10.

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{Annalenas POV}

Christian ist komplett dicht. Scheinbar kann er nicht einmal mehr die verschiedenen Gläser auseinander halten, denn er denkt immer noch, dass jeder einfach irgendetwas trinkt.

"Ey." sagt er nach einiger Zeit, ganz plötzlich.
"Was ey?"
"Na da ey. Schau ma zu Alica."
"Wa- Oh Gott."
Alice sitzt zusammengeklappt auf ihrem Stuhl und bewegt sich nicht. Wir haben vielleicht eine Minute nicht aufgepasst und was ist jetzt? Hier stimmt was nicht.
"Was sind das hier für Spiele?"
Erst wusste er nicht, dass er gemeint ist, bis er meinen Blick bemerkte.
"Was für Spiele? Ich hab nichts gemacht?"
"Tu doch nicht so. Du hast die Getränke her gebracht und mit Absicht vertauscht. Normalerweise hätte Robert das bekommen!"
"Komm runter, Baerbock. Ich hab nichts gemacht."
Ich war gerade dabei, zu ihm zu gehen, als mich jemand am Arm zurück zog.

"Es ist wirklich nichts im Getränk." zog mich Robert zu sich und zeigte mir einen von diesen schnellen Party-Drogentests. Und er zeigt nichts auffälliges.
"Siehst du. Und jetzt komm runter. Du hast genauso einen drinne wie wir alle." Ich weiß nicht, seit wann Christian so unfreundlich ist, aber scheinbar fängt es gerade an zu blühen.

Zu viert legen wir Alica auf eine der Bänke neben uns, da sie da bequem liegen und nicht herunterfallen kann.
Inzwischen ist die Stimmung hier komplett durch. Olaf hat sich dazu entschieden, wieder nach Hause zu fahren. Verständlich, denn es ist inzwischen 1 Uhr morgens und er sieht echt nicht gut aus, auch wenn er so wirkt.
Christian weigert sich, mit mir ein Wort zu wechseln, was jedoch auch auf Gegenseitigkeit beruht und Robert sitzt mit seinem Glas in der Hand zwischen uns und scrollt durch seinen Instagram Account. Der hat auch andere Nerven.

Neben mir rührt sich nichts. Alica hat inzwischen wieder Farbe im Gesicht und liegt neben mir auf der Bank.
Wir haben unsere Jacken auf sie gelegt, denn wenn man sich nicht bewegt wird es hier drinnen auch schnell kühl. Ich hasse solche kalten Belüftungen im späten Herbst.

Niemand von uns wollte nach Hause. Jeder von uns wartet scheinbar darauf, dass Alica aufwacht, damit wir gehen können. Aber sie macht es einfach nicht. Sie liegt Seelenruhig da.
"Wecke sie einfach. Dann erklären wir ihr alles und bringen sie nach Hause. Das ist das beste." sagt Robert und legt ihr eine Hand auf die Schulter. Auch wenn ich weiß, dass nichts in ihrem Getränk war, habe ich Angst um sie und will, dass es ihr besser geht. Aber ich nickte und fing an, die leicht zu schütteln, damit sie wach wird.

Und natürlich dauert es. Dieses Mädchen schläft wie ein Stein. Aber das kenn ich schon zu gut.

{Alicas POV}

Langsam aber sicher hört die Welt auf sich um mich herum zu drehen. Mein Kopf tut weh. Und zwar sehr. Und ich habe keine Ahnung was passiert ist, aber das ist nichts neues.
"Hey, Alica. Wach auf." Ich bin eingeschlafen?
Irgendwo aufwachen, wo ich lieber nicht sein sollte: Check. Mal wieder.
Ich versuche, meine Augen irgendwie zu öffnen, um zu erkennen, wo ich bin, jedoch sah ich nur 3 Gesichter über mir. Das ist neu.
"Sie sieht gut aus. Ich bring sie nach Hause und dann kann sie schlafen.".
"Ich bring sie weg. Du hast doch gar keine Ahnung, was überhaupt los ist."
"Komm jetzt nicht wieder so. Du hattest schon einmal unrecht gehabt, also lass mic-"

"Hört doch auf." unterbricht Robert die beiden. "Ihr seid wie kleine Kinder. Niemand von uns kann noch Auto fahren, also fahren wir alle zusammen."

"Danke." murmel ich, während ich die "Decken" aka die Jacken der anderen höher ziehe.

Während wir draußen warten, erklären mir die drei, was denn jetzt los war. Zum Glück dauerte es nicht lange bis uns ein Taxi holt. Bedacht, dass es nachts so kalt wird, habe ich nicht, weshalb ich die Jacke von Chris behalten darf, zumindest bis nach Hause. In "Sachen von anderen Leuten nehmen und vergessen sie zurück zu geben" bin ich echt gut. Aber zu meiner Verteidigung: Annalena hat auch noch meine Klamotten.

"Ich bring dich noch hoch. Nicht, dass etwas passiert."
Da Annalena schon einmal bei mir war, kennt sie den Weg inzwischen so gut wie auswendig. Genau wie die Tatsache, dass ich einen Schlüssel für meine Wohnung etwas weiter auf dem Gang unter einem angeblättertem Stück Wand habe, sodass ich auch wieder rein komme, falls ich meinen Schlüssel vergessen habe.

"Willst du die Jacke noch hier lassen? Ich kann sie ihm wieder mit-"
"Alles gut. Ich will das persönlich machen. Dankeschön. Wir schreiben morgen?"
"Na klar. Gute Nacht, Alica." Sie gab mir noch eine Umarmung und ich war wieder alleine. Ich wollte sie fragen, ob sie hier bleiben will, aber das wäre komisch gekommen.
Außerdem muss ich dringend schlafen.

Ich zog schnell mein Kleid aus und war schon eingeschlafen, bevor ich überhaupt mein Kissen berühre.

Am nächsten Morgen, bzw kurz nach 13 Uhr, war ich auch mal wieder wach.
Da es Samstag ist, und da wir inzwischen wieder frei haben am Wochenende, brauche ich mir keinen Stress zu machen. Ich zog mich an, machte mir Frühstück und suchte nach meinem Handy.

Es liegt in einer der Taschen von Christians Jacke. Ich muss es hineingelegt haben, als wir auf den Weg zurück waren. Aber in der Tasche war noch etwas.
Ein kleiner Zettel mit einer Nummer und "Falls du etwas brauchst ;) " darauf.
Ich ignorierte den Zettel erstmal, nahm mein Handy und schrieb Annalena. Die Frau schläft scheinbar auch nie, denn keine 5 Sekunden nachdem ich die Nachricht abgeschickt habe, wurde sie schon gelesen.
Wir schrieben die ganze Zeit noch, jedoch ging mir der Zettel nicht aus dem Kopf. Ist das Christians Nummer? Wieso sollte er einen Zettel mit seiner Nummer in seine Tasche packen?
Jedoch sieht der Zettel nicht aus, als würde er schon länger da liegen.

Nach kurzem überlegen nahm ich den Zettel und tippe die Nummer in mein Handy ein.
Und ja, es ist seine Nummer. Erkennt man an dem schwarz-weißen Foto von ihm, welches er als Profilbild hat. Vielleicht findet er, er sieht ohne Farbe besser aus. Aber mir egal.
Ohne viel nachzudenken fing ich an zu schreiben:

«Hallo Christian.
Noch einmal danke für die Jacke.
Ich bringe sie dir die Woche irgendwann mit.
- Alica.»

Es dauerte nicht lange, bis mein Handy klingelte. ⟨Christian Lindner⟩ stand ganz oben.

«Keine Ursache. Schön, dass du den Zettel bemerkt hast. Und das Angebot wie auf dem Zettel steht auch noch. Für dich hab ich immer Zeit ;)»

Der letzte Satz verwirrt mich zwar, aber ich beließ es dabei. Ich hab keine Lust, mir so etwas auch noch per Handy anzutun.

𝑎𝑛𝑑 𝑦𝑜𝑢 𝑠𝑎𝑣𝑒𝑑 𝑚𝑒 -annalena baerbockWo Geschichten leben. Entdecke jetzt