Kapitel 24: San Francisco

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Reagan


„Danke Mom, aber du weißt das wäre nicht nötig gewesen. Morgen wird mein Hausarrest aufgehoben", erinnerte ich sie. Alle zwei Tage kam sie vorbei, um mir Essen zu bringen oder einfach nur zum Quatschen. Sie hatte jede Menge redebedarf, weil sie sich ungemein sorgte. Welche Mutter würde das nicht, wenn die Tochter von der CIA Hausarrest auferlegt bekam, weil sie andere Regierungen hackte.

„Ich komme dich gerne besuchen, Rea. Du bist da doch nicht anders", merkte sie mit ihrem noch immer vorhandenen portugiesischen Akzent an. Selbst nach all den Jahren, die sie hier lebte, war er noch nicht ganz verschwunden.

Sie hatte nicht unrecht, sonst war ich es die sie regelmäßig besuchte. Mom wohnte nur einen Block weiter, also kam ich oft nach der Arbeit zum gemeinsamen Abendessen vorbei. Ich leistete ihr gerne Gesellschaft, vor allem, weil sie als alleinstehende Frau froh war, um jeden Besucher, den sie willkommen heißen konnte.

„Wie geht es dir, Schatz?", erkundigte sie sich routinemäßig. Wie jedes Mal antwortete ich ihr dasselbe.

„Mir geht's gut. Mach dir bitte keine Sorgen."

„Hast du dich um einen neuen Job gekümmert?" Man könnte meinen sie hielt mich noch immer für das unselbstständige, sechzehnjährige Mädchen, das ich einmal war.

„Morgen kaufe ich mir einen neuen Laptop und dann kümmere ich mich um einen Job. Du weißt doch wie einfach es für mich ist etwas zu finden. Ich habe gute Referenzen." Auf dem Papier sah alles hervorragend aus, kritischer könnte es allerdings werden, wenn man mich fragen würde, wieso mein letzter Arbeitgeber mich feuerte. Weil ich in China für Makro illegalen Machenschaften nachging und nicht rechtzeitig in den Staaten war, um zur Arbeit zu erscheinen, klang mir nach keiner guten Antwort.

„Und halt dich bloß von Mikro fern. Verstanden, Rea?" Ermahnend hob sie den Zeigefinger. Ungefähr so sah sie aus als sie mir früher immer verbot Schokolade zu essen. War ne schwere Zeit.

„Makro. Sie heißen Makro, Mom."

„Mikro, Makro. Mir egal. Hauptsache die lassen dich in Ruhe." Ja, das wäre zu schön, aber leider machten diese Arschlöcher mir mehr Stress denn je.

Meine Mutter blieb noch den ganzen Nachmittag über und zeigte mir, wie sie ihre berühmt berüchtigte Caldo verde Suppe zubereitete. Sie hatte mir dutzende von Kochstunden gegeben und doch war ich noch immer eine miserable Köchin. Ich glaube ich gehörte zu den Menschen, die entweder eine Sache richtig gut beherrschten oder so gar nicht. Wobei die so-gar-nicht-Fraktion eindeutig den größeren Teil ausmachte.


Zwar hatte ich meiner Mom versprochen mich um einen Job zu kümmern, aber den ersten Tag in Freiheit wollte ich genießen. Außerdem war es momentan nicht meine Priorität eine neue Arbeitsstelle zu suchen. Ersparnisse hatte ich genug zur Seite gelegt, um für ein paar Wochen über die Runden zu kommen.

Im Elektrogeschäft meines Vertrauens deckte ich mich mit dem nötigen Equipment ein, um meine nächste und letzte Mission für Makro anzugehen. Die Durchleuchtung der CIA.

Nachdem Computer und Bildschirme eingerichtet waren und mein Arbeitszimmer zumindest in Ansätzen meinem vorherigem glich, spazierte ich durch den Stadtpark. Da es unter der Woche war, tummelten sich nicht so viele Leute hier. Es war deutlich milder als noch vor einem Monat. Ein paar Mal blinzelte die Sonne durch die Wolkendecke und wärmte meinen Kopf.

Ehrlich gesagt wusste ich noch immer nicht, wie ich das Ausspionieren angehen sollte. Wenn Ella nicht mal mehr bei der CIA arbeitete, würde es extrem schwer werden an irgendwelche Informationen heranzukommen. Insgeheim hoffte ich genau das wäre der Fall und Walker würde erkennen, dass ich diesen Auftrag, nur aufgrund meines guten Drahts zu einer Ex-Agentin, nicht erfüllen könnte.

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