❝𝐑𝐈𝐋𝐄𝐘
»Hey, ihr Süßen!«, kreischt Maeve und fällt erst June und dann mir um den Hals. Mit großen Augen lugt sie in den Korb, den meine Freundin vor sich hält, in dem sich ein risieger veganer Schichtsalat und Desserts für alle befinden. Begeistert klatscht Maeve in die Hände. »Wow, das sieht großartig aus!«
Wir ziehen uns die Schuhe aus und hängen die dicken Jacken an die Garderobe. Kaum zu glauben, wie kalt es geworden ist. Am zweiten Weihnachtstag hatte es sogar geschneit, ein kleiner Rest vom Schnee wird wohl ins neue Jahr folgen, welches nur noch wenige Stunde auf sich warten lässt. Wenn ich gewusst hätte, wie dieses Jahr zuende geht, wäre ich vermutlich vor lauter Vorfreude geplatzt.
»Die anderen sind auch schon alle da«, höre ich Maeve in der Ferne sagen. Als ich aufblicke biegt sie zusammen mit June gerade in Coreys großes Wohnzimmer ein. Mein bester Freund hat es nicht leicht mit uns, dass er die meisten Treffen bei sich ausrichtet. ›Er und Sienna hätten sich einfach eine kleinere Bude nehmen sollen‹, denke ich belustigt und folge den Mädels.
Wir fallen uns alle um den Hals, kumpeln uns ab und fragen reihum, wie die Feiertage für jeden gelaufen sind. Selbstverständlich werden im gleichen Atemzug auch die untereinander gemachten Geschenke thematisiert und die Gelegenheit genutzt, dass jeder dem anderen dankt. Und ich sitze mittendrin und grinse, wie ein verdammtes Honigkuchenpferd. Das ist meine Familie, mein Zuhause.
Wenig später fallen wir über das Silversteressen her, wie ausgehungerte Tiere. Dass wir so viel Zeug auf dem Tisch stehen haben, dass locker der ganze Block hätte mitessen können, war von vornherein klar. Ich sehe uns alle noch die nächsten drei Tage an den Resten knabbern, aber vermutlich gibt es Schlimmeres.
Nach zehn Jahren ein Silvester mit meinen engsten Freunden zu feiern und noch dazu mit June in einer Beziehung zu sein, dass macht mich nach wie vor sprachlos. Am liebsten würde ich mich alle zehn Sekunden kneifen, um sicherzustellen, dass ich nicht träume.
⋯―⋯
Im Anschluss an das Essen machen sich Sienna, Maeve und June daran, das Geschirr in den Spüler zu räumen, während die Jungs in einem dicken Wälzer nach den Cocktails suchen, die sie heute Abend mixen wollen. Vermutlich wird das ein feucht-fröhlicher Jahreswechsel. Ich hoffe, dass alle ihre Grenzen kennen. Ende zwanzig, Anfang dreißig sollte man das allerdings erwarten können.
»Komm mal kurz mit«, bittet mich Corey, als ich gerade zwischen Tür und Angel stehe und überlege, ob ich mich den Mädels oder den Jungs anschließen soll. »Ich komm ja schon«, murre ich, da mein bester Kumpel mich ziemlich unsanft in sein Arbeitszimmer zerrt.
Mit hochgezogenen Brauen beobachte ich ihn, wie er ganz leise die Zimmertür hinter uns schließt. »Was geht denn bei dir?«, setze ich an, habe aber keine Sekunde später eine aufgeklappte Ringschatulle vor der Nase. »Ähm ... das ist echt süß von dir, aber ich bin mit June zusammen«, witzle ich. Corey lacht.
»Du doofe Kuh. Du sollst mir sagen, wie du ihn findest!« Ich kann mir das Lachen nicht verkneifen, komme seiner Aufforderung dann allerdings nach und begutachte den fetten Klunker.
»Mein lieber Schwan, Sienna wird umkippen«, gebe ich schließlich meine fachmännische Einschätzung zum besten. Erleichtert atmet Corey aus. Hat er gerade echt die Luft angehalten?
»Dann wird es heute also ernst?« Er nickt bedächtig und wendet die Schatuelle ein paar Mal hin und her, bevor er sie verschließt und in einer fließenden Bewegung in der Hosentasche verschwinden lässt. »Genau, zu Mitternacht, im Beisein all unserer Freunde«, erklärt er mit rauer Stimme.
Kumpelhaft klopfe ich ihm auf die Schulter. Sienna wird sowas von durchdrehen. Ich sehe es schon vor mir. »Na komm, lass uns wieder zu den anderen gehen, bevor uns noch jemand suchen kommt«, schlage ich vor.
Der Abend vergeht wie im Flug. Neben dutzenden verschiedenen Cocktails geben wir uns einigen verrückten Partyspielen hin, die für schallendes Gelächter und extrem gute Laune sorgen. Als es dann gegen Mitternacht geht und wir uns, jeder mit einem Sektglas bewaffnet, auf die große Dachterrasse stellen, von wo aus man über die Stadt blicken kann, ist es nicht mehr weit bis zu Coreys großer Frage.
⋯―⋯
❞𝐉𝐔𝐍𝐄
»Zehn - neun - acht - sieben - sechs - fünf - vier - drei - zwei - eins - HAPPY NEW...«, zählen alle zusammen runter, werden aber davon unterbrochen, dass Corey sich plötzlich vor Sienna kniet. Mit aufgeklappten Mündern tauschen wir mächtig irritierte Blicke untereinander aus. Als ich zu Riley blicke und das schiefe Grinsen auf ihrem Gesicht bemerke, wird mir klar, dass sie nicht im Geringsten überrascht zu sein scheint.
»Sienna Turner, schon seit der High School bist du für mich die hübscheste, klügste und aufregendste Frau, der ich je begegnet bin. Wenn ich dich sehe, schlägt mein Herz doppelt so schnell. Wenn du lachst, geht für mich die Sonne auf. Du machst mich jeden Tag aufs Neue so unendlich glücklich, dass ich den Rest meines Lebens mit dir verbringen möchte. Nur mit dir, fühle ich mich vollständig. Und deshalb frage ich dich, hier und jetzt, und vor all unseren Freunden, möchtest du meine Frau werden?«
Ausnahmslos jeder von uns seufzt verliebt, gerührt von Coreys Worten. Um uns herum beginnen hunderte von Silvesterraketen in die Luft zu schwirren und laut knallend zu explodieren. Augenblicklich leuchtet der Himmel in unzähligen bunten Lichtern. ›Wenn das mal kein großer Auftritt ist‹, denke ich gerührt und spüre, wie meine Augen feucht werden.
Sienna nickt und bewegt den Mund, doch ihr »Ja« geht beinahe gänzlich im Lärm des Feuerwerk unters. Sie nickt erneut und streckt Corey den Ringfinger entgegen, der sich sofort daran macht, seiner Verlobten einen Diamanten anzustecken, der tausend Mal schöner funkelt, als es je eine Feuerwerkskörper könnte.
⋯―⋯
»Ich kann nicht glauben, wie wunderschön dieser Ring ist!«, meint Maeve bewundernd. »Und ich kann nicht glauben, dass er mich wirklich gefragt hat«, murmelt Sienna verliebt, während sie das neue Schmuckstück an ihrem Finger hin und her wendet.
Die beiden führen dieses Gespräch jetzt schon zum vierten Mal in dieser Neujahrsnacht und werden davon offensichtlich auch nicht müde. Lächelnd sitze ich neben ihnen und nippe an meinem Cosmopolitan.
»Er hat es mir erst kurz vorher gesagt«, flüstert Riley mir ins Ohr und zieht mich fester an sich. Ich gebe nach und lasse mich an ihre Schulter sinken. Ihr holziges Parfüm steigt mir in die Nase und ich atme tief ein. Ich liebe diesen warmen Geruch.
»Ist es okay, wenn ich noch eine Runde Darts mit den anderen spiele«, fragt sie mich, während sie mir einen Kuss auf den Scheitel drückt. Ich nicke bedächtig und löse mich von ihr: »Na klar.« Gedankenverloren schaue ich Rileys hübschem Rockstar Hintern hinterher.
»Ich frage mich ja, wann ihr zwei heiratet«, kichert Maeve hinter mir, die meinem Blick folgt. Sienna atmet hörbar aus: »Du bist unmöglich Maeve. Lass die beiden doch erst mal ein gemeinsames Leben aufbauen, bevor sie an so etwas denken.«
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Date me again, please | ✓
Genel KurguJune Wilsons Leben steht auf soliden Säulen. Sie hat einen tollen Job, einen wunderbaren Freundeskreis und einen liebevollen Freund, mit dem sie ihre Zukunft plant. Riley Miller hat den großen Durchbruch im Musik Business geschafft und führt seither...