Reagan
Heute war unser letzter gemeinsamer Tag. Morgen schon wird Ella in Washington erwartet zur Wiedereingliederung in ihr altes Team. Ich werde sie vermissen. Daran werden auch die Telefonate nichts ändern, die wir uns fest vorgenommen haben jeden Tag zu führen.
Meine kleine Cousine Lina kam aufgeregt auf mich zu gestürmt, gefolgt von Ella, die von dem kleinen Mädchen durch die Wohnung geführt wurde. Lina machte das ständig, wenn sie neue Menschen kennenlernte. Egal wo wir waren, sie machte mit den Leuten eine Besichtigungstour der Räumlichkeit. In diesem Fall war es Moms Wohnung, die Ella natürlich schon kannte, aber durch den Blickwinkel eines Kindes erfuhr man ganz neue Dinge.
Meine Mutter war momentan auf dem Polizeirevier, ihre Aussage bezüglich der Entführung tätigen. Währenddessen passten wir also auf Lina auf. Ich verbrachte gerne Zeit mit der Kleinen, aber ich hoffte, dass Ella und ich wenigstens heute Abend ein wenig Zweisamkeit genießen konnten. An unserem letzten Abend ...
„Hilf mir ein Geheimversteck zu bauen, Rea!", schrie sie ganz aufgeregt, dabei zeigten sich ihre niedlichen Zahnlücken.
„Hilft Ella auch?", wollte ich wissen.
„Klar, sie macht das Dach und du die Wände."
„Und was machst du?"
„Ich suche Material für euch", rief sie stolz. Dann war sie auch schon wieder weg. Die Kleine war flink. Ich schätze sie rannte Richtung Schlafzimmer, um jegliche Decken und Kissen, die sie finden konnte zu uns zu bringen. Und wehe wir würden dann kein super cooles und kreatives Geheimversteck für sie bauen.
„Lass uns die Tische und Stühle zusammenstellen." Ella sah mich kurz irritiert an, dann aber fiel der Groschen bei ihr.
„Oh, ich dachte sie möchte ein Baumhaus bauen." Ein Baumhaus wäre nichts für meine Cousine. In der Hinsicht war Lina mir ähnlich. Wir waren keine sonderlich naturverbundenen Menschen. Meine Teenagerjahre verbrachte ich viel lieber vor dem Computer als draußen etwas an der frischen Luft zu unternehmen. Ja, ich weiß, Schande über mein Haupt.
„Du kannst gut mit Kindern. Hätte ich gar nicht erwartet", sprach ich Ella auf ihren recht passablen Umgang mit Lina an. Ich meine, sie brachte die Sechsjährige nicht zum Weinen. Das würde ich schon als Erfolg verbuchen.
„Findest du? Ich fühle mich etwas überfordert. Kinder sind mir suspekt." Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Irgendwie süß.
„Wieso sind sie dir suspekt?"
„Sie stellen dumme Fragen und ich weiß nie, ob sie das ernst meinen oder bloß sarkastisch sind." Oh man, mit dem Mindset wird die Rolle der Mutter für sie eine nicht zu unterschätzende Herausforderung.
„Es sind Kinder, die stellen andauernd Fragen, weil sie noch nichts von der Welt wissen. Glaub mir die werden erst sarkastisch, wenn sie in die Pubertät kommen." Nicht wirklich überzeugt, runzelte Ella die Stirn.
„Sollten wir jemals in den Genuss kommen, Kinder zu haben, musst du sie erziehen."
„Dann musst du aber damit leben, dass sie zu Nerds werden." Ella schien sehr gut damit leben zu können, denn sie lächelte zufrieden.
Lina kam wieder zu uns gestoßen, wie versprochen mit dem nötigen Baumaterial. Ella und ich machten uns daran die Decken und Kissen so zu platzieren, dass ein möglichst großer, abgedunkelter Raum entstand, dessen Pfeiler Sessel, Stühle und der Couchtisch waren. Die Konstruktion wirkte von außen wie das reinste Chaos, aber das entscheidende Kriterium, nämlich die Fähigkeit ein Geheimversteck zu sein, erfüllte es. Lina zeigte sich begeistert.
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Hacking a Heart
RomanceEllas Leben ist keine Liebesromanze, sondern ein Actionfilm. Sie ist eine der begabtesten Agenten der CIA. Tough. Loyal. Zielorientiert. Kein Wunder also, dass sie gemeinsam mit ihrem Partner Ryan auf eine wichtige Mission nach China geschickt wird...