Kapitel 27: Beelzebub

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Reagan


„Ist dir das Wasser zu heiß?", erkundigte ich mich.

„Nein, die Temperatur ist perfekt, aber darf ich fragen, was das mit den Kerzen soll?" Ella musterte die Lavendelkerzen, die angezündet im Bad verteilt herumstanden. Ich hatte sie dort aufgestellt, nachdem ich uns Wasser für ein Schaumbad einlaufen ließ. Es war dunkel, lediglich die flackernden Flammen spendeten uns Licht, was die Szenerie romantisch wirken ließ.

Ella war keine Romantikerin, ich hingegen werde zu einer, sobald es bei mir konkreter mit einer Frau wird. Vielleicht sollte ich diesmal etwas bedachter mit meinem Hang zur Romantik umgehen. Nicht, dass ich Ella noch verschrecke.

„Findest du es nicht schön?"

„Doch, nur etwas ... kitschig. Das ist sonst nicht deine Art."

„Für meine Freundin mache ich auch kitschige Sachen. Gewöhn dich lieber dran." Ella, die im Gegensatz zu mir schon in der Badewanne lag, gab mir einen liebevollen Kuss.

„Komm rein", forderte sie mit einem klaren Hintergedanken. Ihre dunkler werdenden Augen verrieten sie. Noch hockte ich neben der Wanne und testete mit meiner Hand die Wassertemperatur, welche sich für meinen Geschmack etwas zu heiß anfühlte, aber wenn Ella damit zurechtkam, werde ich das wohl auch.

Behutsam wagte ich mich hinein. Glücklicherweise besaß ich eine geräumige Wanne in der locker zwei Personen gemeinsam Platz fanden. Ella lehnte mit dem Rücken am Wannenende, sodass ich den Platz vor ihr einnahm und ihren Oberkörper als meine Rückenlehne nutzte.

„Ich bin jetzt also deine Freundin?", bezog sich Ella auf meine Formulierung von eben.

„Passt dir das nicht?" Die Unterhaltung vorhin auf dem Heimweg ließ für mich nicht mehr viel Spielraum zu, was die Bezeichnung unseres Beziehungsstatus anbelangte.

„Es klingt noch etwas befremdlich, aber ich werde mich bald daran gewöhnt haben." Gedankenverloren streifte Ella mit ihren Fingern über meine Arme. Ich konzentrierte mich auf ihre Berührungen, was mich von der der Hitze des noch immer zu heißen Wassers ablenkte.

Minutenlang badeten wir gemeinsam im Stillen, während jeder so seinen Gedanken nachging.

„Bist du glücklich?", wollte ich irgendwann wissen.

„Mit dir?"

„Nein, eher generell. Bist du glücklich mit dir und deinem Leben?", spezifizierte ich die Frage. Ella stöhnte, weil sie abermals bedroht wurde von intimen Fragen, die sie zum Grübeln brachten. Sie wollte lediglich auf der Oberfläche schwimmen, aber nicht tauchen. Vielleicht war das stets ihre Angst. Dass sie nie wieder Luft bekäme, würde sie nur einmal wagen abzutauchen.

„Ich denke ich bin auf einem guten Weg glücklich zu sein. Mit dir zu sein macht mich unglaublich glücklich."

„Und ohne mich zu sein?"

„Ohne dich bin ich ein Feigling." Wie unpassend diese Worte aus dem Mund einer Agentin klangen, die schon unzählige Male ihr Leben auf einer Mission riskierte. Mut und Feigheit schlummerte in irgendeiner Weise in uns allen.

„Ich finde du machst dich inzwischen ganz gut. Als wir uns kennengelernt haben warst du viel verschlossener."

„Und wärst du und deine aufdringliche Art nicht gewesen wäre ich heute noch immer so. Du hast sehr beneidenswerte Wesenszüge an dir, weißt du das?"

„Etwa meine Aufdringlichkeit?" Dafür, dass sie mich um meine Wesenszüge beneidete, erwähnte sie auffällig häufig die Seiten an mir, die ihr nicht so in den Kram passten.

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