Ella
„Bleibst du noch länger in Washington?", wollte ich wissen. Reagan sah von der Getränkekarte hoch. Ich fragte mich, wieso sie sich das Stück Papier überhaupt so genau inspizierte. Wollte sie nicht sowieso nur einen Kaffee trinken?
„Ja, ich werde wohl noch länger bleiben. Es gibt noch ein paar Dinge zu klären." Hoffentlich würden diese ‚Dinge' Reagan nicht in Gefahr bringen. Sie hatte Makro ans Messer geliefert. An ihrer Stelle würde ich erst mal untertauchen, bis die Lage sich wieder entspannte.
„Brauchst du Hilfe bei diesen Dingen? Ich könnte dich begleiten", bot ich meine Unterstützung an.
„Ich brauche keinen Bodyguard, Ella. Makro tut keinem weh." Da war sie wohl noch nicht auf dem neusten Stand. Im Gefängnis gab es keinen Zugang zu Nachrichten und da sie erst seit knapp zwei Stunde auf freiem Fuß war, konnte sie davon nichts wissen.
„Es gab einen Anschlag auf eine Veteranenveranstaltung. Zwei Leute sind dabei ums Leben gekommen. Ich würde also behaupten Makro ist durchaus gewillt Gewalt anzuwenden", warnte ich eindringlich. Reagan musste erkennen, dass sie besser daran tat alle Brücken zu dieser Organisation augenblicklich einzureißen.
„Und wie kommen die Leute darauf, dass Makro dahintersteckt? Hat die Presse das behauptet?" Reagan fühlte sich angegriffen. Man konnte nicht erwarten, dass sie sich von jetzt auf gleich von Makro komplett distanzierte.
„Ampeln wurden gehackt und es kam zu mehreren Unfällen in der Nähe des Veranstaltungsgeländes. Man konnte die IP-Adressen der Angreifer ausfindig machen und sie dadurch festnehmen. Sie haben selbst zugegeben Teil von Makro zu sein."
„Schon mal daran gedacht, dass diese Leute lügen. Solche Idioten! Schaffen es nicht einmal ihre IP-Adresse zu verbergen. Als ob Makro sich mit denen abgibt." Selbst wenn sie logen, so war Makro zu einem Vorbild für jene Hacker geworden, die ohne moralischen Kompass handelten. Meiner Erfahrung nach war das nur der Anfang des schleichenden Prozesses der Radikalisierung. Viele Gruppierungen erlagen eines Tages den Extremsten ihrer Anhänger.
„Pass einfach auf dich auf, Reagan. Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache." Mit Diplomatie werde ich eher zu Reagan durchdringen, als weiter gegen sie und ihre Überzeugungen zu schießen. Bald schon wird sie sich selbst ein realistisches Bild von der Situation machen können und ich schätzte sie reflektiert genug ein, um das Fehlverhalten Makros zu erkennen.
„Du sorgst dich um mich. Süß."
„Das ist so lange süß, bis ich in irgendeiner Gasse deine zerkleinerten Leichenteile finde."
„Ganz schön düster", merkte sie an.
Unsere Unterhaltung wurde von der Bedienung unterbrochen, die wissen wollte, was wir trinken möchten. Sofort meldete sich Reagan zu Wort.
„Ich hätte gerne eine Zitronenlimonade und für meine Freundin einen Kaffee mit Mandelmilch und einem Schuss Zimt bitte." Anscheinend ging unsere Freundschaft schon so weit, dass sie ungefragt für mich mitbestellte.
„Woher weißt du denn, wie ich meinen Kaffee trinke?", wunderte ich mich, nachdem die Kellnerin samt unserer Bestellung zurück in die Küche eilte.
„Wir haben eine Woche lang zusammengewohnt, schon vergessen?" Schwer zu vergessen, aber mir war trotzdem nie aufgefallen, dass sie mich bei meiner Morgenroutine so aufmerksam beobachtete.
„Dir entgeht aber auch gar nichts." Reagan kicherte, dabei war meine Aussage nicht besonders witzig.
„Geht dir das nicht auch so, wenn du jemanden magst?" Für einen kurzen Moment war ich sprachlos. Wie meinte sie das? So richtig mögen? Wann immer Reagan versuchte über die wahre Tiefe unserer Beziehung zu reden, bekam ich Panik und versuchte dem Gespräch auszuweichen.
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Hacking a Heart
RomanceEllas Leben ist keine Liebesromanze, sondern ein Actionfilm. Sie ist eine der begabtesten Agenten der CIA. Tough. Loyal. Zielorientiert. Kein Wunder also, dass sie gemeinsam mit ihrem Partner Ryan auf eine wichtige Mission nach China geschickt wird...