Ella
Schweigsam saßen meine ‚Frau' und ich am Esstisch und frühstückten. Die letzten Tage hatte ich mir nichts sehnlicher gewünscht als das. Konversationslos miteinander leben. Doch ausgerechnet heute vermisste ich Reagans ständiges Bedürfnis zu Reden. Diese erdrückende Stille zwischen uns fühlte sich unerträglich an.
Ja, die Situation gestern Abend war komisch, aber das Anschweigen machte es nur noch komischer. Es machte das Ganze bedeutsam genug, um nicht zur Normalität zurückzukehren und das gefiel mir ganz und gar nicht.
Schlecht gelaunt beobachtete ich Reagan dabei, wie sie Gregory Futter gab und ihn verhätschelte. Natürlich, mit ihm redete sie, aber mir konnte sie nicht einmal einen guten Morgen wünschen. Na super, jetzt war ich schon auf einen Hund eifersüchtig.
Mein Frust trieb mich so weit, dass ich meine Prinzipien über Bord warf und beschloss diesmal die Person zu sein, die ihr eine Unterhaltung aufzwang.
„Hast du gut geschlafen?" Reagan sah mich perplex an.
„Hast du gerade was gesagt oder habe ich mir das nur eingebildet?"
„Du bist nicht verrückt geworden. Ich habe dich angesprochen."
„Wow, was verschafft mir die Ehre?" Wieso war sie denn jetzt so eklig zu mir? Immerhin bemühte ich mich hier um Zusammenarbeit.
„Ich wollte bloß höflich sein." Ihr abfälliges Schnaufen zeigte mir, dass sie nicht viel von meiner Höflichkeit hielt.
„Seit wann?"
„Mach es mir bitte nicht so schwer", flehte ich, „Wenn das wegen gestern ist ..." Auffordernd musterte mich Reagan.
„Dann was?", hakte sie nach, weil ich mitten im Satz aufhörte zu reden. Einerseits wollte ich die Situation von gestern unter Schweigen begraben, andererseits musste ich uns irgendwie wieder zusammenbringen, denn ich brauchte Reagans Unterstützung.
„Also, wenn ich irgendwas getan oder gesagt habe, das dich verärgert hat, dann tut es mir leid", drückte ich es möglichst diplomatisch aus, doch offensichtlich wollte Reagan etwas anderes hören. Sie zog gequält ihre Augen zusammen. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ihre Reaktion kam.
„Du willst nicht über gestern reden, habe ich recht?" Ich werde wohl akzeptieren müssen, dass ihre Menschenkenntnisse gut genug waren, um mich auch jetzt wieder zu durchschauen.
Meine Antwort bestand aus einem einfachen Nicken und Reagan beließ es dabei. Sie tat mir den Gefallen und wir ignorierten den Elefanten im Raum, obwohl sie gerne offen über alles geredet hätte.
„Ich habe mir schon einige Gedanken über unserer Flucht gemacht", wechselte sie das Thema.
„Hast du?", wunderte ich mich. Sie machte sonst immer den Eindruck, als wäre ihr vollkommen egal ob wir in Hera versauerten.
„Als erstes checken wir den Wachturm aus. Das sollten wir dank Gregory ohne Probleme hinbekommen. Wir können dort herumschleichen unter dem Vorwand Gassi zu gehen. Der nächste Schritt wird das Lahmlegen der Kameras sein. Bisher konnte ich einige interessante Beobachtungen machen. Die Kameras in den neueren Häusern lassen sich unabhängig voneinander ansteuern. Allerdings werden in den älteren Gebäuden, wie der Kirche oder den Verteidigungseinrichtungen, Kamerasysteme eingesetzt, die seriell miteinander verbunden und noch dazu verkabelt sind. Das heißt durchtrennen wir das Kabel, legen wir alle Kameras eines Systems beziehungsweise eines Gebäudes lahm. Die Sache mit den Kameras übernehme ich gerne, aber um an die Funkgeräte zu kommen, müssen wir auch die Wachmänner überwältigen. Das wird dein Job sein. Bekommst du das hin?"
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Hacking a Heart
RomanceEllas Leben ist keine Liebesromanze, sondern ein Actionfilm. Sie ist eine der begabtesten Agenten der CIA. Tough. Loyal. Zielorientiert. Kein Wunder also, dass sie gemeinsam mit ihrem Partner Ryan auf eine wichtige Mission nach China geschickt wird...