Kapitel 6: Hera

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Ella


„Fiona und Elijah haben zwar echt einen an der Klatsche, aber das ist schon irgendwie cool", begeisterte sich Reagan für unsere nun schon dritte Hausbesichtigung. Und es könnten noch ein Dutzend folgen, denn so viele freistehende Immobilien standen zum Erstbezug bereit. Wir hatten die Qual der Wahl.

„Cool? Du findest das cool? Geht's dir noch ganz gut!? Was sollte denn die Scheiße, die du vorhin abgezogen hast. Uns als Paar vorzustellen, war doch das Bescheuertste, was du hättest tun können", fuhr ich sie wütend an. Mahnend hielt Reagan ihren Zeigefinger vor den Mund, um mir anzudeuten leiser zu sein, doch davon ließ ich mich nicht beeindrucken. Wenn Hera uns nicht nur filmte, sondern auch den Ton mitschnitt, hätte man uns gar nicht erst aufgenommen. Dann wüssten sie doch schon längst, wer wir waren und was wir von diesem Ort hielten.

„Hättest du lieber den nächstbesten Kerl geheiratet, den man dir vorsetzt? Außerdem können wir so zusammenbleiben. Ich hab mir dabei schon was gedacht", verteidigte sie ihre Idee.

„Ganz ehrlich, ich kann gut darauf verzichten jede freie Minute mit dir zu verbringen." Auch, wenn es das Scheitern meines Auftrags bedeutete. Das hatte schon lange keine Priorität mehr.

„Hey, ich dachte wir wären Freunde." Enttäuscht sah mich Reagan an, wie ein kleines Kind, das man gerade darüber aufklärte, dass es keinen Weihnachtsmann gab.

„Hör endlich auf mit dem Mist! Wir sind keine Freunde und wir waren auch nie welche. Wir sind Feinde, verstehst du das!? Wir stehen auf unterschiedlichen Seiten."

„Tun wir nicht. Langsam solltest du erkennen, dass ich auf deiner Seite stehe. Ich will genauso sehr wie du, dass wir von hier wegkommen, aber dafür müssen wir zusammenarbeiten. Vergiss doch für eine Sekunde mal Makro und die CIA. Hier und jetzt gehören wir keiner Organisation an. Hier und jetzt sind wir einfach zwei Frauen, die im selben Boot sitzen."

Mochte sein, dass sie damit sogar recht hatte, aber ihr zu vertrauen schien mir einfach unnatürlich. Die Feinde der USA waren auch meine Feinde, das trichterte man mir während der Ausbildung ein. Immer und immer wieder.

„Ella ..."

„Was?"

„Bitte lass uns zusammenarbeiten." Ihre Worte hörten sich ehrlich an. Ein wenig Verzweiflung schwang auch mit. Viele Optionen hatten wir nicht. Also warf ich all meine Überzeugungen über Bord und versuchte es. Ich wagte es zum ersten Mal dem Feind zu vertrauen.

„Okay, aber sobald wir hier weg sind, war's das mit unserer Zusammenarbeit."

„Einverstanden."

Nachdem wir das nun also geklärt hatten, sahen wir uns weiter das Haus an. Von den dreien, die wir besichtigten, gefiel mir dieses hier am besten. Und da ich endlich etwas essen und mir nicht die ganze Nacht Häuser anschauen wollte, in denen wir sowieso nicht vorhatten lange zu wohnen, schlug ich vor unsere Wahl direkt zu treffen. Reagans Hunger war groß genug, um meiner Idee zuzustimmen.

Man gab uns die Schlüssel und damit war unser Umzug nach Hera auch schon abgeschlossen. Das Haus war komplett eingerichtet. Selbst Kleidung lag bereits in den Schränken. Zwar in verschiedenen Stilen und Größen, aber Reagan und ich würde für den Anfang etwas Passendes finden können. Aktuell war mir herzlich egal, ob mir die Kleidung passte, Hauptsache ich hatte endlich die Möglichkeit meine Unterwäsche zu wechseln und mich zu waschen. Ich ekelte mich schon vor mir selbst.

Da keine von uns die Geduld aufbrachte zu kochen, backte ich zwei Tiefkühlpizzen auf, die wir neben anderen langhaltbaren Lebensmitteln in der Küche fanden. Man dachte hier wirklich an alles, um den Einzug so angenehm wie möglich zu gestalten.

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