❝𝐑𝐈𝐋𝐄𝐘
Etwas in Verlegenheit gebracht harren June und ich in der Küche aus, während Maeve wie ein kleiner Tornado durch die Wohnung wirbelt und sich in Windeseile für ihr Treffen mit Kade fertigmacht. Die Luft scheint immer dicker zu werden, jedenfalls spüre ich, dass Junes Blick sich von Minute zu Minute mehr verfinstert.
Die Wohnungstür ist kaum hinter Maeve ins Schloss gefallen, da platzt es auch schon aus June heraus: »Du wirst auf Tournee gehen.« Es ist keine Frage, sondern eine ernüchterte Feststellung. Junes Tonfall lässt keinen Zweifel daran, dass ihr diese Tatsache nicht gerade gut gefällt. Und, ehrlich gesagt, gefällt mir das Ganze auch nicht besonders. Wenn es nach mir ginge, könnte ich gut und gerne noch zwei volle Jahre Urlaub machen, um meine Akkus wieder aufzuladen.
Früher oder später muss die Band jedoch wieder auf die Bühne, wenn wir unsere Fans nicht verlieren wollen, die derzeit noch ziemlich geduldig auf die nächsten Konzerte warten. Außerdem bin auch ich nicht davon befreit, Geld zu verdienen, um meinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Ich war schon froh, dass ich das Management davon überzeugen konnte, die nächsten Gigs auf das kommende Frühjahr zu verschieben. Doch mehr Freizeit konnte ich mir vorerst nicht verschaffen.
Wenn June so still ist, ist das nie ein besonders gutes Zeichen. Ich weiß, dass sie dann entweder im Begriff ist, derart dicht zu machen, dass sie ewig nicht mit einem spricht, oder im Gegenteil kurz davor steht, einen ordentlichen Gefühlsausbruch zu bekommen. Beides wäre nachvollziehbar, immerhin hat sie sich vor zwei Wochen von ihrem Verlobten getrennt, weil ich zurückgekommen bin und ihr von meinen Gefühlen erzählt habe. Und dann erfährt sie, bedauerlicherweise nicht durch mich, sondern sehr wahrscheinlich über die Presse, dass ich in absehbarer Zeit wieder auf Tour gehen muss.
Es ist nicht so, dass ich mir keine Gedanken darüber mache, wie June mit all dem klarkommen wird. Dass sie es nicht gerade auf die leichte Schulter nimmt, hat sich bei Clara und dem Mädel in der Cocktailbar ja bereits deutlich gezeigt. Zwar braucht June sich überhaupt keine Gedanken darüber machen, dass mich irgendeine andere Frau auch nur ansatzweise so sehr beeindruckt, wie sie es tut, aber dessen ist sie sich anscheinend nicht wirklich bewusst.
»Mach dir nicht so viele Gedanken, June«, bitte ich sie schließlich. Ihr hochroter Kopf ist allerdings der beste Beweis dafür, dass genau das gerade stattfindet. Kurzerhand rutsche ich von dem Hocker am Küchentresen, um an sie heran zu treten.
»Wenn du jetzt darüber nachdenkst, was in fünf Monaten sein wird, wirst du verpassen, was sich in der Gegenwart abspielen könnte.«
⋯―⋯
❞𝐉𝐔𝐍𝐄
Rileys verführerischer Unterton sorgt dafür, dass ich eine Gänsehaut bekomme. Ich weiß, dass es total bescheuert ist, mir über Dinge den Kopf zu zerbrechen, die so weit in der Zukunft liegen. Wobei fünf Monate nicht wirklich viel sind und ziemlich schnell vergehen können, wenn man es realistisch betrachtet, wozu ich definitiv einen Hang habe. Doch als ihre Hand meine Wange berührt und zärtlich darübergleitet, beginnen sich die Sorgen allmählich zu verflüchtigen. Wie Butter in einer heißen Pfanne drohe ich unter Rileys Berührung zu schmelzen.
»Was kann sich denn in der Gegenwart abspielen?«, frage ich mit belegter Stimme und hoffe, damit die Spannung zwischen uns zu durchbrechen. Leider geht mein Plan nicht ganz auf, denn Riley kommt mir stattdessen noch näher, sodass ihr Mund sich schließlich neben meinem rechten Ohr befindet, als sie mit klarer, fester Stimme flüstert: »Alles, was du willst, June.«
Wenn ich nicht auf dem Hocker am Tresen sitzen würde, würden meine Knie vermutlich gleich nachgeben. Aufgeregt schnappe ich nach Luft, wodurch mir Rileys einzigartiges Parfüm in die Nase steigt und mich noch weiter betört.
»Ich ... weiß ... nicht ... was«, gebe ich stotternd von mir, als hätte ich Steine zwischen den Zähnen, die mich am sprechen hinden. Mental schlage ich mir die Hand vor die Stirn. Wie alt bin ich? Zwölf? Ich stammle herum wie ein unerfahrenes kleines Gör.
Genervt von mir selbst räuspere ich mich und versuche erneut, einen sinnvollen Satz heraus zubringen: »Was willst du denn?« Ein kehliges Lachen entweicht Riley, bevor sie hren Kopf so platziert, dass unsere Blicke sich treffen.
»Ich sagte doch schon, dass ich nichts tun würde, was du nicht willst, June«, erinnert sie mich. Die Spannung zwischen uns ist beinahe unerträglich und ich spüre, wie sich ein dicker Kloß der Unsicherheit in meinem Hals bildet.
»Ich will, dass du irgendetwas tust«, höre ich mich sagen, ehe ich über die Worte nachdenken kann, die mir aus dem Mund purzeln.
»Irgendetwas?«, wiederholt Riley amüsiert. Ihre Augen funkeln wild, fixieren mich, als ich nur ein schwaches Nicken zustande bringe und meine Lippen stark zusammenpresse. »Mh«, grummelt sie nachdenklich und zieht eine Augenbraue nach oben, nur um nachfolgend den Mund zurück zu meinem Ohr zu führen und einen sündhaft zärtlichen Kuss auf die empfindliche Haut hinter dem Ohrläppchen zu platzieren.
Ich erschaudere, was Riley ein leises Lachen entlockt und sie dazu anspornt, sich mit weiteren Küssen entlang der Kontur meines Kiefers zu hangeln. Mein Unterleib beginnt sich deutlich zusammen zu ziehen, unterdessen sich eine aufgeregte Erwartung in mir ausbreitet und mir verdeutlicht, wie sehr mein Körper sich nach mehr sehnt.
Kurz vor meinem Mund stoppt sie allerdings ab, obwohl ich mir insgeheim wünsche, dass sie mich endlich einfach küsst. Ich kann mich noch sehr lebhaft an unseren Kuss damals auf der Eislaufbahn erinnern und würde gerade alles dafür tun, das zu wiederholen. Immerhin steht nichts und niemand mehr zwischen uns. Warum verhalten wir uns also wie unsichere Teenager?
»Vielleicht magst du mir ja dein Zimmer zeigen«, schlägt Riley belustigt vor und zieht meine Aufmerksamkeit damit wieder auf sich.
»Mein Zimmer?«, wiederhole dümmlich und schaue sie perplex an.
»Na ja, das ist nicht zwingend nötig«, sie küsst mich dieses Mal seitlich am Wundwinkel und ich stöhne sehnsüchtig, »aber dort könnten wir das hier fortführen.«
Rileys linke Hand wandert meinen Arm hinauf, über die Schulter und legt sich anschließend mit einem fordernden Druck an meinen Hinterkopf.
»M-mh«, gurre ich unkonzentriert, was ausreicht, dass sie mich in einer fließenden Bewegung von dem Hocker hebt und vor sich her durch die Wohnung trägt, während ich mich wie ein kleines Klammeräffchen an ihr festhalte.
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Date me again, please | ✓
Fiksi UmumJune Wilsons Leben steht auf soliden Säulen. Sie hat einen tollen Job, einen wunderbaren Freundeskreis und einen liebevollen Freund, mit dem sie ihre Zukunft plant. Riley Miller hat den großen Durchbruch im Musik Business geschafft und führt seither...