Kapitel 16: Über Gefühle reden

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Ella


Eigentlich sollte ich um diese Uhrzeit mit Joel auf der Coach sitzen. Wir würden über die Hochzeit reden und nebenher liefe ein Krimi, dem keiner so wirklich folgte. Ja, so sollte mein Abend aussehen, doch stattdessen befand ich mich mit Reagan auf ihrem Hotelzimmer und mein Verlobter wusste von nichts. Ich machte mir nicht einmal die Mühe ihm eine Lüge aufzutischen. Das verschob ich getrost auf später. Jetzt wollte ich nicht weiter an ihn denken, ich wollte nicht weiter ein schlechtes Gewissen haben, sondern einfach nur einen schönen Abend verbringen mit der einzigen Person, die das aktuell ermöglichte. Reagan.

Bevor wir hier einkehrten, besorgte ich Pizza und Pasta beim angrenzenden Italiener, während Reagan das nächste Kaufhaus aufsuchte, um Donuts zu kaufen. Bei den Donuts allein blieb es allerdings nicht, sie stattete offensichtlich auch der Spielzeugabteilung einen Besuch ab.

„Ein Puzzle?"

„Jep, wir schlagen uns die Bäuche voll und puzzeln. Was gibt es Perfekteres?" Ich denke auf Reagans Frage musste ich nicht eingehen. Sie wusste, dass mein Perfekt sehr weit weg von ihrem Perfekt war. „Es ist nur schade, dass wir nicht bei mir zu Hause sind", bedauerte sie, „Es würde dir bestimmt gefallen."

„Meinst du?" Aus unserer Zeit in Hera wusste ich, dass sie nicht die ordentlichste Person war. Wenn ihre Wohnung einem Schlachtfeld glich, wäre das nicht gerade eine Überraschung für mich.

„Ich habe einen Haufen nützlicher Gadgets entwickelt, auf die ihr CIA-Leute total abfahren würdet. Und wenn du erstmal mein Arbeitszimmer siehst, wird dir die Spucke wegbleiben. Ich bin extrem gut ausgestattet. Alles neuste Technik."

„Ich glaube ich wäre weniger von deiner Wohnung beeindruckt, sondern mehr von deiner Leidenschaft pausenlos über diesen Nerd-Kram zu schwärmen." Etwas, das ich zugegebenermaßen ziemlich liebenswert fand.

Wir machten uns keine Mühe den Tisch groß zu decken. Das wäre auch kaum möglich gewesen, da wir bis auf zwei Plastikgabeln kein Besteck hatten. Also setzten wir uns kurzerhand auf den Boden und verteilten sowohl das Essen als auch die Puzzleteile vor uns.

Mit Ekel beobachtete ich Reagan dabei, wie sie ihren Donut in die Sahnesoße der Nudeln tunkte und beherzt abbiss. Sie stand echt auf diese wilden Kombinationen. Widerlich.

„Versuch es auch mal", forderte sie mich auf.

„Ich passe." Reagan gab sich damit aber nicht zufrieden. Sie riss ein Stück ihres Donuts ab und legte ihn als Belag auf eines der Pizzastücke, welches sie mir anschließend hinhielt.

„Das kann nur mein perfektes Date werden, wenn du es wenigstens einmal versucht hast", überzeugte sie mich. Seufzend nahm ich ihr das Pizzastück aus der Hand.

Selbst dran schuld. Immerhin war ich es, die vorschlug mich für mein perfektes Date zu revanchieren. Ich probierte die Donut-Pizza und befand dieses kulinarische Geschmackserlebnis als nicht wiederholenswert.

„Das kannst du nicht ernsthaft gut finden."

„Du magst es nicht?" Sie klang etwas zu enttäuscht. Keine Ahnung welche Frauen sie in der Vergangenheit auf ihre komischen Essensdates einlud, aber wenn diese Frauen das für gut befanden, dann logen sie ganz offensichtlich.

„Nein, überraschenderweise mag ich es nicht." Beleidigt entriss mir Reagan das angebissene Pizzastück, belegte es mit dem Rest ihres Donuts und schob es sich genüsslich in den Mund.

„Das ist so lecker", rief sie mit vollem Mund aus.

„Du bist komisch." Komisch und zutiefst faszinierend. Genau wegen dieser Verrücktheiten ging sie mir nicht aus dem Kopf.

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