49. Cuppa Coffee

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❝𝐑𝐈𝐋𝐄𝐘

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❝𝐑𝐈𝐋𝐄𝐘

Mit funkelnden Augen sitzt June neben mir auf dem Beifahrersitz und betrachtet aufmerksam die Straßen, durch die wir fahren. Angestrengt versucht sie herauszufiden, wohin ich sie dieses Mal bringe. Sie liebt Überraschung, ist aber trotzdem die Neugier in Person. Jedes Mal will sie dem Überraschungsmoment zuvorkommen und erraten, wohin die Reise geht. Mir entweicht ein amüsiertes Lachen.

»Es macht mich glücklich, dich glücklich zu sehen«, verrate ich ihr mit einem Zwinkern, für das ich mich einen kurzen Moment von der Straße abwende und sie ansehe. Ihr strahlendes Lächeln erzeugt ein wohlig warmes Gefühl in mir. Augenblicklich richte ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße. Schließlich möchte ich ja keinem auffahren.

»Danke«, murmelt sie, als hätte ich sie damit in Verlegenheit gebracht.

Der Verkehr im Zentrum ist um diese Uhrzeit noch recht dicht. Innerlich bete ich, wenigstens einen guten Parkplatz vor dem Lokal ergattern zu können, werde allerdings von Junes leisem Summen abgelenkt. Im Radio läuft ein alter Stones Song, den ich mit Daniel mal in einer Karaoke Nacht gesungen habe. Es kommt mir vor, als wäre das erst gestern gewesen.

»Erinnerst du dich noch an diesen Abend?«, fragt June und wirkt ebenso gedankenverloren wie ich. »Mm-mh«, mache ich und grinse.

Es war ein grandioser Abend. Wir sangen so viele Lieder, dass jeder von uns am nächsten Tag heiser war. Die Jungs trafen keinen einzigen Ton, nicht mal ansatzweise, während die Mädels sich gegenseitig zu übertrumpfen versuchten.

»Du warst so in deinem Element, dass du gar nicht gesehen hast, wie sehr ich dich angehimmelt habe.« Junes Stimme ist so leise, dass ich einen Moment brauche, um die akustischen Fetzen so zusammen zu fügen, dass sie Sinn ergeben.

Nachdem mir die Bedeutung ihrer Aussagen endlich bewusst wird, hauche ich nur ein verblüfftes »Wirklich?« und erhalte ein stummes Nicken von ihr zur Antwort. Unfassbar, dass ich diese Anzeichen nicht mitbekommen habe.

Landons Café kommt in Sicht, also parke ich den Wagen. Zum Glück finde ich tatsächlich sofort eine passende Lücke, von der aus wir anschließend nur über die Straße huschen müssen und dann bereits am Ziel sind.

⋯―⋯

❞𝐉𝐔𝐍𝐄

»Wir besuchen Landons Café?«, frage ich überrascht, kurz bevor wir die andere Straßenseite erreichen. Ich fühle das fette Grinsen, das meine Mundwinkel bis zu den Ohren anhebt. Ich liebe es hier.

Es war immer Landons großer Traum, ein eigenes Lokal zu eröffnen und den hat er sich vor einem Jahr endlich erfüllt. Das Cuppa Coffee drückt seine Liebe zu fair gehandeltem, richtig gutem Kaffee aus und ist immer einen Besuch wert, wenn man in der Gegend ist.

»Na hör mal, ich muss doch endlich mal einen dieser köstlichen Kaffees probieren, von denen Landon immer so schwärmt«, erklärt Riley und leckt sich über die Lippen. Sie war, genau wie unser Kumpel, immer schon eine große Kaffeeliebhaberin.

Landon steht hinter der Theke. Er ist gerade damit beschäftigt, einen dieser sündhaft teuren Kaffeeautomaten zu reinigen, wie man ihn sich nur als Profi leisten kann. Als das Glöckchen über der Tür unser Eintreten ankündigt, blickt er mit einem breiten Grinsen auf.

»Na Ladies, seid ihr bereit für euren Barista Chrashkurs?«, erkundigt er sich bei uns. Eilig wischt er sich die Hände an einer schwarzen Schürze ab, die ihm um die Hüften gebunden ist. Vorn auf der Brust prangt ein großes modernes Logo, das er für Riley stolz zur Schau stellt.

Fragend blicke ich zwischen ihm und Riley hin und her. Irgendwie war klar, dass nicht nur ein schnödes Kaffeetrinken geplant wurde, sondern Riley wieder mit etwas Besonderem daherkommt. Dazu fällt mir erst jetzt auf, dass wir die einzigen Gäste sind und das Cuppa Coffee ansonsten komplett leer ist. Ich mache mir jedoch gar nicht erst die Mühe, den Grund dafür zu erfragen. Ich kann mir denken, dass es wie üblich an einem sonst mangelndem Grad an Privatsphäre liegt.

⋯―⋯

Wenig später stehen wir, ebenfalls in eine schwarze Schürze gekleidet, gemeinsam mit Landon hinter der Theke, um zu lernen, wie man diese kleinen, hübschen Milchschaumbilder auf den Kaffee zaubert.

Landon erklärt uns zuerst, dass es wichtig ist, einen guten Espresso zu benutzen, der über einen niedrigen Ölgehalt verfügt. Dadurch entsteht eine dicke, stabile Crema, die nicht so schnell zusammenfällt. Es sei wichtig, so meint er, einen Milchschaum zu erzeugen, der feinporig und cremig ist, weil dieser beim Eintauchen in den Espresso dessen Crema durchbricht und danach wieder an die Oberfläche steigt.

Nach diesem kleinen Theorie-Exkurs geht es dann in die Praxis, die sich als gar nicht so einfach erweist. Zwar führt Landon uns unter diversen Erklärungen ein paar gekonnte Handbewegungen vor und zaubert ein wunderschönes Blatt aus Milchschaum in die Crema, aber in unseren Tassen finden wir letztlich nur eine plumpe Wolke, wenn man sich Mühe gibt und diese erkennen können möchte. Nach einem belustigten Blickaustausch unter uns dreien, verfallen wir schließlich in schallendes Gelächter über diesen kläglichen ersten Versuch.

Für den zweiten Versuch erklärt Landon uns, wie man ein Herz in den Kaffee gießt, und wider Erwarten gelingt das zumindest Riley schon ganz gut. Meine Kreation mutet eher einem Kreis an, aber mittlerweile ist mein Siegeswunsch, die beste Latte Art zu gießen, ohnehin dem Spaß gewichen.

»Ihr dürft jederzeit vorbeikommen und üben, Mädels. Mit ein wenig Geduld schafft ihr irgendwann euer erstes Blatt und dann platzt ihr vor Stolz«, lacht Landon vergnügt und klopft uns aufmunternd auf die Schultern.

Wir setzen uns mit den drei Kaffees auf ein paar Stühle hinter dem Thresen und genießen den Geschmack der erlesenen Kaffeebohnen. Landon ist völlig in seinem Element, als er beginnt, von den Verträgen zu erzählen, welche er mit Kaffeebauern aus allen Teilen der Erde geschlossen hat.

Es ist wundervoll, zu hören, wie glücklich ihn seine Arbeit macht. Und es ist bemerkenswert, wie viel er investiert, um die Bauern zu unterstützen, die sonst von Großkonzernen völlig ausgenommen werden und am Ende des Tages im Grunde nichts übrig haben, um ihre Familie gut versorgen zu können.

»Weißt du, Landon, ich würde deinen Geschäftspartnern gern etwas unter die Arme greifen. Wie wäre es, wenn wir uns demnächst noch einmal zusammensetzen und gemeinsam ein kleines Förderkonzept erarbeiten, in das ich investieren kann?«, schlägt Riley nach einer Weile vor, in der wir unserem Freund gespannt zugehört haben. Überrascht starre ich sie an, denn das hätte ich nun wirklich nicht erwartet. Da fällt mir ein, wie sie mir vor einigen Monaten erklärte, sie würde viel von ihrem Geld spenden.

»Wow, Riley ... also, das wäre ... wirklich großzügig und fantastisch«, stammelt Landon perplex, wogegen ich Riley noch immer sprachlos anstarre und dafür bewundere, wie bodenständig sie geblieben ist und das viele Geld, was sie verdient, nicht für irgendwelche Luxusgüter aus dem Fenster wirft, sondern wirklich versucht, etwas damit zu bewirken.

»Danke«, forme ich schließlich stumm mit meinen Lippen und lächle ihr zu.

»So, ihr Süßen«, Landon stellt seine Tasse beiseite und klopft sich auf den Schoß, »ich muss mal eben noch ein bisschen was im Office hinten erledigen. Fühlt euch frei, eine zweite Runde zu starten und zu üben, wenn ihr möchtet. Ihr wisst ja jetzt, wie es geht.« Er zwinkert uns keck zu und verschwindet auch direkt in sein kleines Büro.

Date me again, please | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt