48. Date me again

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❞𝐉𝐔𝐍𝐄

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❞𝐉𝐔𝐍𝐄

Gedankenverloren starre ich auf das Display des Smartphones in meiner Hand. Vor meinen Augen verschwimmt der Text, den ich soeben gelesen habe. Die Tränen machen es langsam unmöglich, noch viel zu erkennen.

Wie in Zeitlupe ziehen die wunderschönen Momente mit Riley über die Leinwand meiner Erinnerungen, während sich ein dumpfes Gefühl in mir ausbreitet.

Sie ist ein Rockstar, sie gehört auf die Bühne und ehe ich mich versehe, wird sie wieder mit Contour Diversion in ausverkauften Stadien auftreten, wo sich ihr die Frauen reihenweise an den Hals werfen.

Wie konnte ich nur verdrängen, was das für mich bedeutete? Warum war ich so naiv, nur auf mein Herz zu hören und die harten Fakten derart außer Acht zu lassen?

»Mäuschen, was ist denn los mit dir? Du machst ja ein Gesicht, wie drei Tage Regenwetter«, bemerkt Maeve, die mit einem Räuspern zu mir in die Küche tritt und eine große Tasse aus einem der Oberschränke angelt, in welche sie als nächstes frischen Kaffee laufen lässt.

Sie setzt sich mir gegenüber an den Tisch, die Kaffeetasse mit beiden Händen umfasst, um sich daran zu wärmen, und schaut mich mitleidig an.

Eilig lege ich mein Telefon beiseite, das Display nach unten auf die Tischplatte, und versuche das Thema zu wechseln: »Wie war dein Date mit Kade? So spät, wie du nach Hause gekommen bist, musstet ihr es dieses Mal wohl nicht abbrechen?« Ich lege meinen Löffel neben die Schüssel mit Porridge, die vor mir steht, und versuche nicht mit der Wimper zu zucken, als ich meiner Freundin in die Augen schaue.

»So nicht, meine Liebe«, mahnt Maeve mit strengem Ton und hebt den Zeigefinger vor meine Nase. »Du lenkst mir jetzt hier nicht vom Thema ab. Ich sehe doch, wie du in deinem Frühstück stocherst, die Augen nässer als jeder Sumpf.« Genervt rolle ich mit den Augen.

»Es ist nichts«, grummle ich mürrisch. Ich weiß, dass ich meinen Kopf damit nicht aus der Schlinge ziehen kann.

Maeve gibt mir einen Moment Bedenkzeit, in dem sie erst einmal einen großen Schluck Kaffee trinkt, dann beginnt sie, mir gut zu zu reden: »Was immer dich beschäftigt, du kannst es mit mir teilen.« Fast hätte ich wieder die Augen verdreht.

Sie hat immerhin erst neulich bewiesen, dass sie nichts für sich behalten kann. Ich weiß noch nicht einmal, wie Riley es aufgenommen hat, dass unsere Freundin über unsere gemeinsame Nacht getratscht hat.

Wieder räuspert sich Maeve, schiebt die Unterlippe zu einem Schmollmund nach vorn und verschränkt die Arme vor der Brust, als ich mich in Schweigen hülle. Ich atme lang aus.

»Ich frage mich einfach, wie es wird, wenn Riley auf Tournee geht. Ehrlich gesagt, habe ich es die letzten Tage total verdrängt, dass dieser Tag kommen wird.«

»Verstehe«, erwidert Maeve nüchtern und nickt. Ihr Blick ruht eine Weile auf mir, der Ausdruck auf ihrem Gesicht zeugt nun wirklich von Mitleid. »Denkst du wirklich, dass du dich darum sorgen musst? Ich meine, Riley hat nur Augen für dich. Ich denke nicht, dass du dir darüber Gedanken machen musst, ob sie dir fremdgehen würde.« Missmutig zucke ich mit den Schultern.

»Wir sind doch nicht mal zusammen. Wäre es dann überhaupt fremdgehen?«, frage ich kleinlaut und beginne erneut, angestrengt mit dem Löffel in meiner Schüssel zu wühlen.

Gerade als Maeve etwas sagen möchte, reißt uns die Klingel aus unserer Frühstücksidylle.

»Erwartest du jemanden?«, erkundige ich mich bei einer bereits kopfschüttelnden Maeve. Mit einem leisen Seufzer rutsche ich von meinem Hocker, um in den Flur zu schlurfen. Schnell reibe ich mir die letzte Müdigkeit aus dem Gesicht, dann öffne ich die Tür.

⋯―⋯

❝𝐑𝐈𝐋𝐄𝐘

»Hey, Jou«, begrüße ich die Frau meiner Träume mit einem Lachen in der Stimme und einem breiten Grinsen im Gesicht. Ihre müden Augen weiten sich erschrocken, als sie mich sieht. Hektisch schaut sie an sich runter, und ihre Wangen färben sich zartrosa. Der weinrote Pyjama, den sie trägt, steht ihr verdammt gut. Allerdings scheint sie selbst davon nicht gerade überzeugt zu sein.

Ich kann nicht widerstehen, ihr eine Strähne hinters Ohr zu streichen. »Schönes Outfit«, versuche ich sie zu beruhigen, aber mein schelmisches Grinsen hilft nicht gerade dabei, meine Bemerkung ernsthaft erscheinen zu lassen. Geniert zupft June an dem Stoff, der ihren Körper umschmeichelt.

Weil sie allerdings nichts erwidert, witzle ich: »Du siehst so aus, als könntest du einen guten Kaffee vertragen.« June schenkt mir ein verlegenes Lächeln, wirkt alles in allem aber irgendwie merkwürdig. Hat es sie wirklich so sehr überrascht, dass ich hier aufkreuze?

»Also ... ich ... ähm ... eigentlich hatte ich gerade ... schon einen Kaffee«, gesteht sie verlegen und tritt von einem Fuß auf den anderen.

»Also, da muss ich widersprechen«, mischt sich Maeve aus dem Hintergrund ein. Wir drehen uns beide zu ihr um und sehen, wie sie sich in der Küche von ihrem Sitzplatz aus über den Tisch lehnt, um Junes Tasse zu inspizieren. Sie gluckst vergnügt.

»Sie hat höchsten drei Schlucke getrunken, will ich meinen«, fährt Maeve fort, »und ihren Porridge hat sie auch nur emsig durchgerührt, aber nicht angetastet.« Junes Gesicht läuft knallrot an, weil unsere Freundin sie vor mir in Verlegenheit bringt.

»Dann liege ich mit meiner Vermutung also gar nicht mal so falsch«, schlussfolgere ich, einen Finger am Kinn, um besonders nachdenklich auszusehen.

»Da trifft es sich ja gut, dass ich hier bin, um dich um ein Date zu bitten«, erkläre ich den Grund für meinen Besuch. Junes Miene nimmt neugierige Züge an.

»Tja, wenn du die Dreistigkeit besitzt, mir die Mitbewohnerin schon zum frühen Morgen auszuspannen«, ruft Maeve theatralisch, derweil sie sich bereits Junes Frühstücksschüssel heranzieht und beginnt, den Porridge auszulöffeln. Ich muss lachen, bei dieser so offensichtlichen Geste, dass June mich begleiten soll. Auch June kann sich nun das Lachen nicht mehr verkneifen.

»Also, kommst du mit?«, frage ich, greife nach ihrer Hand und wirble sie unter meinem erhobenen Arm einmal im Kreis, dass sie kichert.

Als sie mir gegenüber wieder zum Stehen kommt, lächelt sie bis über beide Ohren und sagt: »Ja, Riley, du darfst mich daten. Aber ich brauche einen Moment, um mich fertig zu machen.« Sie deutet ein letztes Mal auf ihr Schlafoutfit und ich nicke zustimmend, »Ich gebe dir alle Zeit, die du brauchst.«

Am liebsten würde ich meine gesamte weitere Lebenszeit damit verbringen, June zu daten. Ich liebe die Vorfreude in ihrem Gesicht, wenn ich ihr sage, dass ich sie ausführen möchte. Und ich liebe die leicht nervöse Art, die sie an den Tag legt, wenn wir uns auf den Weg machen, etwas zu unternehmen.

Date me again, please | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt