Die Uhr des Dr. Artocin

Teil 56

Sarina

Laurian muss heute zwar nicht arbeiten, ist dieses Wochenende aber auf Pikett eingeteilt und muss in der Nähe der Einsatzzentrale bleiben. Wir machen uns deshalb einen gemütlichen Abend in seiner Wohnung. Das ist mir recht, ich bin ziemlich abgespannt, irgendwie müder als sonst. Wir gehen früh zu Bett, kuscheln uns aneinander und sind bald eingeschlafen.

Ich höre leise Geräusche in der Wohnung und schaue verschlafen auf die Uhr. Es ist morgens um halb sechs, Laurian ist aufgestanden und hat sich angezogen. Im Halbdunkel sehe ich seine grosse schlanke Gestalt, er hat sich die Bergretter-Ausrüstung angezogen, zu einer dunkelblauen Outdoorhose trägt er die rot-weisse Notarztjacke und Bergschuhe mit dickem Profil. Er sieht richtig beeindruckend aus, und ich hätte gerade grosse Lust, von ihm aus einem Bergmassiv gerettet zu werden.

Er tritt zu mir ans Bett, gibt mir einen zärtlichen Kuss und flüstert: "Schlaf weiter, Kleine, ich habe einen Einsatz. Ich melde mich, sobald ich weiss, wie lange er dauert." "Sei vorsichtig, Laurian", erwidere ich ihm verschlafen. "Klar, bin ich doch immer", versichert er mir, fährt mir nochmals leicht über die Haare und verlässt leise die Wohnung. Ich schaue ihm nach, und mit dem Bild meines Helden im Kopf drehe ich mich um und schlafe noch eine Runde weiter.

Als ich erwache, ist es bereits zehn Uhr, die Sonne scheint hell ins Zimmer, und ich setze mich auf. Aber was ist das? Mein Kopf brummt und mir tut der ganze Körper weh. "Wahrscheinlich muss ich nur etwas in die Gänge kommen", denke ich bei mir, trinke einen Tee und mache mich dann auf ins Dorf, um ein paar Besorgungen zu machen. Gern möchte ich Laurian ein leckeres Essen kochen, wenn er von seinem Einsatz zurück kommt.

Doch der zwanzigminütige Fussweg strengt mich enorm an, ich schwitze, als ich im Lebensmittelladen ankomme. Ich kaufe schnell ein, was ich brauche, und der Rückweg bergaufwärts schafft mich noch viel mehr. Ich muss zweimal eine längere Pause einlegen, und daheim angekommen, lege ich mich sofort ins Bett. Jetzt beginne ich zu frieren und ziehe die warme Bettdecke über mich.