Kapitel 20: Flaschendrehen

582 39 8
                                    

Ella


Schnell war klar die CIA nahm meine Drohung ernst. Es war Ryan der mich durch seine regelmäßigen Textnachrichten über die Schritte der Agency auf dem laufenden hielt. Innerhalb von zwei Tagen konnten die Agenten fünf weitere Chinesen festnehmen. Sie gaben zu vom Geheimdienst geschickt worden zu sein mit dem Auftrag Reagan zu töten.

Zwar ging die CIA davon aus, dass in Washington noch weit mehr dieser Auftragsmörder herumliefen, da man aber die Quelle des Übels beseitigen wollte, entschied man sich fortan auf eine neue Taktik zu setzen. Direkte Verhandlung mit dem chinesischen Geheimdienst. Das zog sich nun schon drei Tage hin und noch war kein Ende in Sicht.

„Hat Ryan geschrieben?", erfragte Reagan zum gefühlt hundertsten Mal.

„Ja, aber nur wieder das übliche. Die Chinesen wollen einen Beweis dafür, dass die geklauten Daten vernichtet sind, vorher werden sie ihre Leute nicht abziehen." Ein genervtes Stöhnen entwich meiner Mitbewohnerin. Sie war gereizt, gelangweilt und ungeduldig. Eine gefährliche Kombination.

Heute war Tag sechs unseres Aufenthalts im Safe Haus. Der sechste Tag an dem wir rein gar nichts zu tun hatten, außer unseren eigenen Gedanken zu horchen. Das ging schon an die Substanz. Wenn man sich wenigstens irgendwie beschäftigen könnte, aber dieses Haus war auf Sicherheit ausgelegt, nicht auf Unterhaltung. Es gab keinen Fernseher, nur sehr eingeschränktes Internet und wenig verwunderlich keine Gesellschaftsspiele oder ähnliches.

Einmal versuchte Reagan etwas zu backen. Ich konnte nicht ausmachen, was es sein oder nach was es schmecken sollte, aber immerhin wusste ich nun, wie es sich anfühlen musste Asche zu essen. Irgendwie bedauernswert, dass die Küche der einzig vollausgestattete Raum war, wir allerdings zwei Frauen ohne jegliches Talent fürs Kochen oder Backen.

„Mir ist langweilig", nörgelte Reagan. Auch diesen Satz bekam ich nicht zum ersten Mal zu hören. Sie quengelte, wie ein kleines Kind und so wie sie gerade beleidigt auf das Sofa plumpste, könnte man tatsächlich meinen, dass sie knuffige fünf war. Dabei brachte sich Reagan selbst in diese missliche Lage. Statt ständig mit frustrierten Kommentaren um sich zu schmeißen, könnte sie ein klein bisschen mehr Dankbarkeit zeigen.

„Dann beschäftige dich", schlug ich desinteressiert vor.

„Irgendwelche Vorschläge, Schlaumeier?"

„Ich habe ein Besen in der Abstellkammer gesehen", ließ ich sie wissen. Das war mein persönliches Tageshighlight. Nach fast einer Woche immer noch Neues zu entdecken, war einfach unbeschreiblich aufregend.

„Du willst also, dass ich hier einmal durchfege?"

„Ja, wieso nicht. Hier hat sich einiges an Staub angesammelt."

„Kein Interesse. Weitere Vorschläge?"

„Ein zweiter Backversuch vielleicht? Jonglieren? Home-Workout? Sex?", listete ich fleißig Ideen auf. Der letzte Punkt ließ sie aufhorchen.

„Sex wäre jetzt schon ganz nett. Kannst du vielleicht eine der Einsatzuniformen anziehen? Das würde mich so richtig in Stimmung bringen", provozierte sie mich. Je langweiliger ihr war, desto mehr ging sie mir auf die Nerven.

„Sonst noch Wünsche?"

„Na, wenn du so fragst, sicher. Du fesselst mich ans Bett und dann ..." Reagan überlegte angestrengt. Mir fielen da ein paar kreative Dinge ein, die sich, gekleidet in einer Kampfuniform, anbieten würden.

„... dann tue ich so als wärst du ein böser Gangster, der bestraft werden müsste", ergänzte ich ihre fantasiereiche Vorstellung.

„Oh ja und diese Bestrafung wird was mit deiner Zunge und meiner Vagina zu tun haben. Ich glaube das wird gut", stieg sie weiter auf unsere imaginäre Sexgeschichte ein, die natürlich niemals Wirklichkeit werden wird.

Hacking a HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt