Kapitel 12: Home Sweet Home

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Ella


Ein paar Stunden nachdem Reagan in die Obhut der CIA gebracht wurde, holte man auch mich aus meinem Verließ. Ich lag wach im Bett und starrte die Decke an, als mir unbekannte Wachen mich mitnahmen. Man brachte mich nach draußen. Es war dunkel, mitten in der Nacht, aber die Lichter eines Helikopters erleuchteten den Vorhof des Geländes.

Eine breite, männliche Gestalt näherte sich uns, aus Richtung des Fluggefährtes kommend. Erst als die Person den Lichtstrahl verdeckte, der mich blendete, erkannte ich, dass es Ryan war.

Ohne auch nur nachzudenken, stürmte ich auf ihn zu und schlang meine Arme um ihn. Ich war nie froher ihn zu sehen.

„Du lebst!", rief ich erleichtert aus.

„Du auch, was noch viel erstaunlicher ist", freute sich mein Partner.

Für den Moment kostete ich unsere Umarmung aus, die wahren Seltenheitswert hatte, doch gerade brauchte ich das. Noch nie war ich so erschöpf von einer Mission. Die letzten zwei Wochen hatten mich körperlich, aber vor allem mental ausgelaugt. Alles was ich jetzt wollte, war Ruhe und Sicherheit.

Der Helikopter flog uns zum nächsten Flughafen, wo uns eine Maschine des Militärs aufsammelte, die uns zurück nach Washington brachte. Ryan besorgte mir noch etwas zu essen, wofür ich ihm äußerst dankbar war, denn die Portionen, die man als Gefangene des chinesischen Geheimdienstes bekam, fielen bescheiden aus.

Zwar gab es noch einiges, was ich Ryan hätte fragen wollen, aber mein Körper war der Meinung, dass Schlaf jetzt wichtiger sei. Und so verschob sich das klärende Gespräch mit ihm um circa sechs Stunde.


„Wie bist du aus der Lagerhalle entkommen?", wollte ich wissen. Nach den paar angenehmen Stunden Schlaf fühlte ich mich tatsächlich gut ausgeruht.

„Dieser Hacker, der bei mir war, hat mir den Weg raus gezeigt. Ich nehme mal an bei dir war es ähnlich?" Ich nickte. Jetzt wo ich daran zurückdachte, fiel mir auf, dass ich noch immer nicht wusste, wieso Makro all das inszenierte. Reagan hatte dazu immer geschwiegen und später überwogen andere Themen unsere Gespräche.

„Nach der Explosion bin ich zurück zu unserem Flugzeug, um mit Dan Verstärkung anzufordern, aber wir haben Stunden gebraucht, bis unsere Systeme endlich wieder liefen. Als dann endlich Unterstützung vor Ort war, haben wir tagelang nach euch gesucht, aber fokussiert haben wir unsere Suche auf die Lagerhalle und die unmittelbare Umgebung. Wir sind davon ausgegangen, dass du entweder bei der Explosion oder bei der Lawine ums Leben gekommen bist. Eigentlich dachten wir nur noch eure Leichname zu finden."

Ryan machte einen bedrückten Eindruck als er davon berichtete. Zu denken, dass der Partner auf einer Mission sein Leben ließ, war schrecklich. Mir ging es ähnlich, mit dem Unterschied, dass Reagan mir versicherte Ryan sei nichts zugestoßen. Das gab mir stets Hoffnung.

„Wie habt ihr uns dann gefunden?"

„Ehm ... du hast uns doch eine Mail geschickt." Verwundert schaute Ryan mich an. Oh, das war dann wohl Reagans Nachricht, die sie in meinem Namen an die CIA verschickte. Keine Ahnung, ob ich von ihren Fähigkeiten beeindruckt oder beängstigt sein sollte. So oder so hatte sie mehr auf dem Kasten als ich anfangs dachte.

„Reagan hat diese Mail verschickt. Sie hat die Chinesen irgendwie dazu gebracht ihr Zugang zu einem Computer zu geben", rechtfertigte ich meine Unwissenheit.

„Wow, die Kleine ist echt begabt. Wirklich Schade, dass die talentierten Hacker immer für die Bösen arbeiten."

„Was passiert jetzt eigentlich mit ihr?" Ich versuchte meine Frage möglichst beiläufig zu stellen. Ryan durfte auf keinen Fall merken, wie wichtig mir diese Frau inzwischen war. Das wäre mehr als nur peinlich für meinen sonst so professionellen Ruf.

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