Kapitel 34: Graue Augen

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Reagan


Mindestens eine Stunde dauerte das Verhör. Fragen wurden gestellt, Fragen wurden beantwortet. Ich gab der CIA alles und noch mehr, um gegen Makro vorzugehen.

Anschließend brachte man mich in einen anderen Flügel des riesigen Gebäudes, wo man mich in einem kleinen Raum einquartierte, der nur mit dem Nötigsten ausgestattet war. Ein Klo, ein Tisch, ein Bett und ein Kleiderschrank. Mehr nicht, aber für die Nacht reichte es aus.

Ich war dankbar für jede Minute Schlaf, die ich bekam. Besonders viel war es nicht, denn als man mich weckte fühlte ich mich überhaupt nicht ausgeschlafen. Die Nacht war zwar kurz, aber als mich irgendwelche Agenten zu meinem nächsten Termin geleiteten, war es schon wieder hell draußen. Ich hatte innerhalb weniger Stunden mein komplettes Zeitgefühl verloren.

Schneller als mir lieb war saß ich Ellas Vorgesetztem gegenüber. Wang war sein Name, das wusste ich inzwischen. Ella selbst stieß wenig später ebenso dazu. Sie sah fitter aus als ich, aber im Gegensatz zu mir durfte sie sich auch an der Kaffeemaschine bedienen.

„Mein Team hat sich vorhin noch lange beraten und wir sind zu dem leidigen Entschluss gekommen, dass wir Ihre Unterstützung benötigen", begann Wang das Gespräch. Sein Ton war weniger feindselig als noch beim Verhör, aber eine freudige Angelegenheit war es für ihn trotzdem nicht. Wer bettelte schon gerne beim Feind um Hilfe.

„Okay, ich kooperiere", sagte ich ihm augenblicklich meine Mitarbeit zu.

„Ja, das werden Sie, Miss Sousa. Dafür sorgen wir." Er nickte kurz in Ellas Richtung, die daraufhin einen anderen Mitarbeiter herbeiholte. Einen Mann mit weißem Kittel, der in seiner Hand eine Spritze hielt. Ein sehr beängstigender Anblick.

„Was haben Sie vor?" Verunsichert musterte ich den Kittelträger.

„Wir werden Ihnen einen Peilsender unter die Haut injizieren. Dieser hat zwei Funktionen. Er kann ihren Standort auf wenige Meter genau orten. Egal wo Sie sich befinden. Außerdem ist eine kleine Menge an Nervengift in den Sender integriert, die wir bei Bedarf freilassen können. Das Gift sorgt dafür, dass sie für ein paar Stunden gelähmt sein werden", erklärte er lässig. Ich allerdings bekam ein ganz mulmiges Gefühl bei dem Gedanken getrackt zu werden. Und das auf diese nicht gerade angenehme Weise.

„Das kann doch niemals legal sein", wehrte ich mich.

„Ich denke Sie sind momentan nicht in der Position zu klagen. Sie wollten wissen, was die CIA so treibt, und nun wollen wir eben wissen was Sie so treiben. Wenn Sie so erpicht darauf sind uns zu helfen, dann sollte das doch kein Problem darstellen." Genau deswegen verabscheute ich unsere staatlichen Institutionen. Schmückten sich damit dem Land zu dienen, aber ihre Methoden waren genauso illegal wie die von Makro. Doch vor diesen ungemütlichen Fakten verschlossen die Menschen ihre Augen. Das wollten sie nicht hören.

Der Mann im Kittel nahm sich ungefragt meinen Arm und ich schaute hilflos dabei zu wie er die ungewöhnlich breite Nadel durch meine Haut stieß. Ich konnte gar nicht hinschauen, doch als ich mich wegdrehte sahen meine Augen etwas, dass mich noch mehr bestürzte. Ella. Ella wie sie einfach nur zusah. Diesmal waren sie grau, ihre Iriden. Grau, dunkel, leer, hoffnungslos.

Das Pieken im Arm tat kurz weh, doch der Schmerz, den ich wegen dieser Frau fühlte, der blieb und er würde noch sehr lange bleiben. Wenn ich es wiedergutmachen könnte, ich würde es tun.

„Alles weitere wird Agent Wright mit Ihnen besprechen", fertigte Wang mich ab und wandte sich dann an Ella. „Wie besprochen nehmen Sie Sousa mit in ihre Wohnung und wahren den Schein. Das muss sein. Wir haben nur diese eine Chance."

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