27. Guten Morgen

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❞𝐉𝐔𝐍𝐄

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❞𝐉𝐔𝐍𝐄

Die ersten Sonnenstrahlen hüllen das Schlafzimmer in ein magisches Licht, als ich am nächsten Morgen aufwache. Ich finde mich in Rileys Armen wieder und spüre, wie sich ein Lächeln über meine Lippen zieht.

Selbstverständlich weiß ich, dass ich nicht hier sein sollte, weder in ihrem Apartment, noch in ihren Armen. Ich gehöre zu Brady, in dessen muskulösen Armen ich auch die letzten fünf Jahre gelegen habe. ›Ja, so ist es‹, bestätige ich stumm an mich selbst gerichtet. Und dennoch liege ich hier und möchte nirgendwo lieber sein.

Riley ist bereits wach. Ihr Blick ist starr an die Zimmerdecke gerichtet und ich frage mich, seit wann sie so daliegt. Sie sieht nachdenklich aus, die sonst so warmen braunen Augen wirken matt und müde.

»Guten Morgen«, flüstert sie monoton und ihre Stimme bereitet mir eine Gänsehaut. Es klingt liebevoll und trotzdem so, als würde es sie viel Überwindung kosten, zu sprechen.

Unschlüssig, wie ich mich verhalten soll, verharre ich und betrachte ihr seitliches Profil, ein leichtes Kribbeln im Mage verspürend. Ich möchte mich nicht bewegen, möchte nicht aus ihrer Umarmung heraus. Es ist einfach zu schön. Es ist genau das, was ich mir damals so sehr gewünscht habe.

Zum morgendlichen Straßenlärm, der durch das halboffene Fenster dringt, mischt sich ein leiser Vogelgesang. Unter anderen Umständen könnte das ein Morgen sein, der mir ganz besonders gut gefällt. Doch wir sind nur zusammen hier, weil ich mich gestern Abend, statt wie eine Achtundzwanzigjährige, wie ein unreifes Kleinkind aufgeführt habe.

»Ich hätte nie für möglich gehalten, dass du auch nur ansatzweise so für mich empfinden würdest, wie ich für dich, June«, meint Riley nach einer gefühlten Ewigkeit Stille und unterbricht damit meine Gedanken. Überrascht davon, dass das ihre ersten Worte nach dem Guten Morgen sind, halte ich die Luft an. Ich traue mich nicht, etwas zu erwidern, aus Angst, sie würde es sich anders überlegen und nicht weitersprechen. Doch zum Glück fährt sie fort.

»Ich habe mich immer bemüht, mich unauffällig zu verhalten. Vermutlich war es feige, dir nicht zu sagen, wie es gefühlsmäßig in mir aussieht. Aber damals hatte ich riesige Angst, dich zu verlieren. Dass du nicht mehr mit mir befreundet sein willst, weil du vor dieser Art von Zuneigung vielleicht zurückgeschreckt wärst. Der Gedanke, dich deshalb nicht mehr in meinem Leben zu haben, hat mich fertig gemacht. Also war ich lieber irgendeine Freundin für dich, als gar nichts mit dir zu tun zu haben.«

Riley hält kurz inne, sie öffnet den Mund, schließt ihn aber gleich wieder und schüttelt dann den Kopf. Als sie sich kurz darauf auf die Seite dreht, um mich ansehen zu können, sieht sie so traurig aus, wie ich es noch nie zuvor erlebt habe.

»Ich war so glücklich, damals als wir Eislaufen waren«, flüstert sie mit belegter Stimme. Vorsichtig streicht sie mir den Pony aus der Stirn und ich erschaudere unter der Berührung.

»Du hast mich so sprachlos gemacht gehabt, dass ich mich nicht traute, dir mein Herz auszuschütten. Doch als ich dich bei deinen Eltern abgesetzt hatte, beschloss ich, das bei der nächstbesten Gelegenheit nachzuholen.« Wieder bricht sie ab. Es fällt ihr sichtlich schwer, ihre Gedanken in Worte zu fassen.

Eine einzelne Träne löst sich aus ihrem linken Auge und rollt in Zeitlupentempo die Wange hinab. Mein Herz setzt einen Takt aus und ich kann nicht anders, als mich noch näher an sie zu schmiegen.

 Mein Herz setzt einen Takt aus und ich kann nicht anders, als mich noch näher an sie zu schmiegen

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»Als ich zu Hause ankam, war meine Mom total aufgelöst. Ihre Mascara war über das gesamte Gesicht verschmiert, so viel hatte sie geweint. Ich verstand überhaupt nicht, was los war. Ich hatte regelrecht Mitleid mit ihr, obwohl wir nie einen wirklich guten Draht zueinander hatten, wie du ja weißt. Sie bekam kaum einen anständigen Satz heraus, so laut klapperten ihr die Zähne vom Schlottern. Ein Weinkrampf jagte den nächsten und ich war kurz davor, die Nerven zu verlieren. Als ich irgendwann endlich etwas aus ihr herausbekam, ging es mir wie Mom, ich versank komplett in Traurigkeit.«

Gedankenverloren beginnt Riley mir das Gesicht zu streicheln. Ihre Augen sind glasig, während sie in den scheinbar schrecklichen Erinnerungen schwelgt. Die Stimmung ist extrem gedrückt, weshalb ich mir kaum erlaube, die Berührungen zu genießen, die ich so gern viel bewusster aufsaugen wollen würde. Seit ich die Augen aufgeschlagen habe, habe ich noch kein einziges Wort gesprochen. Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich das in diesem Moment ändern soll.

»Völlig kopflos begann ich die wichtigsten Sachen zusammen zu packen. Ich hatte überhaupt kein System dabei und hätte sicherlich sorgfältiger gepackt, wenn ich gewusst hätte, was auf mich zukommt. Ich habe nie zuvor so viele unterschiedliche Emotionen zur gleichen Zeit gefühlt. Es war das reinste Chaos, in mir, um mich, einfach alles war schwarz und undurchschaubar. Und als ich Mom später vom Gate aus zuwinkte, da wusste ich, dass ich mehr als nur sie zurücklasse. Ich wusste, dass mein Leben gerade komplett auf den Kopf gestellt wurde und es nie mehr so sein wird, wie bis zu diesem Moment. Das Flugzeug hob ab und erst da begriff ich, dass ich auch dich verloren hatte, June.«

Rileys Stimme wird etwas zittrig und die Hand, mit der sie mir die ganze Zeit über die Haare gestreichelt, zittert spürbar. Diese Zeit hat definitiv etwas mit ihr gemacht, sie verändert. Was auch immer vorgefallen ist, muss Riley von jetzt auf gleich in eine ziemlich unschöne Lage gebracht haben. Ihre Mutter ist eine sehr starke Frau, der man nicht so leicht Emotionen entlocken kann. Wenn sie derart fertig war, kann nichts Gutes geschehen sein. Ich fürchte mich vor dem Rest dieser Geschichte, ahne, dass sie nicht schön ist.

Allerdings gibt es eine Sache, die nicht stimmt und die ich Riley auch unbedingt sagen muss, um es richtig zu stellen: »Du hast mich nicht verloren, Riley. Ich bin doch hier.« Plötzlich wird Rileys Blick ganz klar.

»Doch, June, ich habe dich verloren. Du bist zwar hier und ich bin es mittlerweile auch wieder, aber du gehörst zu Brady und das habe ich nicht bedacht. Es war dumm von mir, zu glauben, dass ich herkommen könnte und bekommen würde, was ich will«, erklärt sie mit fester Stimme. »Aber auch, wenn ich dich nicht haben kann, sollst du wenigstens die Wahrheit erfahren.«

Date me again, please | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt