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"Ich habe im Bad noch eine frische Zahnbürste gefunden" Sie steht mit frischen Sachen und Handtüchern auf dem Arm vor mir und lächelt mich an. Ich strahle zurück und nehme es dankend entgegen. 
Ich wollte gerade das Sofa aufräumen, als sie mir dazwischen kommt. 
Sie strahlt mich an und sieht mich an einem Arm hinter ihr her.
"Im Schlafzimmer ist auch Platz. Ich hab ein riesiges Bett, wo du viel gemütlicher liegen kannst und auch näher- Oh Gott was rede ich?! Tut mir leid, ich wollte, also ich- Ich wollte damit nur sagen, dass das Sofa unbequem und echt klein ist und du als mein Gast da nicht schlafen musst. Und falls du doch willst, dann kannst du mir das einfach sagen, ich kann es ja auch verstehen, also.." 
"Nein alles gut, mir ist das egal. Wenn du dadurch weniger Arbeit hast und ich dir nicht auf die Pelle rücke. Außerdem ist dein Bett wirklich riesig."
Sie lächelt mich an und setz sich auf den Rand ihres Bettes und ich tue es ihr zögerlich gleich. Vom Bett aus hat man eine schöne Sicht durch ihr großes Fenster, wo man auch den Spätsommerhimmel betrachten kann. 
"Wenn du willst, dann können wir auch kurz raus gehen" Sie schaut zwischen mir und dem Balkon hin und her und ich grinse sie nur an. Und schon das zweite mal innerhalb weniger Minuten sieht sie mich am Arm wo anders hin, nur dieses mal halt nach draußen. Ihr Balkon ist zwar gerade mal so groß, sodass 4 Menschen entspannt nebeneinander stehen können, aber trotzdem ist es super bequem. 
Gemeinsam lehnen wir uns an das Geländer und beobachten die Menschen auf den Straßen und die Sterne im Himmel. 
"Ich finde die Sterne so interessant" Während ich noch weiter nach oben schaue bemerke ich ihren Blick auf mir. 
"Das stimmt."
"Am schönsten sind die Sternbilder. Zumindest wenn man sie so halb erkennen kann" Die Schmetterlinge machen gerade Purzelbäume in meinem Bauch, weshalb ich leichte Gänsehaut bekomme. Und natürlich bleibt das nicht unbemerkt.
"Hey, ist dir kalt? Wir können rein gehen, wenn du willst." Sie legt ihre warme Hand auf meinen Arm, was die Sache nicht besser macht. Da ich nicht direkt antworte dreht sie mich leicht zu ihr und ihre blauen Augen schauen direkt in meine. Aber sie sind nicht immer blau. Es kommt da auf das Lichtverhältnis an, denn manchmal sind sie gräulich und manchmal haben sie einen grünen Touch. Sie sehen jedes mal so gleich, aber gleichzeitig auch so unterschiedlich aus, es ist einfach wunderschön. 
Wir stehen noch immer direkt gegenüber, mit ihrer Hand auf meinem Arm und auch unsere Gesichter sind nicht mehr weit voneinander entfernt. Als ich merke, was gerade passiert, ziehe ich ein kleines Stück zurück und räuspere mich. Auch sie räuspert sich kurz, nimmt ihre Hand weg und entschuldigt sich kurz. Also stehe ich draußen alleine und beobachte die Sterne, einfach weil es beruhigend ist. Einige Minuten später kommt sie mit zwei Tassen in der Hand wieder und drückt mir eine in die Hand.
"Pfefferminztee. Ich hoffe, das ist okay" 
Meine Wangen färben sich leicht rot, weil das der Tee ist, den ich auf Tour immer getrunken habe, aber das sieht sie zum Glück nicht. "Danke, Anna" 
Bei dem Namen schaut sie auf und ein kleines Lächeln zaubert sich auf ihre Lippen.
Wir stehen noch einige Minuten draußen und schlürfen unseren Tee, aber entscheiden uns dann doch wieder ins Warme zu gehen, denn es ist inzwischen doch nicht mehr so angenehm. 10 Minuten später sind wir dann schon fertig im Bett, ich lese noch was auf meinem Handy und Annalena hat sich noch ein Buch aus ihrem Regal geholt. 

"Hey, Alica. Steh auf du Schlafmütze. Wir müssen langsam echt los, ich will nicht direkt schon wieder zu spät kommen" Ich schrecke aus meinem Halbschlaf hoch und schaue mich schnell im Zimmer um, damit ich die Quelle der Stimme finden kann. Als ich Annalena, im Bett, mit zerzausten Haaren und einem Grinsen im Gesicht neben mir sehe, kommen die ganzen Erinnerungen an gestern Abend zurück. Ich lächeln zurück und bleibe kurz sitzen, um alles kurz zu verarbeiten. 
"Ich mache uns schon einmal was zum Essen. Ich habe Brötchen da und alles mögliche an Belag, ist das okay? Und willst du noch einen Kaffee dazu?" Sie steht inzwischen in der Tür und wartet auf meine Antwort. 
"Wie? Ach so, ja. Sehr gerne." 
"Okay, dann bis gleich. Deine frischen Sachen liegt schon im Bad, du weißt ja, wo das ist" Und damit ist sie verschwunden. 
Verwundert schaue ich ihr noch schnell nach und gehe dann doch ins Bad. Nach 10 Minuten leiste ich ihr in der Küche Gesellschaft. Der Tisch ist schon angerichtet und die zwei Tassen Kaffee hat sie auch schon in der Hand. 
"Setz dich ruhig, du musst nicht stehen" scherzt sie und stellt den einen Kaffee vor mir ab.
"Wasch schteht heute auf dem Plan?", frage ich sie, während mein Mund vollgestopft mit Brötchen ist. 
"Robert und ich sind heute mit Christian Lindner verabredet. Da es sehr wahrscheinlich ist, dass wir zusammen koalieren. Und heute fangen wir an uns langsam auszusprechen." 
Bei dem Namen halt ich kurz inne. Ich merke, wie es vor meinen Augen dunkel wird und sich plötzlich alles dreht. 

!TW! SA

Und es fühlt sich gut an, obwohl sie nicht alles richtig miterlebt. Sie bewegt sich nicht, beschwert sich nicht und macht keine Geräusche. Wieso kann es nicht jedes mal so sein, wenn man mit einer Frau schläft? Zwischendurch machte sie mal kurz die Augen auf und machte Anstalten zu reden, jedoch funktioniert das nicht mehr so gut, wenn man ihr eine Hand über den Mund hält, während man weiter in sie stößt. Manchmal hatte ich das Gefühl, sie würde gerne schreien, aber sie kann nicht.

!TW! SA

"Alica? Alica ist alles gut bei dir? Brauchst du Hilfe? Soll ich dir was holen?" Annalena steht plötzlich vor mir. 
"Was, was ist passiert?" 
"Du bist eben kurz ohnmächtig geworden, als ich dir gesagt habe, dass wir mit der FDP reden müssen. Warte, ich hole dir schnell ein Glas Wasser." Und damit rennt sie schnell in ihre Küche und kommt keine Minute später mit einem kalten Glas wieder. "Etwas besser?" 
"Ja, danke" Ich traue mich nicht, ihr in die Augen zu schauen. 
"Willst du mir erzählen, was gerade passiert ist?" Sie hockt wieder vor mir, die eine Hand auf meinem Knie und die andere auf meiner eigenen.
"Ich habe mich glaube nur kurz verschluckt, mach dir keine Gedanken."
"Du bist fast vom Stuhl gekippt, ich glau-" 
"Es ist alles gut, wirklich. Ich reagiere manchmal so.." 
Sie mustert mich misstrauisch, lässt aber dann wieder von dem Thema ab, wofür ich ihr mehr als Dankbar bin. 

𝑎𝑛𝑑 𝑦𝑜𝑢 𝑠𝑎𝑣𝑒𝑑 𝑚𝑒 -annalena baerbockWo Geschichten leben. Entdecke jetzt