Teil 14

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Laurian

Sie fährt fort: "Jetzt bist aber du dran, wie sieht es mit deinem Privatleben aus?" Ich antworte wahrheitsgemäss: "Ich hatte eine langjährige Beziehung, die aber vor gut zwei Jahren in die Brüche gegangen ist. Seither lebe ich allein." Sie meint mit einem Augenzwinkern: "Und ich nehme an, du lebst freiwillig allein, an Gelegenheiten wird es dir kaum mangeln." Ich überlege etwas: "Sagen wir mal so, die Leute in meinem Umfeld reizen mich nicht mehr wirklich. Ich suche etwas ganz anderes, etwas ganz Neues."

Sie schaut mich lange an und meint dann: "Erzähl mir von deiner Ex-Partnerin, wie sah sie aus, was war sie für ein Typ." Ich überlege, wie ehrlich ich sein soll und entscheide mich dann für den Sprung ins kalte Wasser: "Es war keine Frau, es war ein Mann."
Wenn ich jetzt erwartet habe, dass sie von meinen Worten abgestossen wäre, habe ich mich getäuscht. Ganz offen antwortet sie: "Ah, dann hatte der Journalist heute abend doch recht. Du bist bi - wie schön." Ich frage sie erstaunt: "Und damit hast du kein Problem?" "Nein, Laurian, im Gegenteil, Leute, die sich von beiden Geschlechtern angezogen fühlen, faszinieren mich." Ich erkläre ihr: "Es ist nicht immer einfach, aber ich habe sowohl mit Frauen wie auch mit Männern schon sehr schöne Zeiten erlebt." "War dein Ex auch Arzt in deiner Klinik?" möchte Sarina wissen. "Er war auch Arzt, ja, aber nicht in der selben Klinik, das wäre nie gut gegangen. Er hat sich nur schon von meinen Erzählungen ziemlich über meine Klientel geärgert." "Ich kann mir vorstellen, dass es nicht immer einfache Typen sind, erzähle mir doch von ihnen."

"Nun ja, sie sind sich halt gewohnt immer zu bekommen, was sie sich wünschen, ganz speziell im privaten Bereich.". "Du hast sicher auch solche, die sich in dich verguckt haben", hakt Sarina mit einem Augenzwinkern nach. Ich antworte wahrheitsgemäss: "Ja, die gibt es auch." "Erzähl mir von ihnen", fordert sie mich auf. "Da ist zum Beispiel die eine Frau eines steinreichen Oligarchen, die nonstop mit mir flirtet, mich immer wieder berührt, mir die Hand auf den Arm legt oder sogar auf mein Bein. Das widert mich richtig an." Sarina schaut mich verständnisvoll an: "Ja, das glaube ich dir gern."

Ich fahre fort: "Und einmal hatte ich einen Patienten, der sogar einen sexuellen Übergriff auf mich verübt hat." Sie schaut mich erschrocken an, und ich ergänze: "Ja, das war in der Tat eine Scheiss-Erfahrung." Mitfühlend fragt sie: "Möchtest du darüber reden?" "Danke, vielleicht ein andermal." Sie versteht das und hakt nicht weiter nach. Darüber bin ich froh, es hätte mich zu sehr belastet, jetzt darüber zu reden.

"Hast du denn auch Patienten, die du positiv erlebst?" fragt Sarina nach. "Ja, zum Glück gibt es die auch. Da ist eine ältere Dame mit schneeweissem Haar, Frieda heisst sie. Sie flirtet ebenfalls ausgiebig mit mir, aber immer im Bewusstsein, dass ich nicht auf ihre gespielten Avancen eingehe. So sagt sie zum Beispiel: 'Wenn wir zwei mal miteinander ausgehen' oder 'wenn aus uns zwei mal was wird', aber immer mit einem Augenzwinkern. Das ist für mich ein charmantes Kompliment, ohne dass sie mich wirklich bedrängt, und ich geniesse das Zusammensein mit ihr jeweils sehr. Sie gehört eigentlich nicht in den Kreis der von mir betreuten Patienten, aber bei ihr mache ich eine Ausnahme und behandle sie sogar von Zeit zu Zeit selbst." Sarina meint: "Das tönt überaus sympathisch, diese Frau würde ich auch gern kennenlernen."

"Warum nicht? Aber sprechen wir doch etwas über dich", wechsle ich das Thema. "Was hast du eigentlich für Hobbies?" Sarina strahlt und erzählt: "Ich spiele liebend gern Volleyball, sowohl in der Halle als auch im Sand", und ich witzle: "Ah, jetzt ist mir auch klar, wieso du so einen wohl geformten Hintern hast", und sie gibt mir einen Stoss mit dem Ellbogen, dass ich fast vom Sofa falle. Geschieht mir ganz recht.

"Und was hast du für Hobbies?" will sie wissen. "Ich habe leider sozusagen keine Zeit mehr für Hobbies, aber früher war ich viel in den Bergen unterwegs. Und während des Studiums habe ich mir dann einen Grossteil meines Lebensunterhalts mit Modeln finanziert."

Die Uhr des Dr. ArtocinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt