Teil 10

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Laurian

Ich freue mich wirklich wie ein kleines Kind auf das Treffen mit Sarina, konnte gestern lange nicht einschlafen und habe mich heute schon zweimal umgezogen, um ja passend gekleidet zu sein. Nicht zu elegant, aber auch nicht zu salopp. Ich trage nun einen grün-grau melierten Rollkragenpullover, der gut zu meinen Augen passt, eine elegante dunkelgraue Wildlederjacke und eine massgeschneiderte Jeans, die meine sportliche Figur vorteilhaft zur Geltung bringt.

Ich bin eine Viertelstunde zu früh bei Sarina und warte im Auto, bis sie vor die Türe tritt. Sie trägt eine enge weisse Jeans und dazu einen hellblauen Strickpullover, die helle Jacke hat sie sich über die Schultern gelegt, und ihr Haar ist im Nacken locker zusammengebunden. Ein dezentes Make-up vervollständigt den perfekten Look. Ich bin einmal mehr beeindruckt von ihrer Natürlichkeit und könnte sie noch stundenlang so betrachten.

Doch ich steige aus, schliesse sie in meine Arme und atme den Duft ihrer frisch gewaschenen Haare ein.

Sarina

Wir sind schon eine ganze Weile unterwegs und finden immer wieder neue Gesprächsthemen. Es ist uns aber auch wohl, wenn wir mal nur schweigend nebeneinander her gehen.

Ich zögere etwas, nehme dann aber allen Mut zusammen und frage: "Nachdem unser letztes Abendessen so abrupt geendet hat, hätten Sie heute abend vielleicht Zeit, nochmals mit mir irgendwo etwas Kleines zu essen?" Erst strahlt Laurian über das ganze Gesicht, doch dann scheint ihm etwas in den Sinn zu kommen und er schaut mich bedauernd an.

In diesem Moment klingelt sein Telefon, er schaut auf das Display und entschuldigt sich: "Sorry, hier muss ich kurz rangehen." Ich nicke, und er dreht sich etwas weg von mir, wobei mir auffällt, wie schön sich seine Jeans an seinen knackigen Hintern schmiegt. Ich lasse meinen Blick genüsslich über seine Kehrseite wandern und merke erst jetzt, dass er mich wissend über die Schulter anlächelt, bevor er sich am Telefon meldet: "Ja, Laurian hier, hallo Evelyne... ah so, ja, alles klar, dann wünsche ich dir eine gute Besserung... Nein, nein, da kannst du gut noch etwas zuwarten. Nimm ein Paracetamol und trinke eine Tasse Tee dazu. Tschüss und mach's gut."

Ich schaue ihn fragend an, und er ärgert sich: "Mist, das ist eine Bekannte, die sich bereit erklärt hat, mich heute abend auf einen Kongress mit anschliessendem Empfang zu begleiten. Jetzt sagt sie mir aber, sie sei krank. Ich vermute allerdings, dass sie es nur darauf angelegt hat, dass ich einen Hausbesuch bei ihr mache." "Und, machen Sie?" frage ich. "Sicher nicht, erstens ist es definitiv nicht so schlimm, und zweitens habe ich überhaupt keine Lust dazu."

Nach einer kurzen Pause frage ich: "Können Sie denn nicht alleine auf den Empfang gehen?" "Doch, schon", meint er, "aber es ist in diesen Situationen immer besser, mit Begleitung zu erscheinen." Ich vermute: "Und Sie haben sicher keine Mühe, Frauen zu finden, die Sie noch so gern zu einem solchen Anlass begleiten." Er lächelt etwas gequält und meint dann: "Na ja, Sie haben ja gesehen, wie zuverlässig diese Zusagen sind."

Es entsteht eine längere Pause, und plötzlich hat er eine Eingebung, denn er schaut mich an und meint: "Sie haben ja heute abend noch nichts vor?" Mir schwant, worauf das hinaus läuft, und ich wehre ab: "Oh, nein, ich bin für solche Anlässe total ungeeignet." Doch er hakt nach: "Aber Sie könnten es sich theoretisch einrichten, mich zu begleiten?" "Selbst wenn, ich habe überhaupt nichts zum Anziehen dabei, und in Jeans und Pullover kann ich da wohl schwerlich auftauchen." "Ach, das ist das kleinste Problem, machen Sie sich da keine Sorgen, das lässt sich lösen."
Doch ich bleibe dabei: "Keine Chance, zudem kenne ich überhaupt niemanden dort." "Na ja, Sie würden mich kennen!" Ich muss lächeln: "Das ist nicht mein Parkett, Laurian, sorry, ich fürchte, Sie müssen alleine dorthin gehen." Doch er gibt nicht auf: "Sie wollten doch den Abend mit mir verbringen, und ich hätte gerade ganz grosse Lust, mit der attraktivsten Frau des Abends mein gesamtes Umfeld eifersüchtig zu machen." Ich erröte etwas: "Das glaube ich jetzt nicht, in diesen Kreisen gibt es sicher viele attraktive Frauen." Laurian schaut mich mit einem weichen Blick an und meint: "Zurechtgemacht und aufgebrezelt vielleicht, ja, aber niemals so natürlich schön wie Sie."

Die Uhr des Dr. ArtocinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt