Kapitel 3: Eiseskälte

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Ella


Was Ryan mit dem schlaksigen jungen Mann, den er verfolgte, anstellte, sah schmerzhaft aus. Dem Typen lief Blut über die rechte Schläfe. Außerdem hielt er sich den Arm. Und da beschwerte man sich bei mir, ich sei nicht sanft genug.

„Nur zwei von zehn erwischt und dann stecken wir auch noch hier fest ohne Kontakt zu Dan. Ein bescheidenes Ergebnis", fasste ich nüchtern zusammen.

Ryan kramte sich wütend durch die Dokumente, die verstreut auf den Tischen im Kontrollraum lagen. Er war auf der Suche nach irgendwelchen Hinweisen zu einem geheimen Ausgang.

Währenddessen hielt ich unsere zwei Gefangenen im Auge. Der Dürre kauerte wie ein Häufchen Elend auf einem Stuhl und wagte es nicht einmal mich anzuschauen. Eben war er noch mutig vor uns weggerannt, doch Ryans Schläge mussten ihm jedes Selbstbewusstsein geraubt haben.

Die dunkelhaarige Frau hingegen übertrieb es mit ihrer Selbstsicherheit. Sie beäugte mich die ganze Zeit über mit einem siegessicheren Grinsen. Was auch immer Makros Plan war, er war gerade dabei aufzugehen.

„Hast du was gefunden, Charlie?" Wie erwartet verneinte er. Makro wollte nicht, dass wir hier rauskommen. Doch was wollten sie dann? Unseren Tod? Das konnte ich mir nicht vorstellen. Ihr Geschäft waren Informationen, aber niemals fügten sie einem Menschen dabei physischen Schaden zu.

„Das ist ein Gebäude des Militärs. Hier muss es irgendwo einen versteckten Ausgang geben, der nicht auf den Plänen eingezeichnet ist," vermutete Ryan.

„Sollen wir uns aufteilen und suchen?" Mein Partner nickte. Viel mehr konnten wir momentan sowieso nicht tun. „Was machen wir mit den beiden?" Ich deutete auf unsere zwei Gefangenen.

„Nimm du die Frau. Ich kümmere mich um den Kollegen." Ryan zerrte den Mann vom Stuhl herunter und verdrehte ihm dabei das Handgelenk. Ein Schmerzensschrei entwich ihm.

„Nimm ihn nicht zu hart ran." Vorwurfsvoll sah ich Ryan an. Wenn ihn etwas frustrierte, übertrieb er es etwas mit seiner groben Art. Ich glaube der arme Kerl bereute jetzt schon an dieser Aktion beteiligt zu sein. Kein Grund, dass Ryan ihm noch mehr unnötige Schmerzen zufügte.


Die Frau und ich nahmen uns die Nord- und Westseite der Lagerhalle vor, um dort einen Ausgang zu suchen. Eine gute Stunde lang spazierten wir durch die Gänge, durchforsteten alle Räume und suchten die Wände ab. Wäre es nötig gewesen hätte ich das Ganze auch noch weitere fünf Stunden gemacht, aber dem war nicht so.

„Auch wenn es echt spaßig ist dir dabei zuzuschauen, wie du verzweifelt nach einem Weg hier raussuchst, muss ich gestehen, dass ich da einen Schleichweg kenne. Wenn du magst, zeig ich ihn dir," offenbarte meine Begleiterin. Natürlich führte sie mich an der Nase herum. Dieses verdammte Miststück.

„Warum wundert mich das nicht?"

„Weil du mir ganz offensichtlich nicht traust, was ich wirklich schade finde. Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass wir Freunde sind." Das wagte ich doch sehr zu bezweifeln. Wenn wir hier erst einmal raus sind, könnte es eventuell passieren, dass ich ihr ganz aus Versehen eine Kugel in ihren hübschen Schädel verpasse.

„Zeig mir einfach den Ausgang", fauchte ich ungeduldig.

„Wie wäre ein bitte?" Beeindrucken, wie sie es innerhalb weniger Stunden schaffte, die anstrengendste Person zu sein, die ich je kennenlernen durfte und das, obwohl wir bisher keine fünf Sätze miteinander wechselten.

„Kein Bitte und auch kein Kaffee mit Karamell, was übrigens ziemlich widerlich ist."

„Ich lasse mir ja einiges gefallen, aber dass du meinen Karamell schlecht redest, geht echt zu weit. Weißt du was? Ich kündige hiermit unsere Freundschaft." Ruhig bleiben, Ella. Nicht schießen. Nicht jetzt. Erst muss sie mich hier raus führen.

Hacking a HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt