34. Nicht alles läuft nach Plan

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❞𝐉𝐔𝐍𝐄

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❞𝐉𝐔𝐍𝐄

»Sie kommen sicher bald rein. Bitte beruhige dich doch endlich«, versucht Maeve mich zum gefühlt hundersten Mal zu beruhigen, doch ich schluchze noch immer jämmerlich und bekomme kaum Luft. Seit ich zurück im Haus bin, laufen mir ununterbrochen die Tränen. Ich bin komplett überfordert mit der gesamten Situation.

Im ersten Moment war ich schockiert, als Sienna mir mitteilte, es den anderen nun erzählt zu haben. Doch nach dem ersten Schock war ich irgendwie erleichtert, mich nicht weiter erklären zu müssen, und dass meine Freunde einfach die besten Menschen auf der Welt sind, weil sie mich so akzeptieren, wie ich bin und mir keine Vorwürfe machen, sondern einfach für mich da sind.

»Hier«, meint Corey, der mit einem Pfefferminztee aus der Küche kommt und mir die dampfende Tasse vor die Nase hält. Ich versuche mir ein Lächeln für ihn abzuringen, doch es misslingt ganz offensichtlich, so mitleidig, wie er mich daraufhin ansieht.

»Ach, June, manchmal läuft eben nicht alles nach Plan. Ihr wart glücklich und jetzt kommen alte Gefühle wieder hoch. Es ist ja nicht so, als hättest du Brady betrogen.«

Corey hat recht, dank Rileys Vernunft ist nichts zwischen uns gelaufen. Aber wir haben uns mehrfach getroffen und ich habe jedes Mal falsche Gründe dafür angegeben, weil ich wusste, dass Brady sie glaubt. Ich fühle mich miserabel, ihm das angetan zu haben, und kann total verstehen, dass er vor Wut außer sich ist.

Riley und er sind jetzt schon so lange draußen, dass ich mir wirklich Sorgen mache. Ich meine, was hat das denn zu bedeuten?

»Kann nicht einer von euch nachsehen gehen, was die beiden machen?«, jammere ich und blicke fragend zwischen meinen Kumpels hin und her. Daniel will gerade etwas erwidern, erhebt sich sogar schon, da tritt Brady gefolgt von Riley ein. Die beiden sehen ziemlich entspannt und friedlich aus. Eine Tatsache, die mich völlig sprachlos macht.

Brady bleibt stehen und bedenkt mich mit einem merkwürdigen Blick, während Riley ihm freundschaftlich auf die Schulter klopft und ihn aufmunternd anlächelt. Er nickt ihr zu, richtet die Aufmerksamkeit allerdings augenblicklich wieder auf mich.

»Kommst du mal kurz mit?«, fragt er tonlos in meine Richtung. Ohne ein Wort zu sagen nicke ich nur zustimmend, erhebe mich von der gemütlichen Cordcouch und dem tröstlichen Kreis meiner Freunde, um ihm durch das Wohnzimmer und den Flur in unser Zimmer zu folgen.

Schwerfällig lässt Brady sich auf dem Bett nieder, nachdem er die Zimmertür behutsam hinter uns geschlossen hat. Er sieht etwas aufgewühlt aus, wirkt aber auf merkwürdige Weise ruhig. Mit einem mühevollen Lächeln blickt er von unten zu mir auf, da ich noch immer in der Raummitte stehe und nicht so recht weiß, wie ich mich verhalten soll. Das ist alles andere als gut gelaufen.

»Es tut mir so leid, Brady. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Es ist einfach so passiert. Ich wollte das nicht und habe mich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, aber ich schaffe es nicht. Ich hätte es dir sofort sagen müssen und es ist unverzeihlich, dass ich es nicht getan habe. Du bist sicherlich unfassbar enttäuscht von mir und das verstehe ich vollkommen«, sprudelt es aus mir heraus, und meine Stimme trieft vor Scham und Reue, doch dann unterbricht mein Verlobter meinen Redeschwall durch eine erhobene Hand.

»June«, setzt er an, aber ohne große darauf zu achten, spreche ich sofort aufgeregt weiter: »Ich habe dich nicht betrogen, Brady. Das musst du mir glauben. So etwas würde ich niemals tun, ich schwöre es.« Doch sein damit einhergehendes Kopfschütteln bringt mich letztlich zum Verstummen.

Er seufzt hörbar, bevor er widert: »Setz dich doch bitte erst mal zu mir und beruhige dich, June.« Perplex starre ich ihn einen Moment lang an, bevor ich seiner Aufforderung nachkomme und neben ihm platznehme.

»Ich mache dir keine Vorwürfe«, meint Brady, legt seine große Hand sanft auf meine, die irgendwie winzig wirkt, und zieht diese schließlich auf seinen Oberschenkel. Die Berührung ist so vertraut, so schön.

»Nein?«, frage ich, irritiert über seine Worte von eben, und suche seinen Blick. Er sieht mir tief in die Augen und lächelt, obwohl es ein wenig gequält wirkt.

»Ich kann nicht abstreiten, dass mich das Ganze völlig aus dem Nichts getroffen hat, aber ich kann dir deine Gefühle nicht verübeln. Riley hat mir alles erzählt und dadurch verstehe ich es irgendwie sogar«, erklärt er weiter, wieder mit einem zaghaften Lächeln.

In meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken. Ich frage mich, was Riley ihm erzählt hat, immerhin waren die beiden sehr lange gemeinsam draußen. So lange, dass sie mehr Worte mit einander gewechselt zu haben scheinen, als Riley mit mir gesprochen hat, zumindest über dieses spezielle Thema. Am liebsten würde ich Brady darüber ausfragen, doch ich widerstehe dem Bedürfnis. Die ganze Situation ist schon haarig genug. Noch mehr Salz in die Wunde zu streuen macht es nicht besser.

Wieder legt sich ein unangenehmes Schweigen legt über uns und den Raum, und auch von draußen aus dem Wohnzimmer ist keiner unserer Freunde zu hören. Sie werden sicherlich nicht lauschen, doch die Anspannung scheint allgegenwärtig.

Langsam wird mir bewusst, was sich hier gerade anbahnt, da spricht mein Verlobter es auch schon aus: »Hör mal, June. Es fällt mir wirklich nicht leicht, das zu sagen, aber ich fürchte, du wirst dich entscheiden müssen.«

Es ist nicht nötig, nachzuhaken, was er damit meint. Ich muss mich zwischen ihm und Riley entscheiden. Wir können definitiv nicht so weitermachen, wie bisher. Ein Teil von mir fürchtet sich davor, das Leben aufzugeben, das ich mir mit ihm aufgebaut habe. Es war perfekt und wurde oft von den anderen beneidet.

»Brady und du, ihr seid ein richtiges Bilderbuchpaar«, hatte Maeve ständig behauptet, nachdem ich meinen Freunden den neuen Mann an meiner Seite vorgestellt hatte.

Gedankenverloren beobachte ich Bradys Daumen, der wieder und wieder über den großen, glitzernden Diamant meines Verlobungsringes an meinem Ringfinger streicht, als wäre es eine Wunderlampe, aus der jeden Moment ein Wünsche erfüllender Geist kommen würde. Ich erinnere mich an den Antrag, der hinter diesem Schmuckstück steckt und mein Herz wird ganz schwer.

»Willst du mich heiraten, June Wilson?«, hatte er mich eine Sekunde vor meinem Absprung gefragt und mir den Ring in einer kleinen schwarzen Schatulle vor die Nase gehalten, als ich in der Bungee Ausrüstung steckte und der Mitarbeiter der Bungee Jumping Plattform mir mitteilte, dass ich jetzt an der Reihe sei.

Völlig überrascht und voller gegensätzlicher Emotionen sprang ich überglücklich über Bradys Frage und mit einem wegen des Bungeesprungs rasendem Herzen in den Abgrund und brüllte, als ich vollgepumpt mit Adrenalin im Seil hing, so laut ich nur konnte »Ja«. Es war einer der verrücktesten Momente meines Lebens und ich wollte diesen wunderbaren Mann unbedingt heiraten.

Doch jetzt sieht alles anders aus und auch, wenn ich überhaupt nicht weiß, was mich erwartet, würde es sich nicht mehr richtig anfühlen, Brady zu heiraten. Denn seit Riley zurück ist, schlägt mein Herz für sie, wie es damals schon für sie geschlagen hat. Und obwohl ich mich wirklich dagegen wehren und mit Brady zusammenbleiben wollte, weiß ich, dass das nicht der richtige Weg für mich ist.

»Es tut mir wirklich so leid, Brady«, flüstere ich niedergeschlagen und ziehe mir den Verlobungsring vom Finger, um ihn anschließend in seine offene Handfläche zu legen, in welcher der Schmuck regelrecht verloren wirkt. Er schließt die Hand, sodass ich den schimmernden Diamant nicht mehr sehen kann.

»Ja, June, mir tut es auch leid«, gibt er traurig zurück, bevor er mich an sich zieht und mir einen zarten, kaum spürbaren Kuss auf die Stirn haucht.

Date me again, please | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt