Kapitel 37: Ein letztes Mal als Team (Teil 1)

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Reagan


„Sitzt das Mikro?"

„Es ist ein bisschen groß", beschwerte ich mich während ich das kleine Stück Technik in meinem Ohr verzweifelt versuchte in eine angenehme Position zu bringen. Es half auch nicht, dass meine verschwitzen Hände ständig an dem Aluminiumgehäuse abrutschten.

Shit, ich war echt nervös. Wie schaffte es Ella so ruhig zu sein? Sie saß neben mir im Taxi und schrieb schon die ganze Zeit Nachrichten auf ihrem Diensthandy.

Da wir auf eine Spendengala gingen, mussten wir uns natürlich entsprechend kleiden. Ich entschied mich für einen schwarzen Jumpsuit und Ella trug ein rotes Kleid, dass ihr bis zu den Knöcheln reichte, damit sie an ihrem Bein eine Pistole verstecken konnte.

Sie wirkte so autoritär, trotz ihrer femininen Ausstrahlung. Stark geschminkt und die Haare hochgesteckt, aber niemand würde sie für ein hübsches Püppchen halten. Nein, sie hatte etwas Einschüchterndes, etwas Gefährliches. Ich hoffte Walker würde ihre Aura nicht zu sehr abschrecken, denn unser Ziel war es ihm Ella schmackhaft zu machen.

Es war nicht schwer meinen alten Freund um eine Einladung zu bitten. Er wartete sowieso noch auf weitere Informationen von mir und ich behauptete sie ihm heute Abend zu geben. Allerdings hatte er keinen blassen Schimmer, dass Ella meine Begleitung für den Abend war. Wir hatten uns eine Story zurechtgelegt mit der nicht nur Walker, sondern ganz Makro reingelegt werden sollte.

„Zeig mal her." Nun drehte Ella an dem Mikrofon herum, aber auch sie musste einsehen, dass dieses Teil total unförmig war.

„Nicht mal das bekommt der amerikanische Auslandsgeheimdienst hin. Was für ein Saftladen."

„Du hast einfach eine merkwürdige Ohrform", verteidigte Ella ihren Arbeitgeber.

„Entschuldige meine Individualität." Motzig schlug ich ihre Hand weg. „Willst du mir das Ding ins Gehirn rammen?"

„Ich will nicht auffliegen, weil dir das Mikro aus dem Ohr fällt. Wie erbärmlich wäre das denn?"

Die restliche Fahrt über versuchte ich weiterhin das Mikroproblem zu lösen. Kurz bevor wir bei der Festhalle im Stadtzentrum ankamen, gelang es mir endlich das Ding in meiner Ohrmuschel zu fixieren. Wir testeten die Funktionen noch schnell durch. Nicht nur Ella konnte so mit mir kommunizieren, auch ihren Partner Ryan und den Techniker hörte ich mit uns reden.

Das Aufgebot der CIA war groß, das des FBIs noch größer. Wir befanden uns in Washington und somit lag rein rechtlich gesehen diese Mission nicht im Aufgabenbereich der CIA. Aufgrund der Vorgeschichte einigte sich aber beide Parteien darauf zusammenzuarbeiten. Ella und ich waren die glücklichen Personen, die den Einsatzkräften die Hacker auf dem Silbertablett präsentieren sollten. Wir mussten da rein und unser Leben riskieren, der gut ausgerüstete Rest wartete draußen auf unser Kommando, um das Gebäude später zu stürmen.

„Wieso ist Walker auf dieser Veranstaltung?", wollte Ella wissen. Wir spazierten zum Eingang der hell erleuchteten Festhalle. Es blendete einen fast schon, so kontrastreich wirkte das gewaltige Gebäude im Vergleich zur dunklen Nacht. Hunderte reicher, einflussreicher Menschen trudelten langsam Richtung Bauwerk. Es wird nicht leicht werden Walker dort drin zu finden.

„Soweit ich weiß, sind ein paar einflussreiche Politiker eingeladen. Der Gouverneur wird eine Rede halten, genauso irgendwelche Lobbyvertreter. Walker braucht gute Kontakte zu diesen Leuten, ansonsten verliert er Makro. Sein Einfluss ist massiv gesunken, seit immer mehr Extremisten im Namen der Gruppe töten."

„Am liebsten würde ich gleich alle Gäste auf dieser Gala festnehmen. Jeder von denen hat Dreck am Stecken." Ihr Arbeitseinsatz war beneidenswert. Apropos Arbeit, ich hätte mich heute vielleicht krankmelden sollen. Scheiße! Mein neuer Arbeitgeber wird mich vermutlich direkt wieder kündigen.

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