Sarina
Ich habe nicht gewusst, dass Laurian auch einen Vortrag halten muss und schaue überrascht, wie er sich erhebt und mit langen Schritten auf das Podium zu steuert.
Man merkt, dass er sich gewohnt ist, vor Leuten zu stehen. Er hält seinen Vortrag recht kurz, streut die eine oder andere humorvolle Bemerkung ein und hält das Publikum mit seiner tiefen, angenehmen Stimme in Atem.
Als er seinen Bericht beendet hat, ertönt lauter Applaus, der deutlich länger dauert als bei seinen Vorrednern. Und auch die Fragen danach sind zahlreicher. Er beantwortet alle kompetent und geduldig, bis ein Journalist ihn fragt: "Ich habe noch eine Frage zu Ihrem Privatleben, Herr Artocin. Stimmt es, dass Sie mit einem Mann zusammenleben? Ich meine nur, da Sie heute mit einer attraktiven Frau den Kongress besuchen."
Laurian schaut ganz kurz irritiert, fängt sich aber sofort wieder und antwortet: "Ich bin sicher, dass sowohl Sie wie auch ich heute abend besseres zu tun haben, als über mein Privatleben zu debattieren. Aber in einem Punkt gebe ich Ihnen absolut recht: Meine Begleitung ist in der Tat ebenso charmant wie sympathisch."
Ein Raunen geht durch das Publikum und Laurian ergänzt: "Ich wünsche Ihnen nun allen einen schönen Abend, und geniessen Sie das vorzügliche Buffet dieses Hauses."
Er verlässt unter Applaus das Podium und setzt sich wieder zu mir, während er mit wütendem Blick sagt: "Es tut mir so leid, dass dieser Idiot von Journalist Sie in Verlegenheit gebracht hat." Ich antworte: "Ja, das war wirklich deplatziert, aber Sie haben die Situation äusserst charmant und souverän gerettet." Laurian bestätigt: "Ich war total angepisst, dass der mit dieser Frage kommt, ich musste mich so was von beherrschen, um einigermassen freundlich zu bleiben."
In diesem Moment tritt der Organisator zu uns und sagt: "Herr Artocin, es tut mir leid, dass dieser Journalist Sie so etwas vor versammelter Menge fragt. Ich habe ihm schon mitgeteilt, dass das überhaupt nicht geht, und ich werde seinem Chefredaktor ebenfalls eine Meldung diesbezüglich machen." Doch Laurian meint nur: "Machen Sie sich deswegen keinen Kopf, es ist schon vergessen." Erleichtert meint der Mann: "Dann geniessen Sie und Ihre charmante Begleitung jetzt hoffentlich auch noch unser exzellentes Buffet", und verabschiedet sich.
Wir bleiben aber nur noch so lange, bis wir unseren Magen einigermassen gefüllt haben und machen uns dann auf den Heimweg.
Als wir bei seinem Auto ankommen, fragt mich Laurian: "Darf ich Sie noch zu einem guten Glas Wein bei mir einladen?"
Laurian
Sarina schaut mich skeptisch an, und ich erahne, was ihr alles durch den Kopf geht. Sie hat einen verträumten Blick und beisst sich leicht auf die Unterlippe. Das erregt mich so, dass ich sie in meine Arme ziehe.
Sie schaut zweifelnd zu mir auf und meint: "Ich weiss nicht, Laurian, ob das eine gute Idee ist." Ich erwidere leise: "Ich war selten von einer Idee so überzeugt wie von dieser", und senke langsam meinen Kopf, bis unsere Lippen sich berühren. Ein warmes Gefühl durchströmt meinen ganzen Körper, und Sarina ergeht es nicht anders, sie legt ihre Arme um meinen Hals und erwidert den Kuss leidenschaftlich. Als wir uns wieder voneinander lösen, konstatiere ich schmunzelnd: "Das war dann wohl ein 'Ja'." Statt einer Antwort gibt mir Sarina noch einmal einen gefühlvollen Kuss.
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Die Uhr des Dr. Artocin
RomanceEigentlich wollte sich Sarina nur eine schöne Uhr kaufen, doch dabei trifft sie auf den charismatischen Laurian Artocin, der sie nicht nur fasziniert, sondern auch aus ihrer Komfortzone lockt.