Kapitel 15: Das perfekte Date

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Ella


„Was hat die Serviette nur was ich nicht habe." Erschrocken fuhr ich hoch. Joel stand in der Küche. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich nicht einmal hörte, wie er nach Hause kam.

„Was meinst du?" Er deutete auf das zerfledderte Stück Stoff, das vor mir auf dem Tisch lag.

„Du starrst die Serviette schon seit mindestens ..." Kurz hielt er inne, um auf seine Armbanduhr zu schauen. „... zwei Minute an." Shit! So lange stand er da schon?

Mit einem Schulterzucken gab ich ihm zu verstehen, dass es nichts Besonderes mit meinem Verhalten auf sich hatte. Ich warf die Serviette kurzerhand weg mit der Gewissheit, dass ich sie wieder aus dem Müll fischen würde, sobald Joel außer Sichtweite war. Denn auf dieser Serviette notierte Reagan vor einer Woche ihre Handynummer.

Zwar hatte ich bisher keinen Gebrauch von der Nummer gemacht und hatte auch nicht vor es zu tun, aber ich brachte es ebenso wenig über mich sie wegzuschmeißen.

Den Abend, den wir gemeinsam in der Bar verbrachten, werde ich so schnell nicht vergessen, genauso wenig wie die Menge an Selbstbeherrschung, die es mich kostete, sie nicht zu küssen. Und ich ahnte schon, dass ich mich ein zweites Mal nicht zurückhalten könnte.

Also hielt ich mich von ihr fern. Es ging nicht anders. Ich hatte nun mal Joel. Eine echte Beziehung mit gemeinsamer Wohnung, ambitionierten Zukunftsplänen und Stabilität. Das musste mir jetzt mehr wert sein als meine Anziehung zu einer hübschen Südländerin, die höchstwahrscheinlich nur mit mir spielte. Ja, vermutlich war es für sie bloß ein kleiner Flirt mit einer CIA-Agentin von dem sie all ihren Makro Freunden erzählte, die sich köstlich darüber amüsierten.

„Bist du aufgeregt? Nächste Woche ist der große Tag", fragte Joel interessiert nach. Er freute sich ungemein. Meine tagelange Abwesenheit war inzwischen vergeben und vergessen, was vermutlich auch daran lag, dass sich mein Fokus in den letzten sieben Tage ganz auf unserer Hochzeit richtete. Wenn ich nicht arbeitete, vertiefte ich mich in den Vorbereitungen, um Reagan aus dem Kopf zu bekommen. Im Großen und Ganzen funktionierte das gut, aber wenn ich am Ende eines anstrengenden Tages im Bett lag, war es doch wieder sie an die ich dachte. Sie war jedes Mal der letzte Gedanke, bevor ich einschlief.

„Ich bin nicht wirklich aufgeregt. Ich freue mich." Die Familie wird da sein, es wird leckeres Essen und Hochzeitsgeschenke geben. Könnte schlimmer sein, nicht wahr?

„Ich kann's auch kaum erwarten. Wer hätte gedacht, dass ich eines Tages eine so schöne Frau abbekomme."

„Ich ebenso ... also einen schönen Mann natürlich. Ich bekomme einen schönen Mann ... keine schöne Frau" Joel lachte mich, aufgrund des unnötigen Gestotters, schadenfroh aus.

„Mir war klar, wie es gemeint war. Kein Grund panisch zu werden." Ja, ihm war das klar, bei meiner Wenigkeit war ich mir da nicht so sicher.


Es traf sich gut, dass ich an diesem Abend für die Kleid Anprobe meine Eltern besuchte. Meine Mutter kannte eine gute Schneiderin, die sie mir unbedingt vorstellen wollte. Somit würde ich mir nicht noch mehr Blöße vor Joel geben.

Chloe war auch anwesend, allem Anschein nach jedoch uneingeladen. Mom rollte ständig mit den Augen, während meine Schwester von ihrem Blog oder dem Typen, den sie neuerdings traf, erzählte. Mein Dad hatte es geschickter angestellt. Er spähte heimlich ins Wohnzimmer, erblickte die Frauenrunde und verschwand noch bevor Chloe oder Mom ihn sehen konnten.

„Das Kleid steht dir ausgezeichnet", merkte meine Mutter an, die verzweifelt versuchte die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf mich zu lenken, um Chloe zum Schweigen zu bringen.

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