Laurian
Als wir im Chalet angekommen sind, checke ich mein Handy und sage zu Sarina: "Eben hat sich mein Vater gemeldet und mir zur gewonnenen Verhandlung gratuliert."
"Hast du eigentlich ein gutes Verhältnis zu deinem Vater?" fragt mich Sarina.
"Ja, wir haben nach wie vor eine enge Verbindung. Meine Mutter ist gestorben, als ich zwölf war, und mein Vater musste sich neben seiner eigenen Firma mit über hundert Angestellten auch noch um mich kümmern. Und ich war kein einfacher Teenager, fürchte ich. Ich bin ihm extrem dankbar für alles, was er für mich getan hat."
"Ja, du hast erzählt, dass du ein Einzelkind bist und hast keine Geschwister, mit denen du die schwierige Situation hättest teilen können", ergänzt Sarina und fragt dann nach: "Woran ist deine Mutter denn gestorben?"
"Sie hatte Krebs", antworte ich ihr, und sie legt behutsam ihre Hand auf meine Schulter, die ich mit meiner ergreife und drücke. "Hast du gute Erinnerungen an sie?" fragt sie mich. "Ja, sehr, sie war eine Powerfrau, die wichtige Funktionen in der Firma übernommen hat. Mein Vater hat sie auf einer Geschäftsreise in Russland kennen und lieben gelernt. Sie hatte es nicht immer einfach, aber sie ist ihrem Weg konsequent gefolgt und hat hart gearbeitet für die Familie und den Erfolg in der Firma."
Sie fährt mir über die Haare und meint: "Oh, Laurian, das war sicher keine einfache Zeit für dich." Das stimmt, aber ich weiss nicht, was ich antworten soll, und wir schweigen einige Zeit.Ich frage Sarina: "Hast du eigentlich Geschwister?" "Ja, ich habe einen Bruder und eine Schwester", antwortet sie mir. Ihr Gesichtsausdruck wird ganz traurig, und ich frage sie, warum sie so bekümmert drein schaut. Nachdenklich erwidert sie: "Eigentlich hätte ich zwei Schwestern." Ich lege ihr die Hand auf den Arm und frage sanft: "Warum eigentlich?" Sie muss sich etwas überwinden, sagt dann aber: "Eine Schwester ist mit knapp vier Jahren gestorben." Ich fühle mit ihr und weiss nicht, was ich darauf antworten soll. Ich nehme sie in den Arm und lasse sie mein Mitgefühl und meine Wärme spüren.
Nach einiger Zeit frage ich sie leise: "Wie ist sie denn gestorben?" "Es war ein Autounfall", antwortet sie, und ich schliesse daraus: "Jetzt ist mir auch klar, warum dich der Unfall kürzlich so mitgenommen hat." Ich sehe, wie ihr eine Träne über die Wange rollt und küsse sie zärtlich weg. "Warst du bei dem Unfall dabei?" möchte ich wissen. Stockend sagt sie: "Ja, ich war die einzige, die dabei war, als es geschehen ist." Ich streiche ihr sanft über den Rücken, während ich sie frage: "War deine Schwester jünger oder älter als du?" Mit einem leeren Blick sagt sie: "Sie war jünger", und fügt nach einiger Zeit hinzu: "Fünf Minuten jünger."
"Oh Gott, es war deine Zwillingsschwester?" entfährt es mir. Sie nickt und legt den Kopf auf meine Schulter. Ich weiss nicht, was ich noch sagen kann und halte sie lange Zeit in meinem Arm.
Nach einiger Zeit erzählt sie mir: "Ich hatte auch schwierige Zeiten, als sich die Wege von einer guten Studienkollegin und mir getrennt haben, hatte ich schlimme Panikattacken. Erst, als ein Psychologe den Link gemacht hat zum Verlust meiner Zwillingsschwester, konnte ich die Zustände einordnen."
"Das glaube ich dir gern", bestätige ich und füge nachdenklich hinzu: "Es ist schon immer wieder bemerkenswert, wie unsere Gefühlswelt funktioniert."Ich denke bei mir: "Das Leben kann schon verdammt ungerecht sein - und doch hat sie es geschafft, nicht daran zu zerbrechen." Ich fühle mich ihr so nahe wie noch nie. Und ich sage zu ihr: "Hey, aber du hast es geschafft, das Schicksal hat dich nicht brechen können." Sie nickt, nimmt einen tiefen Atemzug und richtet ihren Blick in weite Ferne.
Ich stehe auf, dimme das Licht, zünde eine grosse Kerze an und stelle leise Musik an. Langsam gehe ich zum Sofa, auf dem Sarina sitzt, und küsse sie zärtlich auf ihren weichen Mund. Sie lässt es zunächst einfach geschehen. Doch mit der Zeit reagiert sie immer mehr auf meine Zärtlichkeiten und erwidert meine Berührungen je länger je intensiver.
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Die Uhr des Dr. Artocin
RomanceEigentlich wollte sich Sarina nur eine schöne Uhr kaufen, doch dabei trifft sie auf den charismatischen Laurian Artocin, der sie nicht nur fasziniert, sondern auch aus ihrer Komfortzone lockt.