Kapitel 28: Undercover

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Reagan


„Steck dir die hier ins Ohr." Ich hielt Ella zwei kleine Lautsprecher mit eingebautem Mikrofon hin. Die Teile hatte ich heute Nachmittag noch bei einem alten Freund auftreiben können, der hobbymäßig Spionagewerkzeug nachbaute und das erstaunlich gut. Auch sonst nutzten wir die vorangegangenen Stunden dafür Vorbereitungen für unseren Plan zu treffen.

Wir wollten noch heute Abend dem Club der Teufelsbrut einen Besuch abstatten in der Hoffnung die Entführer meiner Mutter aufzuspüren. Ella überzeugte mich davon, dass sie allein reingehen und die Lage abchecken wird. Es war besser so, sie war ausgebildet für solche Einsätze, ich hingegen konnte mehr bewirken, wenn ich hier im Auto blieb und Ella, so gut es ging, anleitete.

„Test, eins, zwei, drei. Hörst du mich?", sprach ich in das Ansteckmikrofon.

„Ja, laut und deutlich. Denkst du wirklich wir brauchen das alles?"

„Ich will auf keinen Fall riskieren, dass irgendwas schief geht, also ja, wir brauchen das."

Kritisch beäugte ich Ella. Ihr Outfit wirkte etwas spießig für einen Clubbesuch. So würden die Gangster direkt Verdacht schöpfen.

„Tut mir leid, aber so kann ich dich da nicht rein lassen." Rasch kramte ich aus dem Handschuhfach eine alte Mascara und einen Eyeliner hervor.

„Nicht dein Ernst."

„Nur ein bisschen, damit du wenigstens annährend wie eine Frau aussiehst, die hier ist, um zu feiern." Schwer seufzend ließ Ella das Makeover über sich ergehen. Ich schminkte ihre Augen frei nach dem Motto mehr ist mehr. Der Look wirkte etwas billig, aber genau das würde heute dem Zweck dienen undercover zu bleiben. Ihren Zopf löste ich, sodass ihre langen braunen Haare über ihre Schulter fielen. Für Kämpfe zugegebenermaßen unpraktisch, aber optisch machte es einen gewaltigen Unterschied. Zum Schluss knöpfte ich noch ihre Bluse auf, sodass man freie Sicht auf ihr Dekolleté erhielt.

„Sag mal soll ich die Entführer schnappen oder sie verführen. So ganz check ich deinen Plan nicht."

„Wenn du sie verführen sollst, würde ich dir Klopapier in den BH stecken. So wirkt das eher traurig." Vielleicht war zugeknöpft doch nicht so übel. Andererseits hatte Ella schöne Brüste, sie waren eben klein. Klein, aber fein.

„Autsch. Kritisierst du jetzt allen Ernstes meine kleinen Brüste?"

„Sorry, fühlst du dich trotz überschaubarer Oberweite dazu in der Lage dort reinzugehen?", fragte ich mit einem Schmunzeln.

„Meine Oberweite ist wohl meine geringste Sorge. Ich hätte gerne eine Pistole bei mir, falls es hart auf hart kommt." Eine Schusswaffe konnte ich ihr in der kurzen Zeit nicht organisieren. Ich verkehrte normalerweise nur in Kreisen, die genauso wenig von Waffen hielten wie ich, aber ein nützliches Gadget hatte ich doch noch. Etwas, an dem ich schon eine ganz Weile herumexperimentierte.

„Ich habe noch was für dich", kündigte ich voller Vorfreude an. Die meisten meiner Projekte fanden niemals eine sinnvolle Anwendung, sondern vergammelten in irgendwelchen Kisten, aber vielleicht würde damit jetzt Schluss sein. Aufgeregt kramte ich in meinem Rucksack herum, bis ich das Zylinderartige Teil fand. „Hier! Eine EMP-Granate. Mit dem Teil kannst du jedes elektrisch gesicherte Schloss durch einen elektromagnetischen Puls ausschalten. Vollkommen ungefährlich für einen Menschen, aber trotzdem sehr effektiv."

„Verarschst du mich!?", schnaufte Ella, die meine Begeisterung wohl nicht teilte, „Das ist Spielzeug."

Okay, um die Platine und den mechanischen Apparat herum baute ich einen Schutzmantel aus Legosteinen, deshalb wirkte die Granate auf den ersten Blick nicht gerade seriös, aber das gute Stück war vollkommen funktionsfähig.

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