Teil 53

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Laurian

Sarina setzt sich etwas näher zu mir und nimmt aufmunternd meine Hand.
Ich räuspere mich und beginne: "An jenem Novemberabend habe ich alleine in unserem hauseigenen Fitnessraum trainiert. Nach einiger Zeit ist dieser Klient reingekommen, ein grosser, vierschrötiger Mann, Typ Türsteher. Er war damals bei mir in Behandlung wegen eines Leistenbruchs. Irgendwie muss er herausgefunden haben, dass ich mit einem Mann zusammen lebe, denn er hat mich schon vorher ein paarmal verbal ziemlich obszön angemacht. Natürlich bin ich nicht darauf eingegangen, aber ich bin immer höflich geblieben.

Mir war gleich unwohl in dieser Situation im Fitnessraum, aber ich habe dennoch weiter trainiert. Als ich gerade meine Rückenmuskulatur trainiert habe und über eine gepolsterte Rolle gebückt war - die Füsse unten eingeklemmt - spüre ich plötzlich, wie mir jemand über den Hintern streicht.
Ich sage bestimmt, er solle aufhören und mache mit meinen Übungen weiter. Kurz darauf spüre ich, wie er sich von hinten an mich heran drückt, sein Knie brutal in meinen Schritt presst und beginnt, meine rechte Pobacke zu spanken. Zuerst mit der Hand und nachher mit etwas Hartem aus Holz. Ich versuche mich zu wehren, habe aber in dieser Position keine Chance, er drückt meinen Oberkörper mit aller Kraft herunter und schlägt immer und immer wieder mit voller Wucht auf meine Pobacke ein, während er gleichzeitig meine Genitalien schmerzhaft quetscht. Ausserdem ruft er mehrmals: Das willst du doch auch, Doc, gib es zu und sag, dass es dir gefällt!"

Ich kann nicht mehr weiter sprechen und merke, wie mir die Tränen über beide Wangen laufen. Sarina streicht beruhigend über meinen Rücken, während mich Frieda verständnisvoll anschaut und mir ein Taschentuch reicht.
Wie lange wir so da sitzen, weiss ich nicht. Irgendwann fragt mich Sarina leise: "Wie hat es dann wieder aufgehört?" Ich fasse mich wieder und fahre stockend fort: "I-ich habe i-irgendwann von draussen Stimmen gehört, zwei, die wahrscheinlich gerade die Dusche verlassen haben. Sie kamen nicht in den Fitnessraum, aber der Typ hat trotzdem von mir abgelassen und ist ohne ein Wort verschwunden."
Nach einer Pause füge ich hinzu: "Ich habe versucht aufzustehen, bin aber sofort wieder zusammengebrochen. Irgendwie habe ich mich dann aufgerafft und es unter die Dusche geschafft." Wieder entsteht eine längere Pause.

Frieda fragt mich leise: "Soll ich Sarina erzählen, was dann passiert ist?" Ich kann nur nicken, und Frieda fährt ruhig fort:

"An diesem Abend kehre ich etwa um neun von einem Konzertbesuch zurück und will in mein Zimmer in der Klinik gehen. Als ich neben dem Fitnesscenter um die Ecke biege, sehe ich eine zusammengesunkene Gestalt, die zitternd an der Hausfassade lehnt, und als ich näher komme, erkenne ich, dass es Laurian ist." Ich füge erklärend hinzu: "Damals hatte ich eine sehr heftige Panikattacke, die erste und einzige in meinem Leben."
Frieda fährt weiter: "Ich habe sofort gesehen, dass etwas nicht stimmt und ihn danach gefragt. Zitternd hat er mir nur kurz gesagt, er sei Opfer eines sexuellen Übergriffs geworden. 

Ich hab ihm dann keine weiteren Fragen gestellt, sondern nur gesagt, ich bringe ihn in sein Apartment. Als wir dort angekommen sind, habe ich ihn ins Bett gelegt - ich erinnere mich, du konntest vor Schmerzen nur noch auf der Seite liegen - , ihm einen Tee gemacht und dann den damaligen Klinikdirektor angerufen.
Der war natürlich geschockt, war aber an einem Empfang und konnte gerade nicht weg. Er hat einen der Verwaltungsräte, Walter Ohnsorg, informiert. Der ist sofort zu uns gekommen. Er ist Arzt, ein Urologe, und hat Laurian eingehend untersucht, während ich im anderen Zimmer gewartet habe."

Die Uhr des Dr. ArtocinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt