Kapitel 33: Wenn Liebe dich quält

307 24 6
                                    

Reagan


„Ich gehe nicht", bestimmte ich mit fester Stimme. Ella sah mich an als hätte ich sie nicht mehr alle.

„Die werden dich wegsperren. Du hast die Agency ausspioniert, denen liegt also viel daran, dich für sehr lange Zeit hinter Gittern zu sehen", redete sie alarmierend auf mich ein.

„Ich stelle mich", erwiderte ich schlicht und hielt Ella offen meine Handgelenke hin mit der stillen Aufforderung mich festzunehmen. Noch war sie allerdings nicht bereit dazu.

„Bitte geh. Ich halte sie hin und -„

„Nein. Es ist okay. Ich übernehme die volle Verantwortung für das, was ich getan habe", blieb ich stur. Ella erkannte, dass ich mich entschieden hatte. Sie gab auf. Mit einem kaum merklichen Kopfschütteln stand sie mir gelähmt gegenüber.

Ich verlangte Grausames von ihr, doch es war nun mal ihr Job. Sie konnte es sich nicht leisten mich laufen zu lassen. Ich werde nicht zulassen, dass man sie unehrenhaft aus dem Dienst entließ. Das war ich nicht wert. Wenn etwas Zeit vergangen und die Wunden geheilt waren, wird Ella erkennen, dass ich ihr einen Gefallen tat.

Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie sich wieder fing. Schweren Herzens holte sie Handschellen aus einer Schublade, legte sie mir an und trug mir emotionslos meine Rechte vor. Das waren ihre letzten Worte an mich.

Das weitere Vorgehen erfolgte unter dem Mantel des Schweigens. Wir fuhren mit ihrem Wagen zur CIA-Basis und sie übergab mich dort irgendwelchen anderen CIA-Mitarbeitern.

Bekümmert sah ich ihr hinterher. Egal wie penetrant die anderen Herren auf mich einredeten oder wie schamlos sie mich auf Waffen abtasteten, ich hatte nur Augen für Ella. Vielleicht wird es das Letzte mal sein, dass ich sie zu Gesicht bekam. An einer Bürotür wurde sie von einem älteren Asiaten abgefangen, wenig später verschwanden beide in einem der Gänge.


Man ließ mich Ewigkeiten in irgendeinem dunklen Verhörraum warten. Ich hatte das Gefühl es waren mehrere Stunden, aber so genau konnte ich es nicht sagen. Sie nahmen mir alles ab, was ich bei mir trug. Handy, Uhr, Schlüssel. Ich sollte mich wohl glücklich schätzen, dass ich meine Kleidung anbehalten durfte.

Der Raum war stickig und langsam bekam ich Durst, doch Wasser stellte man mir keines zur Verfügung. Das Zimmer war überschaubar eingerichtet. Es gab bloß einen kleinen Holztisch und zwei mittelmäßig gemütliche Stühle. An der Denke hing außerdem eine kleine Kamera, die mich vermutlich die ganze Zeit über aufzeichnete.

Vielleicht erhofften sie sich mich durch die Warterei weichzukochen. Ob diese Methode tatsächlich funktionierte? Wer wäre denn so dumm und würde aus reiner Ungeduld gestehen? Dieses Hinhalten empfand ich eher als Zeitverschwendung.

Müde blickte ich nach rechts, wo ich mein Spiegelbild auf der schwarzen Glaswand beobachtete. Das wohl spannendste in diesem ganzen Raum. Verdammt, sah ich fertig aus. Meine Haare schwangen sich wild und ungebändigt um meine Schultern und die Augen fielen mir fast zu. Kein Wunder, es musste inzwischen mitten in der Nacht sein.

Ob jemand hinter der Spiegelwand stand? Vielleicht Ella ...

Meine Gedanken an Ella bekamen keinen Raum sich weiter zu entfalten, da just in diesem Moment der Asiate reinkam, den ich bei meiner Ankunft schon sah. Vermutlich war das Ellas Vorgesetzter und gleichzeitig die Person, der man am ehesten zumutete, Infos aus mir herauszukitzeln.

„Hallo Miss Sousa", grüßte er mich kalt. Ich erwiderte nichts. Mir war bewusst welche Verhörtaktiken es gab, aber die meisten davon könnte ich abschmettern. Solange ich nichts sage, würden sie nichts gegen mich in der Hand haben.

Hacking a HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt