, wie sie sich stumm dafür rügt, mich damit trösten zu wollen, dass June einen Partner hat. Missmutig verziehe ich das Gesicht zu einer Fratze. Natürlich ist mir der protzige Verlobungsring nicht entgangen, als mein Blick vorhin auf ihre verkrampften Finger um das Balkongeländer fiel.

Date me again, please | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt